Durch den Datensumpf und über Firewalls
Hört man das Wort „Bootcamp“ kommen einem schnell einmal Menschen in den Sinn, die durch einen dreckigen Sumpf robben und mühsam Hindernisse überwinden. „Bei uns robben die Teilnehmer durch den Datensumpf und schwingen sich über Firewalls“, legt Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, das gängige Bild auf die nun in Österreich startenden Digital Pro Bootcamps um. Bei dem neuen Ausbildungsprogramm vom Wirtschaftsministerium geht es um die „digitale Fitness“ von Mitarbeitern. Das neue Format, das von der FFG abgewickelt wird, sei maßgeschneidert für Unternehmen entwickelt worden.
Nun starten mit einem Gesamtbudget von 1,7 Millionen Euro die ersten vier Camps – eines davon in Oberösterreich. Pro Projekt stehen maximal 500.000 Euro Förderung zur Verfügung, es müssen ein wissenschaftlicher Partner sowie mindestens fünf Unternehmen und davon zumindest drei KMU beteiligt sein. Dazu Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl: „Große Leitbetriebe tun sich beim Thema Digitalisierung leichter. Wir müssen verhindern, dass eine digitale Kluft zwischen den großen und kleineren Betrieben entsteht.“ Im Bootcamp könnten die Mitarbeiter von der Wissenschaft sowie von den anderen Kollegen aus ganz unterschiedlichen Betrieben etwas lernen. Mit den Bootcamps habe man einen „Schnellsiedekurs“ zum Thema Digitalisierung „auf höchstem wissenschaftlichen Niveau“ geschaffen. Die Ausschreibung für eine zweite Runde ist für 2020 geplant.
„Große tun sich beim Thema Digitalisierung leichter. Wir müssen daher verhindern, dass eine digitale Kluft zwischen den großen und kleineren Betrieben entsteht.“
Elisabeth Udolf-StroblWirtschaftsministerin
Data und Security
In Oberösterreich werde man sich passend zum neuen Studium der Künstlichen Intelligenz an der Johannes Kepler Universität sowie dem kürzlich an der FH Hagenberg ausgerufenen IT-Security-Schwerpunkt genau diesen Themen widmen. Die Teilnehmer sollen nach dem Bootcamp den Einsatz von sicheren Informationstechnologien und digitalen Systemen in ihrem Unternehmen gestalten können. „Denn die Daten sind das neue Gold und die Datensicherheit ist die Achillesferse von allen digitalen Geschäften der Zukunft“, sagt Markus Achleitner, Wirtschaftslandesrat von Oberösterreich, bei der Präsentation der ausgewählten Projekte im Wirtschaftsministerium in Wien. Die FH Oberösterreich sowie die RISC Software sind die wissenschaftlichen Partner, als Großbetriebe sind der Motorenhersteller BRP-Rotax aus Gunskirchen, der Maschinenbauer Fill mit Sitz in Gurten, der in Linz ansässige Chemiekonzern Esim Chemicals sowie ein Unternehmen der Voest in der Steiermark, voestalpine Signaling Zeltweg, mit an Bord. Weiters wird das mittelgroße Linzer Software-Unternehmen Dataformers und drei KMU, der Linzer Automatisierungstechniker ABF, der Softwarehersteller eThis aus Ried in der Riedmark und das IT-Unternehmen sITolution mit Sitz in Walding, Mitarbeiter in das neunwöchige Bootcampf schicken. Mit Vor- und Nachbereitung kommt das Projekt auf eine Laufzeit von zwölf bis 18 Monaten. Insgesamt dürfen maximal 20 Personen teilnehmen.
Das Konzept sehe verschiedene Ausbildungsstätten im Raum Oberösterreich vor, die detaillierte Planung laufe aber erst, so Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner. Das Bootcamp soll hauptsächlich in Hagenberg im Softwarepark stattfinden, daneben soll es aber auch andere Locations geben. So möchte man etwa eine Teambuildings-Maßnahme in der Einführungswoche machen – wie diese aber genau ausschaut, wurde noch nicht konkretisiert. Und damit ist auch noch offen, durch welche Sümpfe die Teilnehmer robben.
„Die Daten sind das neue Gold und die Datensicherheit ist die Achillesferse von allen digitalen Geschäften der Zukunft.“
Markus AchleitnerOberösterreichischer Wirtschaftslandesrat