
75 Jahre Saatbau Linz
Genossenschaft meistert globale Herausforderungen
Wer seine Marktposition verteidigen und ausbauen will, muss konsequent an der Zukunft arbeiten. Diesem Credo bleibt die Saatbau Linz auch im 75. Jahr des Bestehens treu. Mit laufenden Innovationen, hervorragender Qualität und einer bedarfsgerechten Vielfalt beim Saatgut sichert die Genossenschaft die hart erarbeitete Position als einer der führenden Spezialisten in diesem Marktsegment nachhaltig ab.
Das Know-how des Leondinger Traditionsunternehmens ist weltweit gefragt. Mit 17 Tochterunternehmen in Europa, Nordamerika und Asien werden 35 Märkte rund um den Globus laufend bearbeitet. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete Saatbau Linz einen Umsatz von rund 263 Millionen Euro. Die Genossenschaft behauptet sich dabei im nationalen und internationalen Wettbewerb erfolgreich gegen einige wenige globale Multis, die schon jetzt rund 50 Prozent der Märkte beherrschen. Vor 30 Jahren lag der Anteil dieser Großkonzerne noch bei rund 20 Prozent. Eine Entwicklung mit gravierenden Folgen für Versorgungssicherheit, Preisentwicklung oder Sortenvielfalt.
Bei Saatbau Linz beobachtet man die fortwährende Marktkonzentration mit Sorge. „Damit steigt natürlich die Abhängigkeit von einigen wenigen internationalen Playern. Mit all den negativen Begleiterscheinungen, gerade angesichts der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen“, betont Josef Fraundorfer. Der Geschäftsführer sieht vor allem den fehlenden Einfluss auf Produktentwicklung und Unabhängigkeit in einem solchen Marktumfeld kritisch. „Letztendlich geht es in diesem sensiblen Bereich auch um die Frage der Versorgungssicherheit für die Bevölkerung. Diese sollte nicht an ausländische Multis delegiert werden“, so Fraundorfer. Gerade die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg haben gezeigt, wie wichtig eine starke, unabhängige Saatgutproduktion vor Ort ist. „Wir konnten unsere Landwirte auch in schwierigen Phasen zuverlässig beliefern – das ist ein entscheidender Beitrag zur Ernährungssicherheit in Österreich und darüber hinaus“, ergänzt Fraundorfer.
Laufende Innovationen bei Saatgutzüchtung
Mit innovativen Züchtungen und einer hervorragenden Qualität und Vielfalt beim Saatgut hat sich das oberösterreichische Unternehmen eine ausgezeichnete Position am internationalen Markt erkämpft. Die Genossenschaft versteht sich bewusst als Gegenmodell zu den internationalen Multis, die genossenschaftliche Unternehmensstruktur wird dabei als echter Wettbewerbsvorteil gesehen. „Dank unserer 3.300 Mitglieder sind wir laufend eng mit der Landwirtschaft verbunden. Dies erlaubt uns, rasch auf sich anbahnende Veränderungen im Bedarf zu reagieren“, erklärt Karl Heinz Zabern, Vorsitzender des Aufsichtsrates bei der Saatbau Linz.
Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen klimatischen Entwicklungen braucht es laufende Weiterentwicklungen bei den Züchtungen. „Die Landwirtschaft benötigt jetzt Saatgut, das sowohl ertragsstark als auch widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Klimaextremen ist“, betont Zabern. Moderne Züchtungsmethoden ermöglichen es, Sorten mit verbesserter Trocken- und Hitzetoleranz gezielt zu entwickeln. Gleichzeitig wird die genetische Vielfalt erhöht, um die Anpassungsfähigkeit an wechselnde Bedingungen zu stärken und Ernteausfälle zu minimieren. So trägt die Pflanzenzüchtung entscheidend dazu bei, die Landwirtschaft resilienter zu machen und die Zuverlässigkeit der Versorgung langfristig zu sichern.
Saatbau investiert in zehn Züchtungsprogramme, die unter anderem Mais, Getreide und Soja abdecken. Das Portfolion bietet Landwirtinnen und Landwirten eine Auswahl von über 1.000 Sorten aus etwa 160 Kulturarten, differenziert nach Standort, Anbauzielen und Verwendungszwecken. Die Produktion der Sorten erfolgt auf mehr als 30.000 Hektar heimischer und internationaler Vermehrungsfläche.
Umfassender Dienstleister für die Landwirtschaft
Die Verantwortlichen bei Saatbau Linz sehen sich schon lange nicht mehr nur als Saatgut-Lieferant. „Wir verstehen uns vielmehr als umfassender Dienstleister für die Landwirtschaft“, erklärt Geschäftsführer Fraundorfer. So nutzt das Unternehmen die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung, um Landwirte mit smarten Anlagen und modernen Technologien im Bereich der Präzisionslandwirtschaft gezielt zu unterstützen. Als Partner der Innovation Farm setzt Saatbau dabei auf Precision Seeding: „Mithilfe satellitengestützter Lenksysteme und sensorgesteuerter Sätechnik platzieren wir Saatkörner exakt dort, wo sie optimale Bedingungen vorfinden. So können Betriebsmittel wie Saatgut, Dünger und besonders effizient und umweltschonend eingesetzt werden“, erklärt Geschäftsführer Josef Fraundorfer.
Die Erfassung und Auswertung von Echtzeitdaten ermöglicht es Landwirten, ihre Anbauentscheidungen zu optimieren und Erträge nachhaltig zu steigern. „Ob Ertragsprognosen mithilfe von Satellitendaten, Bodenanalysen oder agronomische Beratungsdienste über digitale Plattformen – wir bieten unseren Landwirten eine Vielzahl an wertvollen digitalen Services, die ihren Alltag spürbar erleichtern“, so Fraundorfer weiter.
Fortsetzung des nachhaltigen Erfolgsweges
Die Perspektiven für die weitere erfolgreiche Entwicklung der Genossenschaft werden von den Verantwortlichen trotz des anspruchsvollen Marktumfeldes durchwegs positiv beurteilt. „Unser tiefes Verständnis für die Landwirtschaft gepaart mit unserem wissenschaftlichen Know-how bleibt auch in der Zukunft eine einzigartige Erfolgsformel“, versichert Fraundorfer.
Der Geschäftsführer weiß um die vielfältigen künftigen Herausforderungen, die es zu meistern gilt, um die Schlüsselrolle in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette weiter zu stärken und auszubauen. Neben schwankenden Rohstoffpreisen und volatilen Märkten, die die Preisgestaltung und Planungssicherheit erschweren, sieht sich das Unternehmen auch mit steigenden regulatorischen Anforderungen auf europäischer Ebene konfrontiert.
Für die Agrar-Experten in Leonding gilt es auch künftig, vorausschauend zukunftsfähige Saatguttechnologien zu entwickeln und die Prozesse so effizient wie möglich zu gestalten. Fraundorfer: „Wenn uns dies gelingt, werden wir langfristig für unsere Kunden ein unverzichtbarer Begleiter bleiben.“ Mit neuen Partnerschaften und dem Vorantreiben der digitalen Transformation werden zudem wichtige Weichenstellungen vorgenommen, um die Rolle als Vorreiter im Bereich einer nachhaltigen und digitalen Landwirtschaft zu verteidigen.
INFO
FACTS
• Gründung 1950
• Tochterunternehmen & Beteiligungen 17 (Europa, Nordamerika, Asien)
• Umsatz ca. 263 Millionen Euro
• Mitarbeiter*innen ca. 600
Redaktion
- DIE MACHER
Fotos
Saatbau Linz