Das grüne Herz der Industrie
Da wird gehämmert, dort geschraubt und hier bereits begutachtet. In der Produktionshalle von Trumpf Austria herrscht emsiges Treiben und jeder Handgriff scheint zu sitzen. Die Zeit läuft – in zwei Stunden und zwanzig Minuten rückt der gesamte Konstellationszug eine Station weiter und eine neue Produktionsphase startet. Zwölf Stationen später ist eine, individuell auf Kundenwünsche abgestimmte, Maschine fertig. Das verwendete Fertigungssystem optimiert dabei einerseits das Zusammenspiel zwischen Arbeitern und Maschine und vermindert andererseits Materialverschwendungen.
Trumpf Maschinen Austria beschäftigt über 500 Mitarbeiter und machte im letzten Geschäftsjahr 207 Millionen Euro Umsatz. Das Unternehmen produziert Maschinen und Werkzeuge zum Biegen von verschiedenen Rohstoffen. Trumpf wurde neben dem Kirchdorfer Zementwerk und Miba Sinter Vorchdorf bei einer Exkursion der WKOÖ zu „ressourcen- und energieeffizienten Vorzeigebetrieben“ besichtigt.
Der beschriebene getaktete Maschinenbau ist nur eines von den Projekten in punkto „Energie- und Ressourceneffizienz“, das die Austria Maschinen Trumpf GmbH verwirklicht hat. „Wesentlich ist es, diese Aspekte bereits bei Planungsprozessen und der Entwicklung zu berücksichtigen“, sagt Franz Amering, Verantwortlicher des Bereiches Energie und Umwelt am Standort. Die gesetzlich vorgegebene Sprinkleranlage wird beispielsweise gleichzeitig auch als Wärmetauscher genutzt. Das Wasser wird zur Maschinenkühlung in der Produktion verwendet. Das plakativste Projekt der Firma sei aber die Photovoltaikanlage. Diese erstreckt sich eindrucksvoll über eine Seite der Außenfassade und das Dach. Wenn es so heiß ist wie am Besichtigungstag, arbeitet sie auf Hochtouren. Die gewonnene Energie wird zu 99 Prozent im Unternehmen selbst genutzt. Auch die Produkte des Unternehmens werden fortlaufend optimiert. Armin Rau, Geschäftsführer in Pasching, sagt: „Bei der neuen Generation einer Biegemaschine konnte der Energieverbrauch pro Biegung um 40 Prozent vermindert werden. Bei der Herstellung konnte außerdem der Stahlverbrauch um 20 Prozent reduziert werden.“ In dem neuen Energieeffizienz-Gesetz fände er jedoch keine Bestätigung für die Bemühungen des Unternehmens „Das Gesetz schafft einen hohen Druck und verlangt, dass man jetzt noch mehr optimieren muss. Ein Österreichspezifikum ist, dass alle „early actions“, also alles was vor 2014 verwirklicht wurde, nicht mehr angerechnet wird.“
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Das Bundes-Energieeffizienz-Gesetz ist am 1 Jänner 2015 in Kraft getreten. Damit wurde eine entsprechende EU-Richtlinie zur Energieeffizienz in österreichisches Recht umgesetzt. Es soll dadurch eine Reduktion der Treibhausgase, ein Ausbau der erneuerbaren Energien sowie eine Verbesserung der Energieeffizienz im Umfang von 20 Prozent auf der gesamten europäischen Ebene erreicht werden. Das Gesetz verpflichtet Energieversorger zu jährlichen Energieeinsparmaßnahmen. Zudem müssen große energieverbrauchende Unternehmen wahlweise ein Managementsystem einführen oder alle vier Jahre ein Energieaudit durchführen. In Österreich sind circa 4.000 Unternehmen betroffen. Bis Februar nächsten Jahres müssen entsprechende Nachweise an die zuständige Monitoringstelle übermittelt werden, ansonsten müssen Strafzahlungen geleistet werden.
