
Vom Arztbesuch zum Sightseeing
Sich im Urlaub eine Zweitmeinung einholen oder von international anerkannten Experten behandelt werden. Genau damit will die Acibadem Health Group den österreichischen Gesundheitsmarkt bereichern. Das Ziel: Ein schneller, bezahlbarer Zugang zu hochwertiger Medizin als Ergänzung zum heimischen System. „Wir sind die treibende Kraft, die den Medizintourismus eingeführt hat“, sagt Cem Üstündaˇg. Wir treffen den Country Manager für Österreich zum Interview.
Wien, Mariahilfer Straße. Der kurze Fußweg vom Westbahnhof wird vom Dröhnen eines Presslufthammers begleitet. Im Trubel des Alltags der Hauptstadt wäre es geradezu ein Leichtes, die Abbiegung in die Zieglergasse zu verpassen. Wäre da nicht ein blaues Schild mit einem Schriftzug, der unseren Blick einfängt. Darauf steht: Acibadem. Und dahinter? Befindet sich ein kleines, aber feines Büro, bei dessen Anblick man auf Anhieb gar nicht vermuten würde, dass hier eine der größten Krankenhausketten der Welt repräsentiert wird. Der türkische Gesundheitsanbieter Acibadem Health Group ist bereits in über 90 Ländern tätig und betreut jährlich mehr als 50.000 internationale Patientinnen und Patienten. Seit 2022 ist auch Österreich ein strategischer Standort, um Menschen aus Zentral- und Westeuropa zu erreichen. „Der Grund, warum wir unser Büro in Wien eröffnet haben, ist, dass wir in Westeuropa noch relativ neu sind und hier großes Potential sehen“, erklärt Cem, der kurz nach unserer Ankunft frisch gekochten Çay – also türkischen Tee – und türkische Erdnusspralinen serviert.
Miteinander statt gegeneinander
Während Österreich zwar international für sein gut etabliertes öffentliches Gesundheitssystem bekannt ist, hat es auch seine Schwächen – insbesondere in Form von langen Wartezeiten für Diagnosen und bestimmte Therapien. Für die einen ist das Jammern auf hohem Niveau, für die anderen eine Lücke, die man durch den raschen Zugang zu medizinischen Leistungen und High-Tech-Diagnostik schließen will. „Österreich hat ein sehr gutes öffentliches System, aber bei Elektivoperationen und bestimmten Diagnoseverfahren sind lange Wartezeiten keine Seltenheit. Wir möchten genau hier eine Alternative anbieten.“ Wer schon mal wochenlang auf wichtige Untersuchungen – etwa Biopsien oder PET-Scans – warten musste, wisse, welche Ungewissheit oder gar Unzufriedenheit damit verbunden sei. „Für uns als privaten Anbieter sind solche Wartezeiten inakzeptabel, unsere Patientinnen und Patienten aus aller Welt erhalten in der Regel innerhalb von zwei Tagen einen Termin.“
Grund dafür ist die massive Infrastruktur, die die Kette sich seit ihrer Gründung vor mehr als drei Jahrzehnten aufgebaut hat: In Summe verfügt sie über 24 Krankenhäuser und acht Kliniken, verteilt auf zehn Städte. Allein in Istanbul betreibt die Gruppe zehn Krankenhäuser, die mit moderner Technologie ausgestattet sind und zahlreiche Behandlungsansätze bieten. „Unsere Krankenhäuser sind multifunktional und beinhalten verschiedene Exzellenzzentren in einem Gebäude. Das Angebot umfasst komplexe orthopädische Eingriffe, Krebstherapien, Transplantationen sowie ästhetische Behandlungen und Dentalmedizin. Auch das Thema künstliche Befruchtung hat einen hohen Stellenwert: Wir führen jährlich rund 22.000 erfolgreiche IVF-Behandlungen durch.“ Trotz dieser breiten Palette sieht sich die Gruppe selbst nicht als Bedrohung für das österreichische Gesundheitssystem, sondern als sinnvolle Ergänzung: „Unser Ziel ist es nicht, in Konkurrenz zum heimischen System zu treten. Wir wollen den Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung bieten, die den Bedürfnissen der Patienten entspricht. Vor allem dann, wenn Wartezeiten und Kosten im nationalen System zum Problem für sie werden.“

Urlaub meets Arztbesuch
In Wien selbst bietet das Unternehmen zwar keine medizinischen Leistungen an, dennoch erleichtern Cem und sein Team schon heute vielen Menschen aus Österreich den Zugang zu ihrem Angebot. Kaum verwunderlich, denn die Nachfrage nach internationalen Gesundheitsdienstleistungen steigt. Sowohl für medizinisch notwendige Eingriffe als auch für Schönheitsoperationen und Vorsorgeuntersuchungen boomt die Verbindung aus Urlaub und Arztbesuch. Schließlich erleben wir laut Experten in Europa nicht zuletzt auch durch die Pandemie ein neues Gesundheitsbewusstsein, das Thema gewinnt vor allem bei jungen Menschen an Bedeutung. Die Medical Tourism Association gibt an, dass schon heute rund 14 Millionen Menschen pro Jahr zur medizinischen Versorgung in andere Länder reisen.
