Durch die digitale Prärie

Es braucht ein Feingespür für Trends, die sich auch nachhaltig bewähren.

Jürgen Sadleder Geschäftsführer, Corner4 Information Technology

Jürgen Sadleder

Geschäftsführer, Corner4 Information Technology

Schritt halten ist nicht genug. Wie gestaltet Ihr Unternehmen die fortschreitende Digitalisierung aktiv mit?

Digitalisierung ist unser Hauptschwerpunkt, in dem wir tätig sind. Das heißt, wir leben die neuesten Trends sehr früh. Zum Beispiel alle Themen, welche die Digitalisierung von Arbeitsprozessen im beruflichen Alltag betreffen: Workflow-Automatisierungen, digitale Auswertungen, Business Intelligence oder virtuelle Desktop-Infrastrukturen. Wir unterstützen unsere Kund:innen federführend im Digitalisierungsbereich, sobald es um Automatisierungen, systemübergreifende Prozesse und mobile Lösungen für Mitarbeiter:innen oder Endkund:innen geht.

Welche Kompetenzen braucht es, um innovativ durch das digitale Zeitalter zu gehen?

Es braucht ein Feingespür für Trends, die sich auch nachhaltig bewähren. Oft entstehen Dinge, die nach kurzer Zeit schon wieder „weg vom Fenster“ sind. Dann hat man vielleicht schon sehr viel Zeit und Geld in Prozessumstellungen investiert und muss wieder zurückrudern. Meine Empfehlung ist, eher auf größere Hersteller zu setzen und nicht immer gleich zu den ersten Early Adoptern zu gehören. Besser ist es, eher eine kleinere Pilotphase durchzuführen und kurze Zeit später einzusteigen, wenn erste Fehler und „Kinderkrankheiten“ schon behoben wurden. Wenn dann der tatsächliche Trend ankommt, kann man aufgrund des bereits aufgebauten Know-hows sehr zeitnah agieren und hat einen großen Startvorteil.

Welche Trends der IT-Branche halten Sie für am zukunftsfähigsten?

Gekommen, um zu bleiben, sind auf jeden Fall die Themen Cloud, Mobile Work und Remote Work, gepaart mit Homeoffice. Wir erleben nun viel stärker, dass Mitarbeiter:innen hybrid arbeiten. Das heißt, virtuelle Desktoplösungen sind gerade stark im Kommen. Auch das Thema Individualsoftware wird sich parallel zu etablierten Cloud-Systemen langfristig halten. Speziell Themen, die den USP im Unternehmen darstellen oder das Kern-Know-how abbilden, sollen optimal abgedeckt werden. Ich schätze, 95 Prozent der Lösungen werden Standardlösungen sein, der Großteil davon wird als Cloudlösung genutzt. Die restlichen fünf Prozent werden maßgeschneiderte Lösungen sein, um „spezielle“ Prozesse automatisieren zu können.

Um sich langfristig als Marktführer zu positionieren, braucht es eine klare Vision.

Alois Badegruber EMEA-Geschäftsführer, Boa Technology

Alois Badegruber

EMEA-Geschäftsführer, Boa Technology

Auf welche vier Dinge kommt es an, wenn man mit Traditionen brechen und neue Innovationen schaffen möchte?

Ich bin vorsichtig mit dem Ausdruck „Innovation“, da diese nur ein Resultat ist und nicht das eigentliche Ziel verdrängen darf. Im Falle von Boa Technology ist das Ziel die Verbesserung der Produktfunktionalität.

Wenn man die Passform von Schuhen verbessern möchte, kommt unweigerlich die Frage nach dem „Wie“: Kann man das mit einer herkömmlichen Schnürung überhaupt erreichen oder braucht es dazu ein neues Fit-System? Als Antwort bricht man mit einer Tradition und kommt zu einer Innovation.

Diese sollte auch immer eine Evolution sein, die dann eine Revolution hervorruft. Das eigene Produkt stetig weiterzuentwickeln und an verschiedenste Anforderungen anzupassen ist ausschlaggebend, um sich langfristig als Marktführer zu positionieren.

Dazu muss man eine klare Vision haben und darf sich nicht von den Nein-Sager:innen aus dem Konzept bringen lassen, sollte aber auch immer selbstkritisch das eigene Tun hinterfragen, um festzustellen, ob man der eigenen Vision näher kommt. >

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