Die Anatomie eines Machers
Stell dir vor, du besuchst ein Führungskräftetraining, verbringst dort einen oder zwei großartig gestaltete Tage und gehst danach hochmotiviert an die Arbeit zurück. Du hast viel mitgenommen und aufgeschrieben, hast alle Unterlagen mitbekommen und nimmst dir fest vor, so viel wie möglich umzusetzen. Doch dann kommt der Alltag und nach drei Monaten weißt du nicht mal mehr, wo sich deine Unterlagen befinden, geschweige denn, dass du auch nur irgendeines von deinen Vorhaben umgesetzt hättest. Alles ist wieder beim Alten.
So ging es Thomas Kleindessner als Führungskraft früher auch des Öfteren. Er merkt rasch: Es gibt ein starkes Need nach Lernangeboten, die über die herkömmlichen Trainings hinausgehen. Blended Learning lautet das neue Stichwort. So gründet er 2021 gemeinsam mit Florian Gschwandtner und Fritz Krassnitzer das Unternehmen Leaders21. Gemeinsam mit seinem Team an Expertinnen und Experten entwickelt er eine interaktive Lernplattform, die über klassische Personalentwicklung hinausgehen möchte, sowie die sogenannten 21st Century Skills, die der Plattform zu Grunde liegen.
Die Fähigkeiten der Zukunft
„Ich habe mich lange damit beschäftigt, was die wichtigsten Fähigkeiten und Skills sind, die wir brauchen, um einen guten Job zu machen, im Berufsalltag erfolgreich, aber auch glücklich zu sein und gut mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten.“ Aus diesen Überlegungen entstand ein Modell mit sieben Kompetenzen und 21 Skills, die sich im Laufe der Zeit natürlich noch weiterentwickeln können, darunter: Agilität, Awareness, Collaboration und Communication.
Und so funktioniert es: Zum Einstieg in die Plattform beantwortet man 60 Fragen über sich selbst, die einem dann die eigenen Stärken und Schwächen innerhalb der Skills aufzeigen. Daraufhin bekommt man eine individuelle, maßgeschneiderte Learning Journey vorgeschlagen. Der Unterschied zu anderen Plattformen: Es handelt sich um eine Communityplattform, in der man gemeinsam mit anderen lernen kann. In den Communities kann man sich gegenseitig Inspirationen liefern. Im Inputteil, der sogenannten Academy, erhält man kurze und prägnante Übungen und Aufgaben und jede Woche kann man Tools selbst in der Arbeit ausprobieren. Ein Beispiel gefällig? „Schreibe eine Gebrauchsanweisung für dich – was macht dich glücklich, was macht dich traurig, wie kommuniziert man am besten mit dir – und präsentiere sie im nächsten Teammeeting deinen Kollegen.“
Lernen für alle Bedürfnisse
Ergänzend zur Plattform bietet Leaders21 physische Trainings, je nach den Bedürfnissen der Kunden. „Das ist die Zukunft des Lernens: hybrid und sogenanntes Micro-Learning, also in kleinen Schritten, aber kontinuierlich.“ Moderne Personalentwicklung brauche laut Kleindessner neben dieser Art des Lernens auch die Möglichkeit für die Mitarbeitenden, agil zu lernen. Außerdem solle auf unterschiedliche Bedürfnisse der verschiedenen Generationen eingegangen werden. Übrigens: Die Plattform kann nicht nur von Unternehmen für die Mitarbeitenden gekauft werden, auch der B2C-Bereich und Einzellösungen für individuelle Nutzer stehen in Zukunft im Fokus.
Die schönsten Rückmeldungen für Kleindessner und sein Team? „Ihr habt in meinem Leben grundlegende Dinge verändert.“ Denn bei der Plattform geht es um viel mehr als „nur“ ums Lernen: Sie kann einen Mindset-Change durch die intensive Beschäftigung mit sich selbst auslösen. Genau deshalb ist das Gründerteam von seiner Vision überzeugt, die Plattform und die Skills weit über die Grenzen von Österreich hinaus zu verbreiten. Ganz nach ihrem Motto: „Stop talking and start doing!“
DER KOPF
Welche Gedanken bewegen dich gerade?
