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                                    15Text Susanna WinkelhoferFoto Antje WolmDas Du-Wort kommt Christina Wilffnger so selbstverst%u00e4ndlich %u00fcber die Lippen wie der Kaffiee auf den Tisch. Sie war viel im internationalen Raum unterwegs, im Englischen stellt sich die Frage nach dem Du nicht, und das ffndet sie gut. %u00dcberhaupt braucht sie keine Floskeln, um Respekt zu erfahren. Den erf%u00e4hrt sie sowieso. Selbstbewusst war die geb%u00fcrtige Steirerin, die heute in Wien lebt, verheiratet ist und eine sechsj%u00e4hrige Tochter hat, n%u00e4mlich immer schon %u2013%u00a0wenn auch nicht immer mit dieser Gelassenheit wie heute, erkl%u00e4rt sie. Wir treffien Christina im Private Members Club AM HOF 8 in der Wiener Innenstadt. Hier ist sie Clubmitglied, meist nutzt sie einmal die Woche die R%u00e4umlichkeiten f%u00fcr Gesch%u00e4ftsessen, Businesstermine, Ideenschmieden auf der Dachterrasse. Sie investiert in Startups, ber%u00e4t Konzerne und sitzt in Aufsichtsr%u00e4ten %u2013 immer auf der Suche nach dem n%u00e4chsten Moment, in dem alles m%u00f6glich wird. Ein eigenes B%u00fcro, mal abgesehen vom Homeoflce, brauche sie nicht mehr. In ihren Aufsichtsratsfunktionen sei sie ohnehin bei den Unternehmen vor Ort. Was sie aber immer noch gerne braucht, sind ihre Highheels. Die tr%u00e4gt sie so m%u00fchelos den ganzen Tag wie andere Turnschuhe, nur nat%u00fcrlich mit mehr Haltung. Die Pause gibt den Ton an Als Wirtschaftsingenieurin mit Fokus auf Informatik versteht sie die Technik. Als Musikerin versteht sie die Menschen. Die Kombination macht ChrisBleib neugierig.Mach Pausen.Vergiss Micromanagement.%u201c%u201eChristina Wilfinger war immer schon neugierig. Sie liebt Musik. Und Technik. Und Wirtschaft. Und das alles verbindet sie. Aus der Musik hat sie viele Analogien f%u00fcr ihre F%u00fchrungsaufgaben mitgenommen. So viel vorweg: %u201eDu musst den Takt angeben, genau zuh%u00f6ren und Gestaltungsspielraum geben. Das macht f%u00fcr mich F%u00fchrung aus.%u201c Heute f%u00fchrt die ehemalige Microsoft- und SAP-Gesch%u00e4ftsf%u00fchrerin als Aufsichtsr%u00e4tin, Investorin und Beraterin durch eine Zeit des radikalen Wandels. Ihre Botschaft an F%u00fchrungskr%u00e4fte: Mut zur Ver%u00e4nderung ist nicht optional %u2013 er ist %u00fcberlebensnotwendig.tina zu einer seltenen Spezies in der F%u00fchrungsetage. Und dort sei es keineswegs immer perfekt, sollte es auch gar nicht sein (aber dazu sp%u00e4ter). Damit man hier diese nahezu perfekten Momente im Einklang %u2013 wie bei einem Konzert %u2013 erleben k%u00f6nne, %u201ebraucht es ein Zusammenspiel von ganz vielen besonderen Faktoren: die richtigen Personen, die richtigen Instrumente, die richtige Situation, die richtige Stimmung %u2013 also das richtige geopolitisch-wirtschaftliche Umfeld%u201c. Und: Pausen! %u201eDas Wichtigste in der Musik sind die Pausen.%u201c Die Stille zwischen zwei Takten. Der Moment, in dem hundert Musizierende gleichzeitig den Atem anhalten. Ohne sie w%u00e4re die Musik nur L%u00e4rm. Die Pause gibt der n%u00e4chsten Note ihren Sinn, ihre Kraft, ihre Sch%u00f6nheit. Sie schaffit Raum f%u00fcr das Unausgesprochene. Dass es auch in der Wirtschaft genau diese Pausen brauche, war ihr nicht von Anfang an bewusst. %u201eDas musste ich erst lernen: sich auch mal bewusst zur%u00fccknehmen, refflektieren, nicht zu schnell mit den Ideen rausschie%u00dfen. Das ist ein Lernprozess.%u201c Lernprozesse w%u00fcrden f%u00fcr F%u00fchrungskr%u00e4fte ohnehin dazugeh%u00f6ren. Gerade jetzt, in diesem stetigen Wandel, br%u00e4uchten sie vor allem eine ganz wesentliche Eigenschaft: %u201eDieses Annehmen, dass die Unsicherheit nicht mehr weggehen wird. Das waren wir in den letzten 60, 70 Jahren in der Businesswelt nicht gewohnt %u2013 so viel Unsicherheit, so viele unterschiedliche makro%u00f6konomische Faktoren und geopolitische Einffl%u00fcsse %u2026%u201c Vor zehn Jahren h%u00e4tte niemand f%u00fcr m%u00f6glich gehalten, dass wir %u00fcber tats%u00e4chlichen 
                                
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