300 spartanische Krieger gegen eine riesengroße persische Armee. Die Spartaner hatten auf den ersten Blick nicht die besten Erfolgschancen bei der Schlacht bei den Thermopylen zu Beginn des Zweiten Perserkrieges. Schlussendlich haben sie aber mit gemeinsamer Entschlossenheit und Kampfgeist gesiegt. Startup300 hat sich die Spartaner als Helden zum Vorbild genommen: Gemeinsam will man viel für die Start-up-Szene schaffen. Als ein weiterer Mitstreiter ist nun das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG dazugekommen.
Der Eingangsbereich ist mit Kriegshelmen geschmückt. Gekämpft wird bei Startup300 aber nur im übertragenen Sinn: Business Angels haben sich zu einem Netzwerk zusammengetan, um innovative Gründer bestmöglich zu unterstützen. Aktuell sind es bereits 129, darunter mit Hansi Hansmann, Michael Altrichter sowie den Gründern von Runtastic und Karriere.at das Who-is-who der heimischen Start-up-Szene. Diese haben aktuell in 30 Start-ups investiert und 2016 ein Investitionsvolumen von acht Millionen Euro aufgebracht. Im Juni eröffnete Startup300 die Factory300 in der Linzer Tabakfabrik und damit den ersten Start-up-Campus Österreichs. Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG unterstützt als Content-Partner an der Seite von Startup300 die heimische Start-up-Szene.
Gemeinsames Ziel ist, Start-ups in der Factory300 Zugang zum fachlichen Know-how von KPMG zu ermöglichen sowie etablierte Unternehmen und Corporates mit dem Start-up-Ökosystem in der Tabakfabrik zu vernetzen. In der Factory300 bekommen Start-ups Zugang zu Arbeitsplätzen, Netzwerken und Know-how. Von regelmäßig anwesenden KPMG-Mitarbeitern gibt es die notwendigen Informationen zu Steuer- und Finanzthemen. „Wir präsentieren nicht nur unser Logo auf der Wand, sondern sind für die Start-ups vor Ort präsent und wollen mit den Gründern in Kontakt treten“, erklärt KPMG-Partner Gert Weidinger, dass das Service an die Bedürfnisse der jungen Unternehmen angepasst und danach ausgerichtet werde. Neben der individuellen Beratung biete KPMG Workshops zu wirtschaftlichen, steuerlichen und technischen Themen an, zuletzt flog KPMG etwa einen weltweit anerkannten Experten zum Thema Blockchain für eine Veranstaltung in die Linzer Tabakfabrik ein. KPMG entwickle sich laut Startup300-Vorstand Michael Eisler durch die regelmäßigen Sprechstunden und Veranstaltungen zu einem vertrauenswürdigen Partner von Start-ups: „Für ein Start-up ist KPMG ein Unternehmen, das man sich sonst nicht trauen würde anzusprechen, weil es zu groß und zu fremd ist.“ Überhaupt seien Start-ups wählerisch: „Sie gehen nur dorthin, wo sie wirklich das Gefühl haben, dass sie den Leuten vertrauen können und das gesamte Umfeld passt.“
„Im größten Start-up-Ökosystem in Österreich finden innovative Unternehmen und Leitbetriebe Antworten auf Fragen über Innovationen und die digitale Transformation.“
Michael EislerVorstand, Business Angel-Netzwerk Startup300
Vernetzung von Leitbetrieben und Start-ups
Bei den Angeboten vom Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG Richtung Corporates soll es gemeinsam mit der von Startup300 gegründeten Unternehmensberatung Think300 gelingen, etablierte Unternehmen und Konzerne mit Start-ups zu vernetzen. „Nachdem wir in den vergangenen zwei Jahren bereits sehr intensiv und erfolgreich Start-ups und Business Angels zusammengebracht haben, wollen wir jetzt als nächsten logischen Schritt die großen Unternehmen und Leitbetriebe mit an Bord holen“, so Eisler. Die Digitalisierung sorgt für einen Umbruch der Wirtschaftswelt – sie eröffnet Unternehmen große Chancen, stellt sie aber gleichzeitig auch vor große Herausforderungen. Startup300 will Corporates bei der Bewältigung von Herausforderungen helfen. Dazu Eisler: „Im größten Start-up-Ökosystem in Österreich finden innovative Unternehmen und Leitbetriebe Antworten auf Fragen über Innovationen und die digitale Transformation.