Bühne frei für Linz
Doch wer übernimmt die Hauptrolle? Am 12. Jänner 2025 findet die Wahl des neuen Linzer Bürgermeisters oder der neuen Linzer Bürgermeisterin statt. Wir fragen uns: Wie ticken die Menschen hinter den Wahlplakaten? Der geschäftsführende Vizebürgermeister Dietmar Prammer spricht im Interview darüber, welche Handschrift die drittgrößte Stadt Österreichs in Zukunft tragen soll. Und auch bei seinen Mitbewerbern haben wir nachgefragt.
Seit dem Rücktritt Ihres Vorgängers sind Sie geschäftsführender Vizebürgermeister bis zur Angelobung. Darf es nach der Wahl gerne so weitergehen?
Dietmar Prammer: Falls ich zum Bürgermeister gewählt werden sollte, kann die Arbeit natürlich nicht so weitergehen. Es braucht eine andere Geschäftsverteilung der Ressorts und es wird ein Stadtrat nachzubesetzen sein. Derzeit führe ich meine bisherigen Geschäfte in den Bereichen der Stadtplanung, der Immobilien, des Schulwesens und der Abfallwirtschaft fort und übernehme zusätzlich die Agenden des Bürgermeisters. Ich maße mir nicht an, all das gleichzeitig zu können, da braucht es nach der Wahl eine neue Verteilung.
Welche Erfahrungen aus Ihrer bisherigen Laufbahn bringen Sie für das Amt des Bürgermeisters mit?
Dietmar Prammer: Hier geboren und aufgewachsen bin ich ein stolzes „Linzer Kind“. Ich bin hier zur Schule gegangen, habe in Linz studiert, immer hier gelebt und gewohnt – der Stadt bin ich daher sehr verbunden. Als ausgebildeter Jurist war ich früh politisch interessiert und bin seit meiner Zeit als Schulsprecher und Schülervertreter in der Sozialdemokratie verankert. Während meiner Zeit beim Land Oberösterreich habe ich einen MBA im General Management absolviert, um mir noch mehr wirtschaftliches Know-how anzueignen. Seit 2017 habe ich mich zudem im Gemeinderat und seit 2021 im Linzer Stadtrat stets eingebracht. Jenseits dieses Werdegangs lege ich Wert auf Vernetzung und darauf, mit vielen Menschen zu sprechen, bevor ich Entscheidungen treffe.
Die Stahlstadt Linz steht als Herz des Industriestandorts Oberösterreich vor großen Herausforderungen. Mit welchen konkreten Maßnahmen gehen Sie diese an?
Dietmar Prammer: Die größte Herausforderung ist die Dekarbonisierung. Diesbezüglich macht die Industrie bereits große Schritte, bei denen wir sie unterstützen. Gemeinsam mit dem Land Oberösterreich und unseren Topunternehmen haben wir dafür schon vor Jahren eine Wasserstoffinitiative ins Leben gerufen. Auch mit unserer eigenen Tochter, der Linz AG, leisten wir viel Unterstützung, damit der Industrie dieser Turnaround gelingt und die damit zusammenhängenden Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Die Digitalisierung schreitet voran. Wie entwickeln Sie die „Smart City“ weiter?
Dietmar Prammer: Wir starten derzeit ein Projekt zur digitalen Baueinreichung und wir versuchen, das Thema digitaler Zwilling voranzutreiben. Aber letztendlich sind wir auch als Stadt davon abhängig, welche Unternehmen in Linz ansässig sind und wie gut ihr Austausch untereinander funktioniert. Unsere „digital Mile“ ist sehr attraktiv, als Bildungs- und Forschungsstandort profitieren wir zudem von der Hochschullandschaft und der Nähe zu Hagenberg. Speziell bei der neuen Digital-Universität sind wir stark dahinter, einen zentralen Standort zu finden –
das wäre der nächste logische Schritt für die Smart City.
Stichworte: Wirtschaft und Kultur – welche Pläne haben Sie, um den Standort auf verschiedenen Ebenen attraktiver zu machen?
Dietmar Prammer: Linz war und ist eine stolze Industriestadt, das bildet unser wirtschaftliches Rückgrat. Wir stehen an oberster Stelle bei den Neugründungen und Patentanmeldungen, weshalb wir weiterhin wirtschaftlich guten Boden bereiten müssen, auf dem sich Unternehmen gegenseitig befruchten. Das funktioniert sehr gut, für mich liegt das am Linzer Spirit: Die Firmen sind unaufgeregt, kompetitiv und untereinander wenig eifersüchtig. Diese Art des Austauschs müssen wir weiter fördern. Wir haben uns außerdem von der Industrie- zur Kulturstadt entwickelt – damit wir das weiterhin international in die Auslage stellen können, brauchen wir die Verbindung zwischen Wirtschaft und Kultur und enge Kooperationen mit Sponsoren.
