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                                    75Antje Wolm: Ich bin direkt an der Mauer aufgewachsen, t%u00e4glich hatte ich sie als kleines M%u00e4dchen vor Augen. Ich wollte immer wissen, wie die Welt dahinter aussieht. So habe ich fr%u00fch gelernt, die von au%u00dfen vorgegebenen Grenzen zu hinterfragen und meine eigenen Rahmenbedingungen zu kreieren, sodass ich mich entfalten kann. Das ist wie bei den Menschen, die ich fotografflere. Ich sp%u00fcre sofort, ob noch Grenzen beim Gegen%u00fcber abgebaut werden m%u00fcssen, um wirklich das sichtbar zu machen, was diesen Menschen ausmacht. Die zweite Sache, die mich sehr gepr%u00e4gt hat, ist die Berliner Schnauze. Und sich %u201enichts zu schei%u00dfen%u201c. Du kannst auf Berlins Stra%u00dfen in den au%u00dfergew%u00f6hnlichsten und skurrilsten Outfflts unterwegs sein, das ist absolut normal, niemand zeigt mit dem Finger auf dich. Gerade meinen Kunden versuche ich immer ein St%u00fcck davon mitzugeben, mal gegen den Strom zu schwimmen und sich wirklich zu trauen zu zeigen, wer man ist und sein will. Und nicht das zu zeigen, was andere von einem erwarten. Inwiefern kannst du deine fr%u00fcheren Berufserfahrungen auch f%u00fcr deine heutige Selbstst%u00e4ndigkeit gut gebrauchen?Antje Wolm: Ich konnte in den unterschiedlichsten Branchen Erfahrungen sammeln. Jede dieser Erfahrungen hat dazu beigetragen, dass ich heute dort ankommen konnte, wo ich schon mein Leben lang hin wollte. Budgetplanung, Strategiemeetings, Mitarbeiterf%u00fchrung, Controlling, Kundenkontakt, Marketing, Verhandlungsgespr%u00e4che %u2013%u00a0all diese fiemen betreffien mich als selbstst%u00e4ndige Fotograffln genauso wie damals in meinen Festanstellungen. Woran erkennst du, dass dieser Beruf deine Berufung ist? Was ist dein Warum?Antje Wolm: Ich erkenne es daran, dass ich mich nach jedem Shooting aufgeladen f%u00fchle und es regelrecht in mir pulsiert. Meine Bilder geben den Menschen, die ich fotografflere, eine ganz besondere Energie, indem ich oft mehr in ihnen Mein Job gibt mir mehr Energie, als er mir nimmt.Antje WolmFotografin
                                
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