10 Fragen an …
Auf welche Schlüsseltechnologien es sich lohnt, in Zukunft zu setzen; warum man beim Thema Nachhaltigkeit ausgetretene Pfade manchmal verlassen muss und welche Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholt werden sollten? All diese und viele weitere Fragen stellen wir Erich Haider, Generaldirektor der Linz AG.
#1 Linz vertraut auf die Linz AG. Wie fühlt es sich an, so eine große Verantwortung zu tragen?
Erich Haider: 400.000 Menschen und Betriebe in und um Linz verlassen sich rund um die Uhr auf die Leistungen der Linz AG. Diese Versorgungssicherheit ist vor allem eine Teamleistung und wird von großer Leidenschaft für die Daseinsvorsorge getragen. Gemeinsam mit meinen Vorstandskolleginnen und -kollegen darf ich an der Spitze einer engagierten Belegschaft stehen. Die „Last“ der Verantwortung wird durch die gemeinschaftliche und sinnstiftende Tätigkeit mehr als aufgewogen.
#2 Wo verlassen Sie beim Thema Nachhaltigkeit ausgetretene Pfade, um neue Wege zu gehen?
Erich Haider: Manchmal ist die Lösung eine Kombination aus Konsequenz und Offenheit für Neues. Denken Sie etwa an die Fernwärme, deren Ausbau die Linz AG seit den 1970ern forciert. Heute gilt sie dank des großen Dekarbonisierungspotentials als Schlüsseltechnologie der Energiewende. Um flexibel zu bleiben, beteiligt sich die Linz AG auch an Forschungsprojekten. Hier reichen die Themen von Wasserstoff bis zum autonomen Fahren. Dass wir unser Wissen gern teilen, zeigt etwa das in Oberösterreich realisierte Umweltschutzprojekt „Landstrom für Donaukreuzfahrtschiffe“. Von Linz aus leistete unser Team Pionierarbeit, die jetzt in Projekte in Niederösterreich und Wien einfließt.
#3 Welche Rolle übernimmt die Linz AG in der Energiewende?
Erich Haider: Wir haben klare Ziele, agieren mit Weitblick und Respekt vor unserem Versorgungsauftrag. Ein Fokus bei der Transformation unserer Energiesysteme liegt auf der Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung. Gleichzeitig investiert die Linz AG in den nächsten Jahren rund 700 Millionen Euro in den Ausbau und die Ertüchtigung des Stromnetzes und damit in die Ermöglichung der Energiewende.
#4 Welche Fehler aus der Vergangenheit sollten wir nicht wiederholen?
Erich Haider: Wenn künftig Fehler passieren, dann bitte ausschließlich beim Erproben von Neuem. Weiterentwicklung lebt auch davon, Fehler machen zu dürfen, und von der Chance, sofort daraus zu lernen.
#5 Auf welche fünf Schlüsseltechnologien setzen Sie heute und in Zukunft?
Erich Haider: Wenn ich mich für die Linz AG festlegen müsste, dann wären das heute Kreislaufwirtschaft, Fernwärme/-kälte, E-Mobilität, Photovoltaik und Wasserstoff. Die Dynamik im Bereich Forschung und Entwicklung ist groß; was heute noch visionär erscheint, ist morgen vielleicht schon anwendbar. Neben technologischen Türöffnern – Digitalisierung und KI – braucht es auch Schlüsselkompetenzen wie Kreativität oder die Fähigkeit, Zusammenhänge früh zu erkennen.
#6 Angenommen, Sie müssten sich entscheiden: Fernwärme oder Fernkälte?
Erich Haider: Da muss ich mich zum Glück ziemlich sicher nicht entscheiden, da die Systeme gut ineinandergreifen. Deshalb planen wir unsere neue Kältezentrale im Kraftwerkspark in der Linzer Nebingerstraße: Der Standort öffnet Synergien wie die Nutzung der Abwärme aus den Heizkraftwerken zur Fernkälteerzeugung.
#7 Wie können Menschen, die etwas an ihrer Energiebilanz ändern wollen, die beste Lösung für ihre Bedürfnisse finden?
Erich Haider: Die Linz AG arbeitet jeden Tag daran, ihre Leistungen so nachhaltig wie möglich anzubieten. Und das im Kleinen wie im Großen. Wer etwa jetzt von Papier- auf Onlinerechnung umsteigt, tut etwas für die Umwelt. Wer auf Fernwärme setzt, entscheidet sich damit auch für eine klimaneutrale Erzeugung bis 2040. Oder: Wer in Linz aufs Auto verzichtet, kann „tim“, ein E-Car-Sharing-Angebot der Linz Linien, und natürlich die Öffis selbst nutzen. Die Linz AG deckt hier bereits viele Bedürfnisse ab. Nicht alle wissen vielleicht, dass in unseren Wasserschutzgebieten unter anderem mehr als 40 gefährdete Pflanzenarten leben. Kundinnen und Kunden der Linz AG sind indirekt auch an diesem Arten- und Trinkwasserschutz beteiligt.
#8 Ihr Portfolio ist sehr groß. In welchen Geschäftsbereichen sehen Sie noch am meisten Luft nach oben?
Erich Haider: Unser Ziel ist die laufende Verbesserung in allen Bereichen. Aktuell investieren wir enorm in den Stromnetzausbau und damit in eine gelingende Energiewende. Viel Potential sehe ich etwa auch in der Kreislaufwirtschaft. Linz nimmt sich des Themas an und hat heuer im Herbst nicht nur die zweite H2-Convention zu Gast, sondern auch den ersten Kreislaufwirtschaftskongress.
#9 Wenn Sie einen Wunsch im Bereich Nachhaltigkeit frei hätten, was würden Sie sich wünschen?
Erich Haider: Am effizientesten wäre eine Verordnung der EU, wonach nur mehr zu 100 Prozent wiederverwertbare Produkte am europäischen Markt zugelassen wären. Dies wäre ein enormer Anschub ohne Wettbewerbsverzerrung.
#10 Wir schreiben das Jahr 2030. Die Linz AG ist ...
Erich Haider: … ein zukunftsfittes, starkes Unternehmen für die Menschen und Betriebe in der Region, das mit unaufhaltsamem Engagement an den Themen der Zukunft arbeitet. 2030 setzt die Linz AG wie heute alles daran, dem großen Vertrauen ihrer Kundinnen und Kunden sowie Partnerinnen und Partner gerecht zu werden._
Redaktion
- Melanie Kashofer
Fotos
Robert Maybach