Wie wollen Sie den Dialog mit der Bevölkerung stärken und die Bürgerbeteiligung bei wichtigen Entscheidungen ausbauen?
Dietmar Prammer: Zum einen natürlich direkt im zwischenmenschlichen Austausch. Zum anderen treten wir mit den Linzerinnen und Linzern bereits regelmäßig in Kontakt: Über die Plattform „Schau auf Linz“ können Menschen ihre Anliegen und ihre Kritik online transparent einbringen. Auch über den Innovationshauptplatz laden wir mit unserer Beteiligungsplattform alle ein, mitzugestalten.
Wenn Sie in einem Satz zusammenfassen müssten, was Sie als Bürgermeister von Linz erreichen wollen – wie würde dieser lauten?
Dietmar Prammer: Wenn die Menschen froh darüber sind, in Linz zu leben und wie sich die Stadt gemeinsam mit ihnen unter meiner Führung entwickelt hat, dann bin ich zufrieden.
Und wie ticken die anderen? Wir haben nachgefragt.
Gedankensprung mit …
... Martin Hajart Vizebürgermeister der Stadt Linz ÖVP
3 Werte, die mich auszeichnen_Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Ausdauer
Die politische Kultur, die ich in Linz etablieren will, ist geprägt von_einer sauberen Politik – mit Fokus auf die Menschen in unserer Stadt.
Ein Wahlversprechen, für das ich stehe_Als Bürgermeister mache ich die Bereiche Verkehr und Integration zur Chefsache.
Die Zukunftsfähigkeit des Standorts sichern wir, indem_wir alles unternehmen, um die Industrie in Linz zu halten. Dazu braucht es gute Rahmenbedingungen: schnellere Behördenverfahren, einen Abbau der Bürokratie und eine gute Infrastruktur.
Was ich als Bürgermeister von Linz erreichen möchte in einem Satz_Ich will einen neuen Stil für Linz. Für mich ist es nicht wichtig, von wem eine Idee kommt. Es ist nur wichtig, ob sie gut für die Linzerinnen und Linzer ist.
Digitale Stadtverwaltung oder persönliche Anlaufstellen für mehr Bürgernähe_unbedingt beides
Sozialen Wohnungsbau oder Eigentumserwerb fördern_Die Mischung macht’s aus.
Öffentliche Sicherheit durch Überwachung oder verstärkte soziale Prävention_Soziale Prävention allein reicht leider nicht.
Fahrrad- und ÖPNV-Stadt oder mehr Parkplätze und Straßen bauen_Wir brauchen einen guten Mobilitätsmix.
Kulturförderung für lokale Projekte oder internationale Kulturveranstaltungen nach Linz holen_Das Lokale mehr fördern, aber mit internationalem Touch.
... Georg Redlhammer Linzer Gemeinderat NEOS
3 Werte, die mich auszeichnen_offenherzig, großzügig, menschlich
Die politische Kultur, die ich in Linz etablieren will, ist geprägt von_einen Unterschied zu machen.
Ein Wahlversprechen, für das ich stehe_Aufklären, kontrollieren und machen.
Die Zukunftsfähigkeit des Standorts sichern wir, indem_wir Ziel 17 der UN-Nachhaltigkeitsziele beherzigen und auf Partnerschaften setzen.
Was ich als Bürgermeister von Linz erreichen möchte in einem Satz_Gemeinsam machen wir Linz zu einer besseren Stadt.
Digitale Stadtverwaltung oder persönliche Anlaufstellen für mehr Bürgernähe_digitale Stadtverwaltung
Sozialen Wohnungsbau oder Eigentumserwerb fördern_sozialen Wohnbau
Öffentliche Sicherheit durch Überwachung oder verstärkte soziale Prävention_soziale Prävention
Fahrrad- und ÖPNV-Stadt oder mehr Parkplätze und Straßen bauen_Als Beeinträchtigter brauche ich das Auto, so geht es auch älteren Menschen. Die Mobilität der Zukunft ist kein Entweder-oder, sondern eine Frage des „Und“.
Kulturförderung für lokale Projekte oder internationale Kulturveranstaltungen nach Linz holen_Unsere Aufgabe ist es, lokale Projekte zu fördern.
... Michael Raml Linzer Stadtrat FPÖ
3 Werte, die mich auszeichnen_geradlinig, gesellig, gerecht
Die politische Kultur, die ich in Linz etablieren will, ist geprägt von_Anstand und Bürgernähe
Ein Wahlversprechen, für das ich stehe_Klare Regeln für Zuwanderung, mit einer Leistungs- und Integrationskultur im Mittelpunkt statt einer utopischen Willkommenskultur samt importierter Kriminalität. Nur jene, die bereit und fähig sind, einen aktiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, sollen nach Linz kommen dürfen. Unkontrollierte Zuwanderung darf unser Sozialsystem nicht weiter belasten.
