„Der Markt bietet weiterhin zahlreiche Chancen“
Das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsamt sich, der globale europäische Exportanteil sinkt. Doch trotz dieses teilweise schwierigen Umfelds gibt es für heimische Unternehmen viele Chancen, um die eigene Exporttätigkeit zu steigern. Das Export Center OÖ, eine Initiative der WKO Oberösterreich und des Landes Oberösterreich, unterstützt sie dabei als Möglichmacher und Fehlersucher. Worauf es jetzt ankommt, erzählt Leiter Florian Zeppetzauer im Interview.
Oberösterreich ist ein Exportbundesland: Jeden zweiten erwirtschafteten Euro verdanken wir direkt oder indirekt dem Export, der den Wohlstand sichert. Wie entwickelt sich die Lage derzeit?
Florian Zeppetzauer: Wir beobachten einige ungünstige Faktoren, beispielsweise geht der europäische Anteil am weltweiten BIP zurück, wir verlieren Boden an die USA und China. Gleichzeitig verlangsamt sich gerade das Wachstum der Weltwirtschaft generell. Unternehmen beschweren sich über eine sinkende Planbarkeit wegen internationaler Konflikte, auch nehmen Handlungshemmnisse wie etwa durch steigende Zölle teilweise zu. Trotz dieser herausfordernden Lage behaupten sich aber viele heimische Unternehmen weiterhin erfolgreich, der Markt bietet nach wie vor zahlreiche Chancen.
Zum Beispiel?
Florian Zeppetzauer: Unsere Unternehmen sind im internationalen Vergleich kleiner und deswegen oft sehr flexibel. Besonders bemerkbar macht sich das im Maschinenbau, wo kleinere Chargen produziert werden können. Viele heimische Betriebe haben außerdem Nischenmärkte gefunden, in denen sie global und manchmal antizyklisch erfolgreich sind –
etwa im Greentechbereich. Eine große Chance ist sicher auch der Luxusgütermarkt, wenngleich er auch schwer zu bearbeiten ist.
Welche Absatzmärkte sind derzeit im Kommen?
Florian Zeppetzauer: Viele prognostizieren Indien als gewaltigen Wachstumsmarkt, allerdings gibt es dort innerhalb des Landes sehr viele unterschiedliche Gesetzgebungen, die komplex zu bearbeiten sind. Südostasien ist auch sehr spannend; Europa wird natürlich ein sehr wichtiger Markt bleiben.
Das Export Center OÖ unterstützt Unternehmen beim Export. Gibt es Strategien und Ratschläge, die für (fast) alle Unternehmen und Branchen anwendbar sind?
Florian Zeppetzauer: Es ist wichtig, neugierig zu bleiben und keine Märkte kategorisch auszuschließen, auch wenn man auf den ersten Blick sehr skeptisch ist. Wichtig ist außerdem eine gewisse Geduld; es gilt, langsam die Fühler auszustrecken und sich natürlich gut zu informieren. Besonders für exotische Märkte braucht es einen langen Atem, auch durch die kulturellen Unterschiede. Ein Unternehmer hat uns von seinen Plänen erzählt, sich am südkoreanischen Markt zu etablieren. Erst die dritte Reise und Marktbearbeitung war erfolgreich, heute hat er dort eine Niederlassung und das Land ist sein wichtigster Auslandsmarkt.
Welche Aufgaben erfüllt das Export Center OÖ?
Florian Zeppetzauer: Erster und größter Aufgabenbereich ist die tägliche Beantwortung von Anfragen aller Art zum Thema Export, wir stellen die richtigen Kontakte her und vermitteln Know-how. Dabei arbeiten wir eng mit der Außenwirtschaft Austria zusammen. Der zweite Schwerpunkt ist die Abwicklung von Veranstaltungen, das proaktive Aufgreifen von aktuellen Themen, eine Art Wissensimport für heimische Betriebe. Der dritte Bereich umfasst das Aufbereiten von exportspezifischen Unterlagen und Datenmaterial, welche Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, aber beispielsweise auch bei Besuchen von Botschafterinnen in Oberösterreich gebraucht werden.
Mit welchen Anfragen kommen die österreichischen Exportunternehmen auf euch zu?
Florian Zeppetzauer: Das ist das Spannende an unserer Aufgabe, nie ist eine Anfrage genau wie die andere. Die Anfragen reichen von Basisinfos bis zu Detailwissen. Viele Unternehmen, die auf uns zukommen, haben selbst ein umfassendes Marktwissen und viel Exporterfahrung. Wir sind Möglichmacher und Fehlersucher. _
Redaktion
- Valentin Lischka
Fotos
WKO Oberösterreich, Illu: Gettyimages