Vom Blechhändler zum Chatbot-Programmierer
1994. IBM bringt gerade den „Simon“, ein handyähnliches Gerät, das Faxe empfangen kann, auf den Markt und in Japan wandert die erste PlayStation über den Ladentisch. Es wurlt in der Technikszene. Zwei Linzer erkennen die Zeichen der Zeit und gründen das ILS IT-Systemhaus.
Der Simon und die erste PlayStation sind mittlerweile Geschichte, das Unternehmen der findigen Linzer gibt’s noch immer. Mittlerweile firmiert man unter dem Namen Axians ICT Austria und ist Teil der international agierenden Vinci Gruppe. „Unsere Gründer starteten in mehreren Bereichen, neben dem klassischen High-Tech-Blechhandel, also Hardwareverkauf und Beratung, wurde auch eigene Software entwickelt“, erzählt Sales Director Andreas Weigl. Beide Sparten gibt es immer noch, doch das Geschäft wird zunehmend von anderen Themen dominiert. „Egal ob es um Cloud & Data Center, Cyber Security, Digital Workspace, Logistikanwendungen, SAP oder Künstliche Intelligenz geht – ich behaupte, dass es kein IT-Problem gibt, das wir nicht lösen können.“ Na bumm. Die Wolke an IT-Sprech erschlägt einen. Von den Medien wird vor allem das Thema Künstliche Intelligenz in Dauerschleife wie die Sau durchs Dorf getrieben. Darunter vorstellen kann man sich trotzdem nichts. CFO Robert Wohlgemuth schafft Abhilfe. „Wir installieren zum Beispiel Chatbots für Banken, mit denen man sich die Kreditkonditionen aushandelt. Das ist Künstliche Intelligenz.“ Danke, Herr Wohlgemuth. Das wäre geklärt.
Es hat sich also einiges getan. „In der Rückblende eine gewaltige Entwicklung. Wenn man allerdings selbst Teil davon ist, bekommt man das gar nicht so mit. Wir haben immer versucht, mit unseren Kunden und deren Anforderungen mitzuwachsen. Deshalb auch die Entscheidung, Teil der Vinci Gruppe zu werden: Wir wollen unsere Kunden auch halten, wenn sie international wachsen. Dazu muss man aber immer vor Ort sein. Mit dem Netzwerk der Gruppe ist das möglich.“ Denn genau das sei die Gruppe: „Ein Netzwerk und kein streng hierarchisches Konstrukt.“
Wenn, dann gscheit
Moderne Erfindungen stehen dem Gemüt des gelernten Österreichers tendenziell ja eher diametral gegenüber. Da kann man bei Axians noch so charmante Chatbots programmieren, wenn sie keiner haben will, wird es früher oder später problematisch. Weigl definiert zwei Gruppen von Unternehmern: „Die einen handeln immer noch zögerlich, bei den anderen ist Künstliche Intelligenz gerade das bestimmende Thema. Europaweit betrachtet ist Österreich aber gut dabei. Mir kommt vor, die heimischen Chefs schauen sich neue Themen zunächst sehr genau an, und erst wenn sie wirklich überzeugt sind, machen sie sich an die Umsetzung – dann aber gscheit.“
Das zweite große Zukunftsthema neben Künstlicher Intelligenz ist Cyber Security. „Seit rund drei Jahren steigen die Volumina der Hackerangriffe massiv. Zum einen bei unseren Kunden, aber auch bei uns im Unternehmen.“ Die Szene sei extrem schnelllebig. „Mir kommt vor, alle zwei, drei Tage bringt irgendein Hacker ein neues Schadprogramm in Umlauf.“ Angezeigt werde bei weitem nicht alles, „sonst hätte unsere Polizei nichts anderes zu tun“. „Hobbyhacker“ werden also ignoriert, „bei Angriffen, hinter denen wir professionelle Netzwerke vermuten, alarmieren wir aber sehr wohl die Behörden“.
Bei aller Hochtechnologie, der durchschnittliche Büromitarbeiter spricht mit banalen Themen bei der IT-Abteilung vor: Drucker funktioniert nicht, WLAN ist tot, kein Netzwerkzugriff. „Wir verstehen das,nicht jeder muss das geballte IT-Wissen im kleinen Finger haben. Mit unseren Managed Services und SAP Application Services kann man all diese Probleme melden und es wird einem geholfen.“ Einen Gesamtüberblick über alle Bereiche der IT hat sowieso keiner mehr. „Die Generalisten sind schon lange Geschichte, stattdessen arbeiten wir in Spezialistenteams.“ Dass der Anspruch, alles selber zu machen, in einem Himmelfahrtskommando enden würde, hat man auch aus unternehmerischer Sicht früh erkannt. „Wir sind so schnell gewachsen, dass wir neue Fachbereiche meist durch Zukäufe von anderen Firmen abgedeckt haben.“ Aber macht einen das dauernde Gefühl, immer auf dem neuesten Stand sein zu müssen, nicht irgendwann irre? „Das ist der Reiz, das macht die IT aus.“
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