Jessica Michalke, Postdoc am Lehrstuhl für Physikalische Chemie an der Montanuniversität Leoben, erhielt für ihr Forschungsprojekt die „Disruptive Innovation“- Förderung.
Forschungsprojekt zur Herstellung von Vanadium-basierten Katalysatoren
Fliegenpilze eignen sich laut Michalke für dieses Verfahren besonders gut, da sie viel Vanadium im Fruchtkörper anreichern. Das Endziel ist die Herstellung von Essigsäure, einer wichtigen Basischemikalie, von der laut der Leobener Wissenschaftlerin jährlich über sieben Millionen Tonnen hergestellt werden. Essigsäure wird nicht nur in der Lebensmittelindustrie, in Pharmazeutika, Farbstoffen und Kosmetik gebraucht, sondern ist auch ein wichtiger Bestandteil von Reinigungsmitteln und Beschichtungen. Zur Gewinnung von Essigsäure durch Oxidation werden bislang Katalysatoren auf Edelmetallbasis (PGMs) verwendet. Michalke machte Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung zur Priorität ihres Forschungsprojektes. „Pilze verfügen über ein umfangreiches Wurzelsystem, wenn also nur der Fruchtkörper verwendet wird, dann ist es in etwa so, als ob man einen Apfel vom Baum pflückt – der Baum trägt keinen Schaden davon und die Frucht wächst ohne Probleme nach“ , erklärt die Wissenschaftlerin. Die Entsorgung der Katalysatoren nach dem Ende ihrer Funktionsfähigkeit steht bei diesem Forschungsprojekt ganz im Sinne von Responsible Circular Systems im Vordergrund, denn „das lokale Ökosystem soll nicht geschädigt werden“ , so die Chemikerin.
Neues Förderprogramm um insgesamt zwei Millionen Euro
Mit dem 2024 zum ersten Mal vergebenen Förderprogramm „Disruptive Innovation – Early Career Seed Money“ unterstützen die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) junge Wissenschafter:innen bei der Umsetzung innovativer Forschungsideen mit insgesamt zwei Millionen Euro. Die 60 Teilnehmer:innen konnten in einem neuen dialogorientierten Evaluierungsformat ihre Forschungsideen vorstellen. Das Forschungsprojekt von Michalke wurde gemeinsam mit 29 anderen Forschungsideen von einer Jury aus internationalen Expert:innen ausgewählt und mit einer Summe von 69.000 Euro gefördert. „Bei der Bewertung der Projekte stellte neben der fachlichen Exzellenz auch das wissenschaftliche Entwicklungspotential der Forschenden ein zentrales Auswahlkriterium dar“ , erklärt FWF-Präsident Christoph Gattringer. ÖAW-Präsident Heinz Faßmann erklärte: „Ich bin froh, dass wir mit dem „Disruptive Innovation“- Programm 30 junge Forschende fördern können, die unkonventionelle Projekte umsetzen werden. Wir schlagen damit auch einen Weg abseits der konformer werdenden Wissenschaft ein“ .
Zur Person
Die gebürtige Oberösterreicherin Michalke studierte an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) Technische Chemie und Management in Chemical Technologies. Seit Dezember 2023 forscht und lehrt die Wissenschaftlerin an der Montanuniversität Leoben. Ihr Interesse an der Pyrolyse von Stoffen und ein akademischer Vortrag über das Vanadium-Vorkommen in Pilzen auf einer Konferenz inspirierten die Chemikerin zu ihrem unkonventionellen Forschungsprojekt.