Page 21 - 2023_03_DIEMACHER
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Geht das überhaupt …?!






                 „Gegenfrage: Warum sollte das nicht    mich nicht auf den Verlust, der dadurch natürlich
                funktionieren?“ Hat sie doch gerade     entsteht. Sondern auf die vielen neuen Menschen,
                erst Platz genommen, ermutigt           Inputs und die bereichernden Wege, die wir mit ih-
                einen Anita Thallinger direkt zum       nen einschlagen.“
                Umdenken. Ihr positives Strahlen
                untermauert den Gedanken. Genau
                diese Frage stellt sie sich selbst      #2
                nämlich zum Beispiel genau dann,
                wenn es um flexibles Arbeiten geht.        Führen statt einmischen

                                                        Innovative Mindsets gehören in Bürmoos zur Un-
            „Ich  bin  wohl  die  Führungskraft,  die  bei  uns  für   ternehmenskultur. Aus alten Denkmustern auszu-
            jegliches Teilzeitmodell steht. Ob geringfügig, für   brechen hat bei W&H Tradition. Abteilungen sucht
            zwölf, 16, 20 oder 35 Stunden – wie es halt gera-  man vergebens, stattdessen setzt man auf eine haus-
            de passt. Und in einem halben Jahr kann sich das   eigene Teamorganisation in kleinen Einheiten, um
            wieder völlig ändern. Schau es dir einfach mal an   die rund 700 Mitarbeitenden besser zu koordinie-
            und dann siehst du, wie es dir damit geht! Warum   ren. Während der Arbeitskräftemangel viele andere
            sollte das nicht funktionieren?“ Gute Frage. Viel-  erst  in den vergangenen  Jahren zum Umdenken
            leicht sollten wir uns diese im (Berufs-)Leben ja   zwang, fühlte man hier bereits in den 1990er Jahren
            viel häufiger stellen? Check! Das erste Learning ist   den Puls der Zeit. „Die Eigentümerfamilie Malata
            in der Tasche. Aber: Konzentration! Da kommt be-  hat die Bedürfnisse früh erkannt und die Idee mit
            stimmt noch mehr … Denn Anita nimmt uns mit   passionierten Kolleg:innen umgesetzt, von denen
            auf eine Reise durch ihre Gedanken. Und zeigt die   viele noch heute im Unternehmen sind.“ Ihr Blick
            fünf wichtigsten Haltestellen auf dem Weg zu ihrem   schweift durch den Raum. Und man spürt, wie sehr
            persönlichen „New Mindset“.                 sie selbst davon fasziniert ist. „New Work, moderne
                                                        Unternehmenskulturen und flache Hierarchien –
            #1                                          diese Dinge sind in aller Munde. Aber sie müssen
                                                        auch zu den Menschen passen. Diese müssen dahin-
                                                        terstehen. Es muss einfach authentisch sein.“
               Chancen in
               Veränderung erkennen                     Zeitgemäßes Führen ist daher auch für Anita ein
                                                        absolutes Must-have. Das Sprichwort „Der Fisch
                                                        stinkt vom Kopf“ kommt schließlich nicht von un-
            Hinterfragen, hinterfragen, hinterfragen. Nein, nicht   gefähr. Was sie unternimmt, damit es unter ihrer
            zögern. Sondern auf der Hut sein. „Immer wenn man   Führung stattdessen „wohlig duftet“? „Für mich ist
            das Gefühl hat, dass etwas läuft, sollte man sich selbst   das Schönste, wenn wir uns im Team abstimmen
            hinterfragen.“ Als Director Marketing & Market   und jede:r weiß, was zu tun ist.“ Nicht einmischen,
            Service beim W&H Dentalwerk Bürmoos beherzigt   die Spezialist:innen in Ruhe arbeiten lassen, so ihr
            Anita selbst diese Herangehensweise seit vielen Jah-  Credo. „Im Normalfall beherrschen meine Kol-
            ren. Das Unternehmen wurde 1890 gegründet und   leg:innen ihre Aufgaben ja eh viel besser als ich. Und
            zählt seit Jahrzehnten zu den größten Traditionsbe-  falls doch Probleme auftauchen, können alle gerne
            trieben im Salzburger Raum. Da fällt es so manches   zu mir kommen.“ Ein kurzes Lachen, gefolgt von ei-
            Mal bestimmt schwer, die eigene Tradition mit dem   nem Augenzwinkern: „Ich bin die Problemlöserin.“
            Anspruch zu vereinen, sich immer wieder neu zu er-  Ansonsten setzt sie darauf, im Team mitzuarbeiten
            finden. Oder? „Es ist völlig normal, wenn sich ein ge-  und sich auf ihre kaufmännischen Aufgaben zu kon-
            wisser Trott einschleicht.“ Meist funktioniere dieser   zentrieren. „In Urlaubszeiten oder falls jemand län-
            auch über längere Zeiträume hinweg.         ger ausfällt, bin ich happy, wenn ich unter die Arme
                                                        greifen kann. Aber was entscheidend ist: Ich frage
            Doch plötzlich: Boom! „Gefühlt aus dem Nichts   immer, ob das für alle Beteiligten in Ordnung geht.“
            verlässt jemand das Team, geht in Karenz oder es
            treten unerwartete Fehler auf.“ Genau dann stehe
            man an einer Weggabelung: Aus der einen Rich-  #3
            tung winken die Probleme und Herausforderungen,
            die damit einhergehen und einen entmutigen. Die      Mut zur Innovation
            andere Richtung führt dorthin, wo Bereicherung
            lockt. „Fehler triggern Fortschritt. Auch in Öster-  Kein Sprint, sondern ein Dauerlauf mit einer sich
            reich, wo eine gesunde Fehlerkultur noch nicht   stets verschiebenden Ziellinie. Im Grunde be-
            überall Usus ist.“ Veränderung aufzuhalten ist ein   schreibt das am besten, was es bedeutet, stets in-
            Kampf gegen Windmühlen. Sie als Chance zu be-  novativ zu bleiben. Neue Denk- und Sichtweisen
            greifen eröffnet hingegen ungeahnte Möglichkei-  sind dabei beides zugleich: einerseits das, was die
            ten. Ein Beispiel verdeutlicht, was sie damit meint:   Ziellinie immer wieder neu definiert. Andererseits     Text   David Bauer
            „Wenn ich an Karenzen denke, konzentriere ich   die treibende Kraft, um sie zu erreichen. Ent-    Foto  Ines Thomsen


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