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Niedriglöhne

Beschäftigte in Gastronomie, Dienstleistungen und Handel werden am schlechtesten bezahlt

Eine Viertel Million Menschen in Österreich verdienen weniger als 1.500 Euro brutto pro Monat, 400.000 Beschäftige verdienen unter 1.700 Euro brutto. Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert eine Erhöhung der der Mindestlöhne kollektivvertraglich auf 1.700 Euro und warnt vor einer Änderung des Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz.

In den vergangenen Jahren habe sich laut Arbeiterkammer Oberösterreich im Bereich der Niedriglöhne einiges zum Bessern gewendet. Der Anteil der Beschäftigten, die weniger als 1.700 bzw. 1.500 Euro brutto verdienen, hat sich laut Daten der Statistik Austria mehr als halbiert. 2016 verdienten noch rund ein Zehntel der Beschäftigten bei ganzjähriger Vollzeit weniger als 1.700 Euro brutto. Rund sechs Prozent verdienten weniger als 1.500 Euro. "Das ist dramatisch wenig , da kommt man kaum über die Runden", fordert Johann Kalliauer, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, eine Anhebung der Mindestlöhne kollektivvertraglich auf 1.700 Euro.

Für 98 Prozent der Beschäftigtenverhältnisse in Österreich gibt es einen Kollektivvertrag . Würde die gesetzliche Pflichtmitgliedschaft der Kammern wegfallen, würden auch die Kollektivverträge nicht mehr gültig sein. Die Aufhebung der Pflichtmitgliedschaft sei aktuell aber eh kein Thema mehr der neuen Regierung. Stattdessen drohe laut Regierungsprogramm die Verbetrieblichung der Lohn- und Gehaltsverhandlungen. "Werden die Löhne nur mehr auf betrieblicher und nicht mehr auf kollektiver Ebene geregelt, sind Wettbewerbsverzerrungen innerhalb von Branchen sowie eine Lohn- und Sozialdumping-Spirale die Konsequenz", sagt Kalliauer.

Hotel- und Gastgewerbe, Dienstleistungen und Handel sind die drei am niedrigst bezahltesten Branchen in Österreich. Insgesamt arbeiten in den 3 Branchen mehr als 100.000 Niedrigentlohnte

  • 2016 verdiente knapp jeder zweite Beschäftigte (48 Prozent) in der Gastronomie weniger als 1.700 Euro monatlich für Vollzeitarbeit. Für mehr als ein Viertel (29 Prozent) war 1.500 Euro der Maximallohn.
  • Im Bereich der Dienstleistungen, der angefangen von den Friseuren bis hin zu den Arbeitskräfteüberlassen sehr breit ist, erhalten mehr als ein Fünftel der Vollzeitbeschäftigten weniger als 1.700 Euro.
  • Im Handel sind es rund 15 Prozent.

Benachteiligung zwischen Frauen und Männer

Aufgeteilt nach Geschlechtern sind die Frauen besonders stark von den Niedriglöhnen betroffen. Doppelt so viele Frauen wie Männer bekommen weniger als 1.700 Euro Brutto im Monat. Daher sei auch die Anhebung der Mindestlöhne so wichtig für die Frauen, erklärt Bettina Csoka von der Arbeiterkammer Oberösterreich: "Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland hat dazu geführt, dass die Einkommensbenachteiligung zwischen Frauen und Männer zurückgegangen ist."

Die Sozialpartner haben sich auf 1.500 Euro Mindestlohen in allen Branchen bis Ende 2019 geeinigt. Wie schnell eine Anhebung auf 1.700 Euro gelingen werde, hänge laut Kalliauer von vielen Faktoren ab, und könne er daher nicht wirklich prophezeien. Im aktuellen Regierungsprogramm sieht der Arbeitnehmervertreter die Gefahr der Aufweichung des Lohn- und Sozialdumping-Gesetzes . Für die Mindeststrafen soll statt wie bisher das gesamte Entgelt mit etwa Überstunden und Zuschlägen nur mehr der Grundlohn herangezogen werden und die Unternehmer sollten künftig nur mehr einmal und nicht mehr abhängig von der Häufigkeit der begangenen Delikte und der Zahl der betroffenen Personen bestraft werden.

"1.5000 Bruttolohn im Monat ist dramatisch wenig, da kommt man kaum über die Runden."

Johann KalliauerPräsident, Arbeiterkammer Oberösterreich