Die Zukunftsfähigkeit des Standorts sichern wir, indem_wir zur Attraktivierung des Industriestandorts unsere Betriebe und Unternehmen vor allem mit günstiger Energie versorgen. Die Linz AG und der Bürgermeister müssen konsequent einfordern, dass der Green Deal und seine nationalen Ableger mit CO2-Steuer & Co. umgehend rückabgewickelt werden.
Was ich als Bürgermeister von Linz erreichen möchte in einem Satz_Linz soll die sicherste Stadt Österreichs werden!
Digitale Stadtverwaltung oder persönliche Anlaufstellen für mehr Bürgernähe_ganz klar mehr Bürgernähe und persönliche Kontakte
Sozialen Wohnungsbau oder Eigentumserwerb fördern_In Linz muss beides möglich sein.
Öffentliche Sicherheit durch Überwachung oder verstärkte soziale Prävention_Ich verfolge als Sicherheitsstadtrat einen gesamtheitlichen Ansatz aus Prävention und – dort, wo es notwendig ist (Öffis, Hauptbahnhof, Drogen-Hotspots) – Überwachung.
Fahrrad- und ÖPNV-Stadt oder mehr Parkplätze und Straßen bauen_Mehr Parkplätze und Straßen, insbesondere der Bau der Ostumfahrung – die Interessen der Autofahrer wurden in den letzten Jahren von SPÖ, ÖVP und den Grünen massiv ignoriert.
Kulturförderung für lokale Projekte oder internationale Kulturveranstaltungen nach Linz holen_Förderung lokaler Künstler, die ein großes Publikum anziehen, statt Randgruppenkultur
... Eva Schobesberger Linzer Stadträtin GRÜNE
3 Werte, die mich auszeichnen_Verlässlichkeit, Leidenschaft, Entschlossenheit
Die politische Kultur, die ich in Linz etablieren will, ist geprägt von_einem Miteinander mit einer klaren Vision für unsere Stadt.
Ein Wahlversprechen, für das ich stehe_Linz zu einer grünen und klimagerechten Stadt zu machen, die den Menschen gehört.
Die Zukunftsfähigkeit des Standorts sichern wir, indem_wir die Herausforderungen der Klimakrise entschlossen angehen und in saubere Energie und grüne Technologien investieren, um damit Arbeitsplätze zu schaffen und den Wohlstand für künftige Generationen zu sichern.
Was ich als Bürgermeisterin von Linz erreichen möchte in einem Satz_Ich arbeite für ein Linz, in dem wir 2040 stolz darauf sein können, dass wir die Transformation in eine klimagerechte Industriestadt geschafft haben; ein Linz, das jungen Menschen die Chance auf eine gute Zukunft bietet.
Digitale Stadtverwaltung oder persönliche Anlaufstellen für mehr Bürgernähe_Beides! Die Linzer:innen sollen die Möglichkeit haben, ihre Angelegenheiten sowohl digital als auch persönlich bei den Bürger:innen-Servicestellen erledigen zu können.
Sozialen Wohnungsbau oder Eigentumserwerb fördern_Damit die Menschen in unserer Stadt lebenswert und bezahlbar wohnen können, ist der soziale Wohnbau ein wichtiger Grundpfeiler, der durch die entsprechenden Förderungen gestützt werden muss.
Öffentliche Sicherheit durch Überwachung oder verstärkte soziale Prävention_Durch einen Ausbau der Sozialarbeit würden sich Konflikte oftmals schon bei der Entstehung viel besser entschärfen lassen als durch eine Überwachung der Menschen auf Schritt und Tritt.
Fahrrad- und ÖPNV-Stadt oder mehr Parkplätze und Straßen bauen_Wir brauchen keine neuen Autobahnen in unserer Stadt, sondern müssen den Ausbau der Öffis sowie sicherer, durchgehender Radwege massiv vorantreiben.
Kulturförderung für lokale Projekte oder internationale Kulturveranstaltungen nach Linz holen_Die lokalen Initiativen der freien Kulturszene sind das kulturelle Rückgrat unserer Stadt, die entsprechende Planungssicherheit benötigen und deren Unterstützung daher klar abgesichert sein muss._
Redaktion
- David Bauer
Fotos
Gettyimages; Prammer: Robert Maybach; Hajart: Alex Kaiser/OEVP Linz;
Redlhammer:Neos;
Raml: Hermann Wakolbinger;
Schobesberger: Violetta Wakolbinger