Industrie fordert mehr Vernunft
„Das Energieeffizienzgesetz ist aus derzeitiger Sicht reine Bürokratie und ein Kostenanhebungsgesetz. Es straft die Firmen, die ihre Hausaufgaben schon gemacht haben und kaum mehr Potenzial zur Verbesserung haben“, kritisiert Günter Rübig, Obmann der Sparte Industrie der WKOÖ. Problematisch sei auch, dass die Durchführungsverordnung des Gesetzes immer noch nicht in Kraft sei, wodurch keine klaren Maßnahmen zur Umsetzung vorhanden seien.
Ähnlich sieht man das auch in der Kirchdorfer Zementwerk Hofmann GmbH. Anton Secklehner, der Werksleiter des Standortes, sagt: „Das Energieeffizienzgesetz ist problematisch. Es ist völlig unklar, was überhaupt angerechnet wird.“ Das Kirchdorfer Zementwerk beschäftigt über 100 Mitarbeiter und produziert jährlich 500.000 Tonnen Zement. Die beiden Unternehmen wirken auf den ersten Blick ziemlich konträr, doch auch hier wurde schon viel im Bereich „Energie- und Ressourceneffizienz“ umgesetzt. In zwei Wochen wird eine neue Anlage stufenweise in Betrieb genommen. Diese kann zur industriellen Abluftreinigung und Wärmerückgewinnung genutzt werden. Dabei wird Restenergie durch ein spezielles Verfahren aus der Abluft gewonnen. Das wird einerseits in den Produktionsprozess rückgeführt und andererseits in das Fernheizwerk der EnergieAG Wärme Oberösterreich eingespeist. Damit können über 1.000 Haushalte in Kirchdorf und Umgebung versorgt werden. Mit dieser neuen Anlage wurde ein weiteres Projekt zur Reduktion von produktionsbedingten Emissionen umgesetzt.
Große Bandbreite der Möglichkeiten
Die beiden Unternehmen zeigen, dass sich Ressourceneffizienz nicht nur auf den Produktions-, sondern auch auf den Logistik- und Entsorgungsbereich erstreckt. Die Optimierung von Produktionsprozessen und Produktgestaltung ist zudem ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor.
Auch in der Miba Sinter Austria GmbH in Vorchdorf ist das Thema „sorgsamer Umgang mit Ressourcen und Entwicklung neuer Technologien“ allgegenwärtig. Die vielen kleinen und großen Projekte werden in den unterschiedlichsten Bereichen verwirklicht – angefangen bei der Reduktion von Betriebsstoffen bis hin zu Spritfahrtrainings für die Mitarbeiter. Die Sintertechnologie des Unternehmens ermöglicht die maximale Ausnutzung des Werkstoffes bei geringstmöglichem Energieaufwand. Vor dem Sintern wird bei einem speziellen Produktionsteil beispielsweise das Material, das beim Bohren von Löchern abfällt, wieder verwendet. Dadurch können Energie und Ressourcen gespart werden. Die Miba Sinter Austria produziert 45 Millionen Bauteile pro Jahr und beschäftigt über 700 Mitarbeiter. Dem neuen Energieeffizienzgesetz steht man hier etwas gelassener gegenüber. „Wir hätten das Gesetz nicht gebraucht, wir sind immer auf der Suche nach Verbesserungspotenzial“, sagt Stefan Buchmayr, Abfall- und Energiebeauftragter am Standort. „Wir haben noch Potenzial für die nächsten Jahre und ein paar Ideen, die umgesetzt werden können“, ergänzt Thomas Fenzl, Geschäftsführer der Miba Sinter Austria in Vorchdorf. Derzeit werden am Standort diverse Gebäude thermisch saniert, um eine bessere Energieeffizienz zu erreichen. Auch die Mitarbeiter seien in den Optimierungsprozess stark eingebunden. Die Anregung zur Aufbereitung und Wiederverwendung von Bearbeitungsölen sei beispielsweise von einem Mitarbeiter gekommen.
Miba Sinter Austria in Vorchdorf war der letzte Betrieb, der im Verlauf der Exkursion besichtigt wurde. Die drei Unternehmen haben gezeigt, wie vielfältig und unterschiedlich Innovationen sein können, die zur optimierten Energie- und Ressourcennutzung gesetzt werden können. Und während der Tag bei der Heimfahrt gemütlich ausklang, wurde in der besichtigten Produktionshalle von Trumpf gerade die dritte Maschine des Tages fertig gestellt.