Wie klingt die Zukunftsmusik?
Kann eigentlich ein neues Gebäude entstehen, das mehr Grünfläche schafft, als es verbaut? Und das einen Mehrwert für Unternehmen, Mitarbeitende und die ganze Region schafft? Ein klares Ja, wenn es nach dem Maschinenbauunternehmen Fill geht. Geschäftsführer Andreas Fill und sein Team machten aus dem neuen Power Cube ein echtes Erlebnis – und die Ideen für Innovationen gehen ihnen dabei scheinbar nie aus.
„Bitte links abbiegen in die Fillstraße. Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ Dass die Straße nach dem Unternehmen benannt ist, das wir heute besuchen dürfen, finden wir schon mal richtig innovativ. Und dann können wir unseren Augen kaum trauen, als wir direkt vorm Haupteingang von Fill stehen. Denn der beschauliche Ort Gurten, der Heimat für knapp 1.200 Menschen ist, lässt auf den ersten Blick nicht vermuten, dass hier einer der größten Player der heimischen Maschinenbaubranche seinen Sitz hat – mit fast genauso vielen Mitarbeitenden. Und Fill wäre nicht Fill, wenn der Anlass unseres Besuches nicht mit einem weiteren innovativen Projekt des Unternehmens zusammenhängen würde. Über zwei Jahre wurde geplant und gebaut, im Mai zogen die ersten Mitarbeitenden ein und mit ihnen gleich ein Fitnessstudio und ein Yogaraum, ein Physiotherapeut, im August folgte ein Friseur mit Kosmetikstudio und bald wird auch das Lokal öffnen. Die Rede ist vom Power Cube – dem größten Investitionsprojekt in der Firmengeschichte. Das neue Gebäude mit einer Fläche von 30.000 Quadratmetern und sechs Ebenen entstand aus vielen größeren und kleineren Notwendigkeiten und Vorhaben. Denn der Bedarf nach Logistikflächen und Parkplätzen war groß. Geschäftsführer Andreas Fill, ein Visionär, wie er im Buche steht, ergriff die Gelegenheit und machte aus dem Power Cube ein Projekt, das sich sehen lassen kann.
Oase im Grünen
Bei einer Führung durch die oberste Ebene können wir uns gleich selbst überzeugen. Wir nehmen den Lift, treten durch eine Tür und stehen auf einmal mitten auf einer 1.000 Quadratmeter großen Dachterrasse. Unzählige Gräser und hohe Bäume, violette und blaue Blumen säumen die mit Kieselsteinen ausgelegten Pflanzflächen und unser Blick schweift über die Region. Kaum zu glauben, aber wir befinden uns in 20 Metern Höhe. Für 60 Mitarbeitende, die die neu geschaffenen Arbeitsflächen im selben Stockwerk bereits nutzen, bietet die Dachterrasse eine sonnige Fläche für Pausen im Grünen – „und für die eine oder andere Firmenfeier“, sagt Andreas Fill und lacht. Apropos Feier: Dass das geplante Lokal für unterschiedlichste Events genutzt werden kann, ist nicht nur für die Menschen in Gurten und Umgebung ein großes Plus. Die Idee entstand aus einem gewissen Eigennutz, verrät uns Andreas Fill, da es im Ort wenig Möglichkeiten zum Ausgehen gibt. Warum also nicht für die Mitarbeitenden und die Menschen aus der Region ein neues Gastroerlebnis schaffen, von dem alle profitieren? Auch die Kosmetik- und Physiotherapieangebote sind für externe Personen zugänglich. Der Yoga- sowie der Fitnessraum stehen wiederum den Mitarbeitenden und ihren Partnerinnen und Partnern rund um die Uhr zur Verfügung.
Übrigens: Beim Bau des Power Cubes wurden mehr Grünflächen geschaffen, als verbaut wurden. Denn auf dem ehemaligen Parkplatz entsteht gerade ein Bee-O Lab. Der Weg ist in Form einer Wabe angelegt. Der bestehende Schotter wurde zerkleinert und es wächst eine Blumenwiese, die ergänzend zu den bereits bestehenden Lernlaboren des Future Labs für Schülerinnen und Schüler als Bionikstation dienen soll. Mit Bienenstöcken und Imkertätigkeiten vor Ort möchte man Natur und Technik verbinden. „Wir fragen uns immer: Wie können wir nicht nur den Status quo erhalten, sondern die nächsten Schritte gehen?“, so Fill. Und der Erfolg des Future Labs mit 12.000 Besucherinnen und Besuchern in den letzten vier Jahren gibt ihm recht.
Schlicht, aber spektakulär
Die größten Herausforderungen bei der Planung und beim Bau des Power Cubes? Einerseits der relativ weiche Untergrund, andererseits die Genehmigung, über die Gemeindestraße zu bauen. Doch die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte waren sofort an Bord. Und auch die Eigentümerfamilie, die Führungsmannschaft und der Aufsichtsrat gaben schnell ihre Zustimmung. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurden alle verfügbaren Flächen mit Photovoltaikpaneelen ausgestattet, um so gut wie möglich energieautark zu werden.
Der gestalterische Anspruch von Andreas Fill und seinem Architekten ist es, zeitlos zu bauen. Mit einem Design, das sich nicht in ein Jahrzehnt einordnen lässt; das hochwertig ist, aber ohne zu protzen. „Es soll schlicht sein, aber trotzdem auf seine Art und Weise spektakulär.“ Die großen Fensterfronten in den neuen Büros zieren bunte Grafiken, die sich auch auf der Mitarbeiterkarte wiederfinden, entworfen von Andreas’ Bruder. Sie haben einen Wiedererkennungswert und bringen Farbe in die Gänge.
Der gesamte Bau soll Ende 2025 abgeschlossen sein. Und schon schwirren in Andreas Fills Kopf die nächsten Visionen. Der Weiterbetrieb der fünfzehn Stationen im Future Lab, die für Schulen und Kindergärten kostenlos nutzbar sind und die vielleicht irgendwann in eine Next World Academy ausgebaut werden; eine erweitere Lehrwerkstätte, die man auch anderen Unternehmen zugänglich macht; und, wenn es nach den großen Träumen geht: eine eigene zweisprachige Schule mit technischem Fokus als Vorbereitung auf eine höhere Ausbildung. Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber wer Fill kennt, der weiß: Sind erst mal die Töne im Kopf, entsteht schon bald eine Sinfonie._
Facts, facts, facts über den Fill Power Cube
- 29 Millionen Euro Investitionsvolumen – die größte Investition in der Firmengeschichte
- 6 Ebenen und 30.000 m2
- 120 neue Büroarbeitsplätze
- 650 Stellplätze im Parkhaus
- 1.000 m2 Dachgarten in 20 Metern Höhe
- 11.000 m2 geschaffene Grünfläche
- Angebote neben den Logistik- und Büroflächen: Physiotherapeut, Yoga- sowie Fitnessraum, ein Friseur und ein Lokal, das vom Public Viewing bis zum DJ-Event und vom Sound der 1980er bis zur coolen Disco unzählige Möglichkeiten bietet
Redaktion
- Melanie Kashofer
Fotos
Fill, Antje Wolm



