Page 22 - 2024_02_DIEMACHER
P. 22
Das Diversity-Puzzle aller Interviewpartner
#4 Offenheit des #1 Änderung
Denkens des Mindsets
#5 Sensibilisierung #3 sich
von Führungskräften etwas
zutrauen
#2 aktives Zugehen
auf das Thema
Bei Rosenbauer wurde nach einem Kontakt mit Was Jungkunz selbst am Thema Inklusion be-
dem Betriebsservice auf der HR-Connects-Mes- wegt? „Ich bin Unternehmensberater und es
se gemeinsam mit einem großen Inklusions- gehört zu meinem Berufsethos, die Betriebe
prozess gestartet. Am Anfang stand ein Inklu- weiterbringen zu wollen und gemeinsam mit
sionscheck mit zehn Fragen, unter anderem: Wo ihnen Lösungen zu erarbeiten. Gerade bei der
stehen wir im Bereich Inklusion und wo wollen Inklusion gibt es noch viel Bedarf und gleich-
wir hin? Fällt es uns schwer, Stellen zu besetzen, zeitig riesige Chancen. Da liegen viele Lernef-
und nutzen wir schon das volle Potential im Be- fekte und ein großes Potential für Innovation.“
reich Inklusion? „Die Fragestellung ist tatsäch- Für Bockmüller geht es vor allem darum, keine
lich, Arbeitskräftepotentiale zu finden und im Unterscheidungen zwischen Menschen zu tref-
Recruiting zu integrieren und andererseits auch fen. Es sollten die Fähigkeiten von Menschen
zu fragen: Wie möchten wir uns als Arbeitgeber in den Vordergrund gestellt werden und nicht,
positionieren?“, so Jungkunz. Das Betriebsser- was jemand nicht kann. Um die Barrieren in den
vice veranstaltet im nächsten Schritt sogenannte Köpfen abzubauen und das Mindset zu ändern,
„access|tours“, also Workshops mit Teammitglie- brauche es vor allem konkrete Angebote.
dern und den direkten Vorgesetzten. Menschen
mit Behinderungen geben dort Einblicke in ihre Für Martin Pumm wurde bei Rosenbauer ein
täglichen Herausforderungen. Durch diese Sen- Traum wahr. Seine Gebärdendolmetscherin
sibilisierung wird die Kommunikation im täg- übersetzt seine Freude für uns: „Unter Hören-
lichen Arbeiten miteinander erleichtert. „Vor den herrscht oft das Vorurteil, dass ich Schwie-
allem in Führungskräfteschulungen sollte Inklu- rigkeiten mit dem Sprechen habe. Das stimmt
sion immer ein Teil sein“, wünscht sich Bock- nicht. Ich kann sprechen, ich höre nur nichts.
müller. Da gibt es oft Hemmungen und ich würde mir
mehr Offenheit wünschen. Ich kann genauso
„in-experience“ gehen wie jeder andere mit meinen Kollegen reden und
Witze reißen und sie verstehen mich. Ich fühle
mich in meinem Team wirklich wohl und gut
Doch was wäre eine theoretische Schulung ohne integriert.“ Und auch Personalverantwortlicher
praktische Erprobungen? „Für uns ist es immer Dominik Ehmer ist mittlerweile überzeugt, dass
wichtig, gemeinsam mit den Betrieben ‚in-expe- die Anstellung von Martin Pumm ein wichtiger
rience‘ zu gehen, das heißt, Inklusionserfahrung Schritt war, um das Thema Diversity, Equity und
zu sammeln. Im Fall von Martin Pumm wuss- Inclusion im Unternehmen wirklich zu leben
ten wir, er ist enorm interessiert an Rosenbauer und Veränderung anzustoßen._
und wir haben dort schon einen Prozess gestar-
tet. Das konnten wir gut kombinieren“, freut
sich Jungkunz. Und es zeigte sich schnell: Das
Schnuppern von Pumm und die ersten Monate
im Job waren von Erfolg gekrönt. „Nun sind wir
‚in-reality‘ angekommen, also in der Inklusions-
realität.“
22