Ausblick mit Weitblick
„Die EZB ist keine Polizei, wir wollen Stabilität vermitteln“, sagt Nowotny über den Dächern von Linz. Genau deswegen sei die Niedrigzinspolitik – der Leitzins liegt bei 0,0 Prozent, der Einlagenzinssatz bei minus 0,4 Prozent – notwendig. Warum? Die Unternehmen würden in der Krisenphase dazu neigen, ihr Geld zu sparen anstatt es zu investieren. Mit den Negativzinsen bzw. dem „Strafzins“ und dem Ankauf von – mittlerweile – billionenschweren Wertpapieren und Anleihen, wolle man die Banken dazu anregen, mehr Geld in Form von Krediten an die Wirtschaft weiterzugeben und somit die Wirtschaftstätigkeit anzukurbeln. Damit sollte einerseits vermieden werden, dass die Banken zu viel Geld bei der EZB parken und zum anderen sollten die Unternehmen zu Investitionen angeregt werden. Dazu Nowotny: „Der Unternehmenssektor ist momentan ein Nettosparer, sprich man spart mehr als man investiert. Das ist wettbewerbsdynamisch und ökonomisch nicht unproblematisch. Die Notenbank will, dass das Geld als Kredite vergeben wird und somit einen Lenkungseffekt initiieren. Es soll nicht bei den Banken liegen bleiben.“ Die Niedrigzinspolitik sei für eine gewisse Zeit sinnvoll gewesen, aber „ich hoffe, dass wir aus dieser Phase schnell herauskommen, weil wir dadurch auch mit negativen Struktureffekten zu kämpfen haben“, so Nowotny. Eine Diskussion um eine weniger expansive Geldpolitik habe in der EZB bereits langsam begonnen, im Herbst wolle man darüber entscheiden. Eine Straffung der derzeitigen EZB-Politik müsse man jedenfalls „vorsichtig“ angehen und keinesfalls zu vorschnell kommunizieren: „Man muss hier langsam vom Gas gehen, damit man die Märkte nicht verwirrt.“ Aus diesem Grund ließ er es auch offen, wann genau mit der Erhöhung der Leitzinsen gerechnet werden könne.