Thomas Kleindessner: Mich bewegen sehr viele Gedanken. Am meisten denke ich über die Zukunft der Mitarbeiter- und Führungskräfteentwicklung in unserer schnelllebigen Welt nach, in der sich alles so rasch verändert und es ganz neue Anforderungen braucht. Wie können wir da bestmöglich mit unserer Plattform und mit unseren 21st Century Skills unterstützen und auch am Puls der Zeit agieren – das beschäftigt mich stark. Denn ich bin überzeugt, je mehr Menschen diese Fähigkeiten trainieren, desto leichter wird die Zusammenarbeit und desto zufriedener werden wir alle.
Bist du eher ein Bauch- oder ein Kopfmensch?
Thomas Kleindessner: Beides. Wenn es um Businessentscheidungen geht, bin ich sicher einer, der sich Zahlen, Daten und Fakten ansieht, die Informationen einholt, abwägt und dann rational entscheidet. Aber es kommt immer der Bauch ins Spiel, vor allem wenn es um Menschen und Kultur geht. Wenn ich zum Beispiel neue Mitarbeitende einstelle und ich eine Person kennenlerne, gehe ich nicht so sehr in die Tiefe, was die Fähigkeiten betrifft, sondern achte darauf, ob das Menschliche passt. Denn Skills kann man lernen, aber es ist viel schwieriger, eine Kultur zu verändern. Da verlasse ich mich gerne auf mein Gefühl.
DER BAUCH
Was bereitet dir einen flauen Magen?
Thomas Kleindessner: Ich arbeite selbst mit unserer Plattform an meiner Resilienz, denn als CEO und Gründer gibt es natürlich regelmäßig Dinge, die einen flauen Magen bereiten können. Allein schon, wenn man morgens die Nachrichten hört und das Weltgeschehen mitverfolgt. Wir wissen nicht, was morgen kommt, und es kann passieren, dass man durch wirtschaftliche Entwicklungen von einem Tag auf den anderen sein ganzes Geschäftsmodell umstellen muss. Aber ich versuche, immer das Positive zu sehen. Außerdem reizt mich das Ungewisse und das Spannende, denn ohne Herausforderungen im Business wäre es langweilig.
DAS OHR
Welche Ideen finden bei dir am ehesten ein offenes Ohr?
Thomas Kleindessner: Das sind jene Ideen, bei denen ich das Gefühl habe, sie sind skalierbar, nachhaltig und langfristig. Wenn sie Sinn machen, viele Menschen betreffen und von ihnen gewünscht werden; wenn sie einen Impact haben und wenn ich merke, sie haben Hand und Fuß, dann finden sie Anklang.
DAS HERZ
Was ist im Moment dein Herzensprojekt?
Thomas Kleindessner: Mein Herzensprojekt ist unsere digitale Plattform, weil sie wirklich mal etwas Neues einbringt. Man redet ständig von Lernplattformen und es gibt wohl eine Million Plattformen da draußen. Aber wir wollen die Menschen verbinden und voneinander lernen lassen. Meine Vision ist, dass auch Studierende, vorerst in Österreich und vielleicht später über die Grenze des Landes hinaus, mit unserer Plattform die wesentlichen Skills erlernen, die sie im 21. Jahrhundert brauchen. Mein Herzensprojekt ist, die Plattform so zu gestalten, dass die Menschen einen digitalen Coach überall dort haben, wo sie ihn brauchen.
DIE FÜSSE
Wohin sollen dich deine Füße in den kommenden Jahren tragen?
Thomas Kleindessner: Ich liebe das Leben in Österreich und ich möchte nirgends anders hin, aber ich möchte unsere Firma, unser Produkt über die Grenzen hinaustragen und unsere Skills und unsere Plattform in ganz Europa verbreiten. Das ist der Weg, den wir planen, und den kann ich natürlich nicht allein gehen, sondern nur mit meinem Team._
Redaktion
- Melanie Kashofer
Fotos
Antje Wolm; Illu: Gettyimages