„Lehre mit Matura“ als Musterschüler
Bei der Pressekonferenz mit Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner nahmen Dienstagvormittag im Presseclub mit Patrick Reiter (18) und der 17-jährigen Hannah Grünzweil zwei sehr junge Teilnehmer:innen am Podium Platz. Der Grund: Beide durchlaufen derzeit das Bildungsmodell „Lehre mit Matura“ – Grünzweil als Elektro- Energietechnikerin bei der Energie AG und Reiter im Bereich Elektrotechnik bei der Siemens AG. Die beiden sind sich einig: „Es war genau der richtige Schritt. Wir haben uns für die Lehre mit Matura entschieden, um später mehr Aufstiegschancen in der Firma zu haben und uns auch die Tür für ein eventuelles Studium danach offen zu halten.“
Und genau diese positive Resonanz bestätigte nun auch das Ergebnis einer im Auftrag des Instituts für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik durchgeführten Studie. Sowohl der überwiegende Teil der Absolvent:innen als auch der Betriebe sieht dieses Ausbildungsmodell als große Chance.
Vier Teilprüfungen
Seit 2008 können Lehrlinge drei der vier notwendigen Teilprüfungen (Deutsch, lebende Fremdsprache, Mathematik und ein Fachbereich aus dem jeweiligen Lehrberuf) für die Berufsreifeprüfung bereits vor der Lehrabschlussprüfung ablegen, die letzte Teilprüfung danach mit Erreichen des 19. Lebensjahres. Davor war die Berufsreifeprüfung für Lehrlinge erst nach dem Lehrabschluss möglich und in der Regel mit erheblichen Kosten für die (angehenden) Maturant:innen verbunden. Seit September 2008 können sich Lehrlinge parallel und vor allem auch kostenfrei auf die Matura vorbereiten.
Wie Zahlen belegen, ist Oberösterreich im Bundesländer-Vergleich eine wahre Lehrlingshochburg. Seit Jahresbeginn wurden bei uns (bis Ende August) 6.689 Lehrverträge abgeschlossen. Das ist ein Plus von 11,54 Prozent zum Vorjahr, zum Vergleichsjahr 2020 sind es mehr als 1.000 zusätzliche Anmeldungen. Dabei hat es in allen Branchenbereichen ein Plus bei den Lehrvertragsanmeldungen gegeben. Den mit Abstand größten Zuwachs (53,49 Prozent) hat die Sparte Transport und Verkehr verzeichnet, gefolgt von der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft mit 44,59 Prozent. „Jugendliche in Oberösterreich haben im Ausbildungsbereich und am Arbeitsmarkt alle Chancen und Möglichkeiten, das spiegelt auch die aktuelle Situation am Lehrstellenmarkt wider: Mit Ende August stehen 2.315 sofort verfügbare offene Lehrstellen 782 Lehrstellensuchenden gegenüber. Gleichzeitig ist die Jugendarbeitslosigkeit in Oberösterreich niedriger als im Vorkrisenjahr 2019“, weiß Achleitner.
Es ist die breiteste und tiefste Ausbildung in diesem Alter.
Markus Achleitner (Wirtschaftslandesrat)
Die Lehre mit Matura bekomme laut dem Wirtschaftslandesrat eine hohe Zustimmung sowohl von Seiten der Jugendlichen als auch von Praktiker:innen und Ausbildner:innen. Dennoch mahnt Achleitner: „Es muss noch stärker hervorgehoben werden, dass nicht nur die AHS oder eine BHS zur Matura führt, sondern eben auch die Lehre mit Matura als dritter Weg. Dieses Bewusstsein ist bei vielen Jugendlichen und auch deren Eltern noch nicht verankert und hier müssen wir noch stärker ansetzen.“
Zu beachten gilt auch, dass Unternehmen noch stärker auf dieses Modell aufmerksam gemacht werden müssen. Als wichtiges Element im Rahmen des Employer Branding, wie Achleitner betont. „Gerade in Zeiten des Fachkräftebedarfs ist die Lehre mit Matura die einzigartige Chance, die nächste Führungsgeneration im eigenen Unternehmen auszubilden. Zugleich steigert es die Attraktivität des Unternehmens im Wettbewerb um Auszubildende, wenn sie ein so attraktives Zusatzangebot machen.“
„Viel Kraft und Zukunft darin“
Dass die Art der Ausbildung bereits gut ankommt, zeigt die Umfrage betreffend dem Thema Weiterempfehlung. Demnach gaben 67 Prozent der Befragten „Auf jeden Fall“ an und 22 Prozent setzten ihr Kreuzerl bei „Eher schon“. „Die Lehre mit Matura bietet große Chancen. Es steckt viel Kraft und Zukunft darin. Diese Ausbildung ist keine Sackgasse, sondern ein erster Schritt für andere Weiterbildungen“, ist sich auch David Pfarrhofer, Geschäftsführer des Market Instituts, sicher.
Auch Achleitner selbst gerät regelrecht ins Schwärmen. „Es ist die breiteste und tiefste Ausbildung in diesem Alter mit der größten Flexibilität. Das ist wirklich sexy“, so der Wirtschaftslandesrat und ergänzt: „Wir haben hier einen Diamanten in der Ausbildung, den wir noch mehr schleifen können, damit er mehr strahlt und noch attraktiver wird.“