Sneja Lemmerer, east-connect GmbH
Erweiterung des Geschäfts ins Ausland ist meist eine neue und ungewohnte Erfahrung. Für Sneja Lemmerer war dieser Schritt quasi ein Heimspiel. Die gebürtige Bulgarin studierte in Linz, sammelte Arbeitserfah- rung und berät nun mit der east-connect GmbH Unternehmen, die in Zukunft den bulgarischen Markt erobern wollen.
Wann haben Sie sich entschieden, selbstständig Unternehmen zu beraten?
Nach meinem Studium in Linz wollte ich zuerst noch Erfahrungen bei zwei Unternehmen sammeln, danach ist der Entschluss gefallen. Meine Idee musste auch noch etwas reifen.
Welche Idee war das?
Ich berate Unternehmen, die nach Bulgarien gehen wollen. Dabei kommt mir mein Netzwerk an Rechtsanwälten und Steuerberatern dort zugute – und natürlich, dass ich die Mentalität kenne.
Welche Chancen bietet der bulgarische Markt für OÖ Unternehmen?
Bulgarien ist kein großer Markt, dafür können hier leicht Facharbei- ter gefunden werden. Es gibt auch Sprachgymnasien, in denen Deutsch unterrichtet wird. Besonders im Infrastrukturbereich werden viele Projekte von der EU finanziert. Der Lew, die bulgarische Währung, ist an den Euro fixiert – das gibt Sicherheit.
Was würden Sie Jungunternehmern empfehlen, die in Zukunft auch ausländische Märkte erobern wollen?
Mir hat meine Berufserfahrung sehr geholfen. Ich arbeite außerdem sehr eng mit der WK-Außenstelle in Sofia zusammen – da wird einem wirklich jede Frage beantwortet. Hilfreich ist auch das Go-International-Programm und die JW als Plattform, die meine Interessen vertritt.
Peter Reiter, seamtec GmbH
„Innovation beginnt im Kopf mit einer kühnen Idee und dem Mut zum Risiko“. Dieses Zitat ist auf der seamtec-Website zu lesen. Peter Reiter gründete das Unternehmen 2009 – um seine Ideen rund um die Automation und Optimierungen von Wasserkraftwerken und Biomasseanlagen zu verwirklichen. Mittlerweile geht seamtec die ersten Schritte Richtung Osteuropa.
Wie ist seamtec erstmals auf den internationalen Markt gekommen, wie wurde Kundenkontakt geknüpft?
Kunden haben wir über Messen vor Ort kennen gelernt. Länder wie Rumänien sind ja aufgrund der Nähe von Österreich aus relativ leicht zu bearbeiten. Geholfen hat uns ein Partner. Ebenfalls ein Jungunter- nehmen, aber mit exporterfahrenen Mitarbeitern.
Wie oft sind Sie beruflich im Ausland ?
Ich selbst nur bei Inbetriebnahmen und Endabstimmungen. Wir ha- ben etwa in der Türkei einen Ver- triebspartner, der den Markt mit- bearbeitet, Kundenbetreuer vor Ort sind auch sehr hilfreich.
Expansion kann auch mit Rückschlagen verbunden sein – mussten Sie Lehr- geld zahlen oder negative Erfahrungen sammeln?
Das nicht. Es stellt sich aber schnell heraus, dass das Wichtigste im Exportbereich ohne Zweifel die un- terschiedlichen Kulturen sind – und wie man auf sie eingeht. Wir ticken ja ganz anders als beispielsweise Rumänen oder Türken. Als Unter- nehmer muss man sich aber auf die Märkte und Mitarbeiter dort einstellen, und Verständnis aufbringen. Man kann dem Kunden ja nicht die öster- reichische Philosophie reindrücken.
Stichwort Mentalität: Gibt es ein Schlüs- selereignis, das besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Eine Inbetriebnahme in Armenien. Jeder einzelne Mitarbeiter ist zu diesem Fest gekommen– viele haben auch die Verwandtschaft mitgenommen. Da ist sehr intensiv und lange mit Wein und Wodka gefeiert worden.
Corinna Lindinger, TFM Technologie für Metallbearbeitung GmbH
Als ein langjähriger Partner der TFM Technologie für Metallbearbeitung GmbH in der Slowakei in Konkurs geht, gibt es für das 1996 gegründete Unternehmen nur eine Möglichkeit: Selbst den Schritt ins Ausland wagen. Geschäftsführerin Corinna Lindinger erinnert sich.
Wie ist es vom Konkurs einer Partner- firma zur Expansion 2009 gekommen?
Wir konnten es uns gar nicht leisten, auf das Know How und die Fachkräfte der ehemaligen Partnerfirma zu verzichten. Im Krisenjahr 2009 wäre es auch unmöglich gewesen, auf die billigere Produktionsmöglichkeit in der Slowakei zu verzichten – deswegen haben wir das Werk dort aufgekauft.
Ein mutiger Schritt – gab es in der Anfangsphase Probleme?
Eigentlich nicht. Besonders die Wirtschaftskammer hat uns geholfen, Fuß zu fassen war nicht allzu schwie- rig. Mittlerweile sind wir auch von anfangs etwa zehn auf 40 Mitarbeiter gewachsen. Die meisten Probleme haben uns eigentlich die österreichischen Banken bereitet, die enorme Sicherheiten für Kredite verlangt haben.
Das größte Hindernis lag in diesem Fall also nicht im Ausland, sondern bei der Kapitalaufbringung in Österreich?
Sozusagen. Wir haben aber dann in der Slowakei eine Bank gefunden, das klappt jetzt sehr gut.
Nach Ihren Erfahrungen: Welche Tipps würden Sie Jungunternehmern geben?
Kontakte sind sehr wichtig, ebenfalls eine gute Beratung. Verträge sollten immer in Deutsch abgewickelt werden. Zu beachten sind die Mentalitätsun- terschiede. In der Slowakei wird etwa noch sehr langfristig geplant, mit Flexibilität tun sie sich etwas schwer.