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„Wir müssen diesen
Wandel aktiv gestalten!“
Immer höher, immer weiter, immer schneller, immer alles und von allem
noch mehr. Wir können in diesem Tempo weiterfahren, aber: „Dann werden
wir gegen die Wand fahren.“ Eva-Maria Pürmayer ist überzeugt, dass
es ein radikales Umdenken brauche. In der Wirtschaft, in der Politik, in
der Gesellschaft und vor allem bei uns selbst. „Wir brauchen neue Wege.
Gehen wir sie gemeinsam und gehen wir es gemeinsam an!“
Wege, umrandet von Bäumen, Wiesen und Fel- derprallen. Wenn es das nicht mehr gibt, dann sind
dern, findet Eva-Maria Pürmayer direkt vor der wir ja alle nur noch in unserer Bubble, anonym auf
Haustür ihres Genießerhotels Bergergut im Mühl- Social Media.“
viertel viele. Hier in Afiesl ist sie aufgewachsen
und schließlich auch hierher zurückgekehrt, um
den Familienbetrieb in fünfter Generation weiter- #2
zuführen. Geplant war das alles nicht so schnell.
2016 trat sie völlig unerwartet in die Fußstapfen Pippi Langstrumpf
ihres Vaters – Werner Pürmayer nahm sich mit 53
Jahren das Leben, er war Hotelvisionär und brach- lässt grüßen
te vieles in der Region in Bewegung. „Es war eine
harte, eine sehr intensive Zeit. Zuerst versuchte ich Sieben Jahre sind nun vergangen, seit sie nach dem
irgendwie, alles wieder in Bahnen zu bringen, ich Tod ihres Vaters das Bergergut übernommen hat
weiß selbst nicht mehr, wie ich die Kraft dafür auf- und nun mit ihrem Lebenspartner, Haubenkoch
bringen konnte.“ Welche Rolle Pippi Langstrumpf Thomas Hofer, als Vier-Sterne-superior-Hotel
dabei spielte, dazu später. Sie habe das Lebenswerk führt. „Das war eine unendlich intensive Zeit“, er-
ihres Vaters gerettet, titelten damals die Zeitungen. innert sich Eva-Maria Pürmayer. „Kurz nach dem
Und ja, das hat sie. Er wäre wohl unfassbar stolz Tod von meinem Papa bin ich runtergefahren in
auf seine Tochter. Das ist aber noch lange nicht die Stadt, ich war noch keine 30, und saß Bänkern,
alles – heute macht sie ihre eigenen Fußstapfen Anwälten, Notaren und Steuerberatern gegenüber –
(vorzugsweise im Wald). Mit einem völlig neuen wenn ich heute daran denke: Oh mein Gott!“ Hät-
Mindset – im Führungsstil genauso wie im Gastge- te sie vorher gewusst, wie viel Kraft sie brauchen
ben – gestaltet sie den Wandel aktiv mit. Das sind würde, „ich hätte es wohl nicht gemacht. Ich hätte
ihre fünf Wege dafür. zu große Angst davor gehabt. Aber heute bin ich so
dankbar und froh, ich bereue überhaupt nichts.“
#1 Geholfen habe ihr dabei eine gewisse „Pippi-Lang-
strumpf-Energie“. Pippi Langstrumpfs Lebens-
motto ist: „Das habe ich noch nie gemacht, daher
Zurück zum Ursprung bin ich völlig sicher, das schaffe ich!“ Diese Naivi-
tät brauchte auch Eva-Maria Pürmayer damals, um
Irgendwann habe sie sich gefragt: „Okay, was will genügend Mut aufzubringen. Gelernt habe sie in
ich jetzt eigentlich an diesem Platz?“ Einfach nur den vergangenen sieben Jahren vieles. An ein ganz
gutes Essen und ein schönes Bett an Menschen, wesentliches Learning erinnert sie sich besonders
die sich das leisten können, verkaufen – „das war gern: „Mein Sohn Leopold war damals ein knap-
mir zu wenig“, erzählt Eva-Maria Pürmayer. Und pes Jahr alt. Ich bin am Ende eines Wahnsinnstages
ist damit eine typische Vertreterin der Generation heimgekommen und da liegt er in seinem Gitter-
„Why“. „Ich wollte immer schon einen Sinn er- bett, ich schau ihn an und mir wird klar, worum es
kennen in dem, was ich mache.“ Sie will also nicht wirklich geht. Dieser kleine Mensch hat es immer
einfach ein Luxushotel führen, sie will vielmehr wieder geschafft, mich zu erden.“ Und das sei im-
„Orte und Räume gestalten, wo Menschen an- mens wichtig, denn sonst verliere man sich irgend-
kommen können, wo sie zur Ruhe kommen und wann in all den Unternehmensgeschichten, Über-
entschleunigen. Und gleichzeitig sind wir ein Ort, lebenskämpfen und Geldangelegenheiten.
wo Menschen arbeiten – mit Freude arbeiten.
Auch viele sehr junge Menschen. Das ist es, was
mich antreibt: Menschen begegnen, Leben we- #3
cken.“ Für andere da zu sein, das war ja auch der
Ursprungsgedanke von Gaststätten und vom Gast- Todsicher
geben. Und dazu gehöre unbedingt ein Stamm-
tisch. „Da kommen die Menschen zusammen, Niemand redet gern über ihn. Er ist das größte Ta-
Einheimische, Gäste, ganz unterschiedliche Leute. buthema der Gesellschaft. Und das, obwohl er mit
Da ist Platz für Emotionen und Diskussionen, da absoluter Sicherheit uns alle irgendwann betrifft: Text Susanna Winkelhofer
können unterschiedlichste Meinungen aufeinan- der Tod. Genau dieser – also die Konfrontation Foto Ines Thomsen
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