Page 45 - 2017_01_DIEMACHER
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REDAKTION_SABRINA KAINRAD
            ILLUSTRATION_THINKSTOCK, ALEXANDRA AUBÖCK
            FOTOGRAFIE_APOBANK, WKOÖ, REQPOOL/SEBASTIAN
            HÖRLESBERGER, SABINE KNEIDINGER





            großen Unternehmen kostet eine neue
            Betriebssoftware  schnell  mehrere  Mil-
            lionen Euro“, sieht Schnitzhofer hohes   DIGITALISIERUNGS-
            Einsparungspotential.  Reqpool  hilft
            großen Unternehmen bei der Beschaf-    KOMPASS
            fung von deren IT und hat viele Firmen
            in  den  vergangenen  Jahren  dabei  un-  Die WKOÖ bietet den Klein- und Mittelbetrieben mit dem Digitalisierungskom-
            terstützt,  digitaler  zu  werden.  Dabei   pass ein kostenloses Tool für die Erstellung einer eigenen Digitalisierungsstra-
            sei  aufgefallen,  dass  der  Begriff  Digi-  tegie an. Der Digitalisierungskompass wird ab Mai als kostenloses Online-
            talisierung  noch  sehr  schwammig  ist:   Programm auf der WKOÖ-Homepage abrufbar sein. Unternehmer könnten
            „Viele Leute wissen nicht, wie sie damit   sich mithilfe des Tools selbständig eine Orientierung über das umfangreiche
            umgehen  sollen.“  Laut  Reqpool  ist  Di-  Thema Digitalisierung verschaffen und bekämen einen Leitfaden für die Er-
            gitalisierung  die  nächste  industrielle   stellung einer Strategie. Dazu Gerald Silberhumer, Leiter des Digitalisierungs-
            Revolution. Sie folgt den Prinzipien der   projekts der WKOÖ: „Mit Hilfe des Digitalisierungskompasses bekommen
                                                   Unternehmer eine Grundorientierung für eine Strategie, die anschließend mit
            Industrialisierung und erweitert sie um   professionellen Beratern vertieft und zu einem konkreten Konzept entwickelt
            Dezentralisierung.                     werden kann.“ Jedes Unternehmen starte von einem anderen Punkt aus
                                                   und müsse die für sich notwendigen Punkte erarbeiten. Neben dem Digita-
            Gerald Silberhumer, Leiter des WKOÖ-   lisierungskompass bietet die WKOÖ noch eine Reihe weiterer Angebote zum
            Digitalisierungsprojektes,  ordnet  Ös-  Thema Digitalisierung, die auch ständig ausgebaut werden – darunter Veran-
            terreich beim Thema Digitalisierung im   staltungen, Webinare, Onlineratgeber und Beratungen.
            europäischen  Mittelfeld,  vergleichbar
            mit  Deutschland,  ein.  Beim  Digitali-
            sierungskompass  der  WKOÖ  werden     Beim Digitalisierungskompass werden vier Wettbewerbsstrategien
            die  vier  Wettbewerbsstrategien  Online-  unterschieden. Die Unternehmen können mehrere Strategien miteinander
                                                   kombinieren, die WKOÖ empfiehlt mit einer Strategie zu beginnen und dann
            marketing,  Prozesssteuerung,  Kun-    diese Schritt für Schritt um weitere zu erweitern.
            dennutzen  und  Geschäftsmodell  un-
            terschieden.  Die  oberösterreichischen   Onlinemarketing_Darunter fallen die digitalen Maßnahmen für die Pflege
            KMU  seien  bereits  am  aktivsten  im   bestehender Kundenbeziehungen und der Gewinnung neuer Kunden.
            Bereich  des  Onlinemarketings.  Inter-
            netwerbung,   Suchmaschinenoptimie-    Prozesssteuerung_Es wird die Frage behandelt, wie ein Unternehmen seine
            rung  oder  Websites  für  verschiedene   internen und externen Prozesse besser steuern und damit Kosten sparen
            Ausgabegeräte seien etwa schon recht   kann.
            weit  verbreitet.  Bei  der  Optimierung
            von  innerbetrieblichen  Prozessen,  der   Kundennutzen_Es werden die bereits bestehenden Produkte und Dienstleis-
                                                   tungen um neue Angebote ergänzt, um einen Mehrwert für die Kunden zu
            Entwicklung  alternativer  Erlösmodelle   schaffen.
            und neuer Angebote sieht Silberhumer
            noch  Aufholbedarf.  Ein  Praxisbeispiel   Geschäftsmodell_Das Unternehmen kann einen Wettbewerbsvorteil erzielen,
            für erfolgreiche Digitalisierung ist das   indem es verschiedene kreative Preis- bzw. Erlösmodelle anbietet.
            Gesundheitszentrum  Pilz  in  Perg.  Das
            unter anderem im Bereich Orthopädie
            und Prothesenbau tätige Unternehmen
            arbeitet  mit  3D-Scanner,  3D-Drucker
            und  ist  der  Vertriebspartner  für  eine
            dazu  passende  3D-Software  in  Öster-
            reich. Als einziger österreichischer Be-                                    „Die Klein- und
            trieb  fertigt  das  Gesundheitszentrum                                      Mittelbetriebe
            Pilz  die  Leisten  für  die  Produktion  or-                            wissen, dass ihnen die
            thopädischer Schuhe in 3D-Frästechnik                                     Digitalisierung viele
            aus  Holz.  Dabei  kann  man  schneller                                    Möglichkeiten bietet,
            und genauer arbeiten als mit Gips und                                     nützen diese aber noch
            Schaum, Holz ist zudem umweltfreund-                                          zu wenig aus.“
            licher,  sagt  der  Betriebsinhaber  Ste-
            fan  Pilz:  „Wir  heizen  unseren  Betrieb                                 Angelika Sery-Froschauer
                                                                                           Vizepräsidentin, WKOÖ
            mit  den  Fräsabfällen.“  Eine  normale
            Schuheinlage  mit  dem  3D-Drucker  zu
            produzieren  sei  überhaupt  kein  Prob-
            lem mehr. Die große Herausforderung


                                                                                                                45
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