“ Weidinger ergänzt: „Unternehmen müssen neue Wege finden, wohin sie sich entwickeln können, um im Bereich der Digitalisierung nicht den Zug der Zeit zu verpassen und auch in fünf, zehn Jahren noch ihre Marktposition halten zu können sowie die Nähe zu den Kunden nicht zu verlieren.“ Oft hätten gerade Start-up-Gründer eine gute Idee oder technische Innovationen, es fehle ihnen aber an Anwendungsfällen: „Wenn man Corporates, die möglicherweise Anwendungsfälle und eine entsprechende Vertriebsstruktur haben, und technische Innovatoren mit neuen Ideen zusammenbringt, kann wieder etwas Neues entstehen und wachsen.“
KPMG versteht sich als Vermittler für Start-ups in Richtung Corporates, aber auch umgekehrt für große Unternehmen in Richtung Start-ups: „Die großen Corporates vertrauen uns schon sehr lange und bevor ich zu Personen gehe, die ich nicht kenne, frage ich lieber jemanden, mit dem ich bereits jahrelang zusammenarbeite.“ In Start-ups gibt es andere Strukturen, Think300 will gemeinsam mit Content-Partnern wie KPMG Unternehmen langsam in das Start-up-Ökosystem einführen. Dazu Eisler: „Die etablierten Unternehmen sind alle recht unterschiedlich weit. Eine Energie AG, die plötzlich Bitcoins akzeptiert, gehört etwa zu den Vorreitern und braucht daher ganz andere Angebote als ein Unternehmen, das überhaupt einmal die Start-up-Welt kennenlernen will und dazu zum Beispiel eine Veranstaltung besuchen kann.“
„Das Gefährliche ist immer, im eigenen Saft zu kochen – das gilt sowohl für Start-ups als auch für etablierte Unternehmen.“
Gert WeidingerPartner, KPMG
Über den Schatten springen
KPMG kennt beide Welten. Für die Zusammenarbeit mit Jungunternehmen wurde vor einigen Jahren auch das österreichweite Programm „KPMG Smart Start“ gegründet. Als das größte Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen in Österreich könne KPMG gleichzeitig aber auch viel von den Start-ups lernen. „Von Corporates ist man es gewohnt, dass es exakte Business- und Projektpläne gibt, die immer wieder kontrolliert werden. Bei Start-ups gibt es das auch, aber da werden schneller alte Pläne verworfen und neue gemacht“, so Weidinger. Es sei ganz wesentlich, dass sich große Unternehmen Tugenden wie Agilität und Dynamik von den Start-ups abschauen und gleichzeitig sollten auch Start-ups gewisse Strukturen ähnlich denen eines großen Unternehmens mitaufbauen, damit sich ein Investor am Ende des Tages auch beteiligen könne. „Das Gefährliche ist immer, im eigenen Saft zu kochen – das gilt sowohl für Start-ups als auch für etablierte Unternehmen. Man muss sich öffnen und neue Dinge zulassen. Dafür muss man hin und wieder über seinen eigenen Schatten springen und bei diesem Sprung wollen wir sowohl Start-ups als auch Corporates entsprechend unterstützen“, so Weidinger.
Die Partner an der Seite des Business Angel-Netzwerks Startup300 unterstützen dessen Struktur mit dem Start-up-Campus Factory300, der Unternehmensberatung Think300 sowie dem VC-Fonds Capital300 auch finanziell. „Wir bekommen keine öffentlichen Förderungen oder Zuschüsse. Es ist für uns ganz wesentlich, dass wir ein privates Unternehmen bleiben und darauf achten, dass für die Start-ups das Beste rauskommt und es kein Zoobetrieb für Leitbetriebe wird, wo sie sich ansehen können, wie junge Leute arbeiten“, sagt Eisler über die Helden mit den 300 spartanischen Kriegern als Vorbild._