Gemeinsam mit seinem Team erleichtert Cem den Ablauf für Interessierte aus Österreich und umliegenden Ländern. In ihrem Wiener Büro beantworten sie Fragen, versorgen Laufkundschaft mit Informationen und wickeln Ersttermine ab. Kommt eine medizinische Reise dann zustande, warte ein Rundum-Service, auf den der Country Manager spürbar stolz ist: „Wir sind sehr darauf bedacht, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Wir organisieren den Transport vom Flughafen, bieten komfortable Hotels an und sorgen für sprachliche Unterstützung durch Dolmetscher.“ Patienten werden in Istanbul vom Flughafen abgeholt und vom dortigen Team durch ihren gesamten Aufenthalt begleitet. „Wir lassen niemanden allein, der zum ersten Mal nach Istanbul kommt und sich auf eine komplexe medizinische Behandlung vorbereitet.“ Einzig der Flug ist selbst zu organisieren. „Sofern es gesundheitlich und behandlungstechnisch zulässig ist, nutzen das viele, um ihren Aufenthalt bei uns gleich mit einem Urlaub zu verbinden.“
„Wir verstehen uns als Partner für alle, die schnelle und professionelle Hilfe suchen“
„Auch Eingriffe wie Haartransplantationen und ästhetische Chirurgie gehören zu unseren am meisten nachgefragten Leistungen – unsere Ärzte sind in diesen Bereichen weltweit bekannt und anerkannt.“ Das ziehe schon heute Menschen aus aller Welt an, bestätigt er den Trend zum Medizintourismus. Für die Zukunft sieht Cem daher weitere Wachstumschancen in Europa. Eine medizinische Niederlassung hingegen sei in Österreich derzeit aufgrund strenger Regulierungen nicht geplant. „Dennoch schließen wir eine Zusammenarbeit mit lokalen Partnern nicht aus, um den Zugang zu hochwertigen Diagnostikzentren und spezialisierten Kliniken auch hierzulande zu erleichtern.“ Das übergeordnete Ziel sei und bleibe, Menschen anzusprechen, die Schwierigkeiten haben, schnell einen Termin zu bekommen, oder die hohe Eigenkosten bei Privatärzten vermeiden wollen. Und so begrüßen Cem und sein Team nicht nur die Wienerinnen und Wiener weiter mit frisch gekochtem Çay und anderen Spezialitäten in ihrem Büro._
Wir fragen. Unsere Community antwortet.
Bist du mit dem österreichischen Gesundheitssystem zufrieden?
64 % Es gibt kleinere Mängel, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.
36 % Nein, ich hatte mehrere negative Erfahrungen.
0 % Ja, ich habe durchwegs positive Erfahrungen gemacht.
Welches Problem des Gesundheitssystems betrifft dich persönlich am meisten?
56 % lange Wartezeiten bei der Terminvergabe
41 % Zwei-Klassen-Medizin
3 % Pflegenotstand
Wie besorgt bist du über die Zukunft des Gesundheitssystems?
52 % Sehr besorgt – es gibt ernsthafte Probleme, die dringend gelöst werden müssen.
48 % Mäßig besorgt – es gibt Herausforderungen, aber ich habe noch Vertrauen in das System.
0 % Wenig bis gar nicht besorgt – ich habe Vertrauen, dass das System gut funktioniert.
Quelle: Ergebnisse unserer DIE MACHER-Social-Media-Umfrage.
Redaktion
- David Bauer
Fotos
Acibadem Health Group