Oberösterreichisches Know-How im Kampf gegen Wasserknappheit
Ein kleines Unternehmen im oberösterreichischen Bachmanning produziert und plant Wasserrecycling-Lösungen, mit denen die UNO, NGOs und globale Konzerne wie Exxon Mobil die Versorgung ihrer Projekte in wasserarmen Gebieten sicherstellen. Neuestes Projekt der Wastewater Solutions Group: Die Umsetzung einer vollbiologischen Abwasserreinigung für ein Krankenhaus im karibischen Inselstaat Trinidad und Tobago.
2,2 Milliarden Menschen haben weltweit keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser, für etwa 785 Millionen Menschen fehlt es sogar an einer Grundversorgung mit Trinkwasser, zeigen Zahlen der Unicef. In besonders wasserarmen Gebieten wie in Teilen Afrikas ist zudem auch der Reinigungsgrad des verwendeten Wassers besonders niedrig. „Während wir in Österreich, wo es keine Wasserknappheit gibt, 96 Prozent der Abwässer so reinigen, dass sie ohne Bedenken wieder der Natur zugeführt werden können, liegen wir in Afrika vermutlich irgendwo im einstelligen Prozentbereich“, sagt Reinhard Pregartbauer. Mit diesen Zahlen kennt sich der Geschäftsführer der Wastewater Solutions Group genau aus – schließlich liefert das Unternehmen Wasserrecycling-Lösungen. Die in Bachmanning entworfenen Anlagen sind vielfältig: So können etwa Filtrationsanlagen Brunnenwasser zu Trinkwasser aufbereiten oder vollbiologische Kläranlagen Abwasser reinigen.
Letzteres Verfahren kommt auch bei einem Projekt für ein Krankenhaus in Point Fortin auf Trinidad und Tobago zum Einsatz. „Unsere Kläranlage besteht aus einem 40-Fuß-ISO-Norm-Container, einer Pumpstation und einer Überschussschlamm-Sackentwässerung. Das Abwasser fließt zuerst ins Pumpwerk, von wo es dann in die Kläranlage zum Bioreaktor gepumpt wird“, erklärt Pregartbauer. Die Reinigung findet biologisch statt, die Bakterien haften sich an einem speziellen Chip an. Pregartbauer betont: „Wir verwenden keine Chemie.“ Im Frühjahr 2020 wurde die Abwasserreinigungsanlage erfolgreich in Betrieb genommen. Der Auftrag für das Projekt kam vom Gebäudetechnikspezialisten Caverion Österreich, der für die Vamed Engineering an dem Krankenhaus arbeitete. Unterstützt wurde Wastewater Solutions vom Exportförderungsprogramm „Cleantech Referenztechnologien auf Exportmärkten“ oder vom Wirtschaftsressort des Landes OÖ mit 40.000 Euro.
Eine Anlage für bis zu 3.000 Menschen
80 bis 90 Prozent beträgt die Exportquote des Unternehmens. Der überwiegende Anteil aller Projekte wird jedoch normalerweise nicht in der Karibik, sondern in Afrika umgesetzt – dort, wo global gesehen die Wasserknappheit am größten ist. In Mali ist etwa die UNO, die dort den Frieden sichert, ein wichtiger Kunde. „Der Norden von Mali ist sehr trocken, es gibt nur einen eingeschränkten Zugang zu Trinkwasser“, sagt Pregartbauer, „die deutsche Bundeswehr als Betreiber des UNO-Camps braucht also Unterstützung.“ Damit der Bevölkerung nicht die ohnehin knappen Wasserreserven weggenommen werden, legt man 250 Meter tiefe Brunnen für die Gewinnung an. Dieses Rohwasser wird dann zu Trinkwasser aufbereitet. „Aus 150 Kubikmetern Rohwasser produzieren wir durch Wasserrecycling 200 Kubikmeter Trinkwasser pro Tag“, sagt Pregartbauer. Insgesamt kann eine einzige Anlage bis zu 400 Kubikmeter Trinkwasser täglich (genug für den täglichen Verbrauch von bis zu 3.000 Menschen) produzieren, die Menge hängt auch von er Qualität des verfügbaren Rohwassers ab.
Wichtigster Markt für Wastewater ist Nigeria. Dort werden Anlagen des US-amerikanischen Mineralölkonzerns Exxon Mobil mit Wasser versorgt, neben NGOs arbeitet auch die Hotelkette Sheraton mit dem oberösterreichischen Unternehmen zusammen. Vor Ort wurde eine Tochterfirma gegründet. „Der afrikanische Markt ist für Europäer schwierig zu bearbeiten, weil die Mentalität so unterschiedlich zu unserer ist“, erzählt Pregartbauer, „in Nigeria haben wir zum Glück einen verlässlichen, lokalen Mitarbeiter gefunden, der auch unsere Mentalität versteht.“ Der Mann ist mittlerweile Geschäftsführer des nigerianischen Tochterunternehmens. Pregartbauer selbst ist vierteljährlich in Afrika, schließlich müssen die Projekte vor Ort gemanagt werden. „In Mali war ich aber bisher nur einmal, da ich mich ungern in einem Kriegsgebiet bewege“, sagt der Geschäftsführer. Aber auch in anderen Teilen Afrikas kann es gefährlich werden – Personenschutz und ortskundige einheimische Begleitung sind Pflicht. In Nigeria wurde Pregartbauers Auto einmal aufgehalten und der Geschäftsführer wurde von Jugendlichen ausgeraubt – letztlich kam er aber noch glimpflich davon.
Zwölf Mitarbeiter arbeiten derzeit für die Wastewater Solutions Group. „Wir sind grundsätzlich eine Kombination aus Ingenieursbüro und Vertrieb“, sagt Pregartbauer, die Fertigung der Anlagen wird großteils an andere österreichische Betriebe ausgelagert. Zukünftig sieht der Geschäftsführer großes Potential für Wachstum – ein Ende der globalen Wasserknappheit und -verschmutzung ist nicht in Sicht. „Als österreichisches Unternehmen mit vorhandener Felderfahrung haben wir gute Chancen auf diesem Markt“, sagt er. Ganz verlassen will man sich darauf aber auch nicht. In Zukunft will sich das Unternehmen auch in Richtung industrielle Abwasserreinigung weiterentwickeln und stärker den heimischen Markt bearbeiten. Pregartbauer: „Auch in der Industrie gewinnt Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung immer mehr an Bedeutung. Für Abwässer aus der Lebensmittelproduktion oder auch von komplexeren Prozessen wie zum Beispiel in der Holz-Industrie haben wir einige sehr gute Lösungen parat.“_
Eine Anlage von uns kann täglich bis zu 3.000 Menschen mit Trinkwasser versorgen.
Reinhard Pregartbauer, Geschäftsführer Wastewater Solutions Group
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