Dank Sonnenenergie strahlt Fronius auf der ganzen Welt
Nicht einmal einen Kilometer von der A1-Autobahnabfahrt entfernt beschäftigt Fronius am Standort in Sattledt 2.500 Mitarbeiter. Genau dorthin lud die Geschäftsführung Montagvormittag zu einer Pressekonferenz. Rund 20 Medienvertreter:innen folgten bei angenehmen 21 Grad und Sonnenschein der Einladung. Und die Sonne war auch gleich das bestimmende Thema.
Schon Anfang der 90er Jahre setzte Fronius erstmals auf das Zukunftsthema Sonnenenergie. Anfangs noch belächelt, hat sich gerade dieser Geschäftsbereich zum größten Standbein des Familienunternehmens entwickelt. „Von unserem ersten Wechselrichter, dem Fronius Sunrise, haben wir im Jahr 1995 sage und schreibe 50 Stück verkauft. Im Jahr darauf war es schon das 40-fache. Das war damals ein Riesenerfolg. Weil damals hat es ja noch keinen richtigen Photovoltaikmarkt gegeben“, schwelgt Martin Hackl, Marketing- und Vertriebsleiter der Business Unit Solar Energy, in Erinnerungen.
3,4 Millionen Wechselrichter in Betrieb
Seither hat sich aber einiges getan. Knapp 30 Jahre später scheint kein Weg mehr an der grünen Stromerzeugung mittels Sonnenenergie vorbeizuführen. Lange Zeit war der jetzige Erfolg nicht absehbar. „Wir sind in der Anfangsphase häufig als die grünen Spinner dargestellt worden und hatten große Schwierigkeiten unsere Geräte am Markt unterzubringen. Man muss sich vorstellen, dass wir damals pro Woche nur rund ein bis zwei Wechselrichter gefertigt haben“, ergänzt Geschäftsführerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß. Seither hat der Geschäftsbereich Solar Energy jenen der Schweißtechnik bei Fronius deutlich überholt. Dies belegen folgende Zahlen: Mit einem geplanten Output von 510.000 Wechselrichtern im heurigen Jahr ist Fronius der größte Hersteller von Prosumer-Lösungen in Europa. Prosumer sind Menschen, die ein bestimmtes Gut sowohl produzieren als auch konsumieren können. Global sind inzwischen bereits 3,4 Millionen Wechselrichter von Fronius in Betrieb. Diese erzeugen jährlich 35,1 Terawattstunden an sauberer Sonnenenergie. Zum Vergleich: Das entspricht der Energie aus 33 Donaukraftwerken.
Wir wollen Österreichs menschenfreundlichste Fertigung werden.
Thomas Herndler (Mitglied der Geschäftsführung)
Die Energieversorgung wird mehr und mehr dezentralisiert, indem die Kund:innen selbst zu Produzent:innen werden. Sie erzeugen ihren eigenen Strom, verbrauchen diesen lokal und geben den Überschuss an andere Verbraucher:innen weiter. Externe Umweltfaktoren wie hohe Energiepreise und die künftige Eigenversorgung Europas verstärken diese Entwicklung zusehends. Hackl: „Speziell aufgrund der jüngsten Lieferengpässe strebt Europa eine reduzierte Abhängigkeit von anderen Märkten an. Wir können das bei Fronius nur unterstützen. Wir haben die europäischen Kompetenzen in manchen Bereichen wie jenem der Mikroelektronik über viele Jahre hinweg sukzessive abgebaut. Wir stehen dadurch im Nachteil zu asiatischen Mitbewerbern. Für uns sind nachhaltige Lösungen von höchster Bedeutung und diese schaffen wir am besten durch die Bündelung unserer Fertigungsaktivität in Österreich und Tschechien.“
Nutzfläche um 28.000 Quadratmeter erweitert
Fronius denkt aber keine Sekunde an Outsourcing sondern investiert in den Ausbau der bestehenden Werke. „Wir bereiten uns strategisch auf das große Wachstum in Europa vor und investieren massiv in den Ausbau unserer Produktion und Kapazitäten“, sagt Hackl im Rahmen des Pressegesprächs. Eine Führung durch das Werk in Sattledt untermauert die Ausbauoffensive deutlich. Beim Fertigungs- und Logistikstandort wird die Nutzfläche von derzeit 41.000 Quadratmeter um weitere 28.000 Quadratmeter ergänzt. Die Gesamtfertigstellung ist für Ende Juli 2022 geplant, danach erfolgt die schrittweise Besiedelung der neuen Flächen. Zu den Highlights der sogenannten Norderweiterung zählt unter anderem das vollautomatisierte Hochregallager. Es ist die künftige Umschlagstelle des Warenausgangs und bietet Platz für 7.000 Paletten und 12.500 Kleinteile-Behälter.
„Wir setzen mit dem Neubau in Sattledt gleich mehrere Zeichen. Wir möchten einerseits den Standort stärken und sichern sowie andererseits als zukunftsträchtiger Arbeitgeber wahrgenommen werden. Während andere in Zeiten der Corona-Krise Kurzarbeit angemeldet haben, startete bei uns die seit langer Zeit geplante Erweiterung. Allein heuer investieren wir bei Fronius 187 Millionen Euro in die Zukunft. Wir leben als Familienunternehmen die Kontinuität und denken weit nach vorne. Wir wachsen dabei aber nicht um jeden Preis, sondern immer nur dann, wenn wir es uns leisten können“, stellt Engelbrechtsmüller-Strauß klar.
Um dem aktuellen Photovoltaik-Boom und dem überdurchschnittlichen Wachstum Herr zu werden, benötigt Fronius zusätzliches Personal. Alleine für heuer werden 900 neue Mitarbeiter:innen gesucht. Im kommenden Jahr sind es dann laut Engelbrechtsmüller-Strauß österreichweit weitere 1.000 Jobs, die besetzt werden sollen.
Fronius wird deshalb verstärkt auf flexible Arbeitszeitmodelle setzen. „Wir müssen die Arbeitszeiten flexibler denken. Speziell die Arbeit im Schichtbetrieb bietet immer wieder Platz für Diskussionen. Dem gegenüber stehen viele Väter und Mütter, die gerade durch die Schichttaktung ihre Zeit mit den Kindern besser einteilen können. Und es gibt Studierende, Vereinsmitglieder oder Selbstständige, die nicht nur Stunden reduzieren, sondern auch gewisse Rhythmen verändern wollen. Genau hier setzen wir an und wollen Österreichs menschenfreundlichste Fertigung werden“, sagt Thomas Herndler, Mitglied der Geschäftsleitung (COO). Zu den neu angedachten Schichtmodellen laufen bereits erste Pilotprojekte. Demnächst soll eine breit angelegte Mitarbeiter:innen-Befragung folgen. Die Arbeitskräfte der Zukunft kommen bei den Überlegungen auch nicht zu kurz. Mit dem letztjährigen Lehrstart beschäftigt der oberösterreichische Hightechbetrieb rund 160 Lehrlinge in insgesamt 16 verschiedenen Berufsbildern.