
Wie der Garagen-Pionier sein Lebenswerk zur Cashcow machte
Ob Disney, Apple oder Google – sie alle wurden in einer Garage gegründet. Der Begriff „Garagenfirma“ ist seitdem rund um erfolgreiche Existenzgründungen innerhalb der eigenen vier Wände nicht mehr wegzudenken. Josef Ploier schreibt derweil seine erfolgreiche Gründungsstory der etwas anderen Art. Denn auch er hat eine Garagenfirma ins Leben gerufen – doch ist die Idee dahinter eine ganz andere: In seiner Geschichte ist die Garage nicht der Gründungsort. Sie ist das Produkt.
Wenn es eine Kunst ist, Chancen dort zu erkennen, wo andere sie übersehen, könnte der Chef der GaragenCity wohl auch Picasso statt Ploier mit Nachnamen heißen. „Vielleicht als den Mörtel aus Linz“, antwortet er stattdessen mit einem Lachen auf die Frage, ob man ihn in seiner Branche unter einem bestimmten Spitznamen kennt. Als „einfacher Bauernbua“ wächst er mit sieben Geschwistern auf und lernt früh, Entscheidungen zu treffen. „Sich behaupten zu müssen, ist die beste Schule fürs Leben“, lautet seither seine Überzeugung. Seine Faszination für die Baubranche entdeckt er früh, umso naheliegender die erste Sprosse auf der Karriereleiter: Er beginnt als Bauleiter in München – zunächst im Angestelltenverhältnis. Etwas, das sich der Vollblutunternehmer rückblickend gar nicht mehr vorstellen kann. Auf festgefahrene Strukturen und Hierarchien reagiert er geradezu allergisch. „Erst fünfzehn Leute fragen zu müssen, bevor ich eine Entscheidung fälle, ist lähmend. Ich treffe eine Entscheidung, stehe dahinter und fertig!“
Die 3 ENTSCHEIDUNGEN, die Josef Ploier zum persönlichen Erfolg geführt haben
Darauf vertrauen, den richtigen Riecher zu haben
Es ist genau dieses Mindset, das ihn fast von selbst in die Selbstständigkeit führt – gleichwohl er zu Beginn noch nicht weiß, wohin die Reise geht. Eh klar. „Ich hatte von Anfang an immer Ideen und das Gespür, dass die Zeit für diese reif ist, aber nicht die Möglichkeiten.“ Aufhalten kann ihn dieser Umstand allerdings nicht. Vor allem dann, als er in den 80er Jahren plötzlich eine völlig andere Welt für sich entdeckt: die Modebranche. Durch seine damalige Partnerin – ein Model, wie es der Zufall so will – kommt er in Kontakt mit Modeschauen. Und erkennt sofort das wirtschaftliche Potential. Oder wie er es gegenüber seiner besseren Hälfte salopp formulierte: „Du bekommst 1.000 Schilling, während der Veranstalter 20.000 verdient. Warum machen wir das nicht selbst?“ Gesagt, getan. „Wir haben bei null angefangen, doch schon bald ganze Modeschau-Tourneen in jeder Bezirkshauptstadt Österreichs veranstaltet“, erinnert er sich an die Zeit zurück. Später folgten große internationale Bühnen. „Düsseldorf, Mailand, Madrid – plötzlich spielten wir in der ersten Liga, getreu dem Motto: Unter einer Million machen wir erst gar keine Show.“ Sein Grinsen kann er sich beim Gedanken daran kaum verkneifen.
Aufhören, wenn’s am schönsten ist
Und heute? Blickt er vermutlich stolz auf seine erfolgreiche Modelagentur oder gar ein ganzes Modeimperium, oder? Weit gefehlt. Denn bereits im Laufe der 90er Jahre deutet er die Zeichen der Zeit und kehrt der Branche den Rücken. „Große Firmen haben angefangen, zu sparen, und es gab diese Momente, in denen ich zunehmend gespürt habe: Es ist Zeit für eine Veränderung. Und ganz ehrlich: Ich wollte auch nicht mehr nur aus dem Koffer leben.“ Sein Entschluss: „Ich höre auf.“ Daraufhin geht Ploier in sich und überlegt, wie seine nächsten Schritte aussehen – und nur wenig später begibt er sich wieder auf vertrautes Terrain. Mit seinem Unternehmen „Wert Haus“, das er 1996 gründet, wird er nicht nur zum verlässlichen Partner für die Planung und Bauausführung vom mehrgeschossigen Wohnbau bis hin zum Einfamilienhaus, er besinnt sich auch auf seine Wurzeln.
Mehr als ein Jahrzehnt führt er sein damals neues Unternehmen als erfolgreicher Bauträger im Wohnbau, spezialisiert sich auf exklusive Objekte und schraubt den Qualitätsanspruch nach oben. Da liegt die Vermutung nahe, er würde auch heute noch individuelle Wohnträume verwirklichen. „Nein, die Firma ist nur noch in der Vermietung der Objekte operativ tätig“, erwidert Ploier. Denn schon in den Jahren vor der Weltfinanzkrise spürt er das Zögern und die Skepsis in seinem Umfeld – der Markt wird schwieriger. Und während die einen den Kopf in den Sand stecken, erkennen die anderen Gelegenheiten, wenn sie sich bieten. Oder sie erschaffen sie selbst. Durch Zufall stößt er auf einen unterschätzten Markt: Garagen. Der Bedarf ist riesig, doch kaum jemand bedient ihn professionell. Als er seine ersten Garagen baut, sind sie in wenigen Tagen vergeben – ohne großen Vertrieb, ohne lange Verhandlungen. „Ich habe fünf Garagen bestellt und plötzlich standen 20 Leute da. Das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen.“ Dasselbe Spiel wiederholt sich in Enns, wo er 70 Einheiten errichtet. Anfangs bedient er die Nachfrage über seine Baufirma, doch ihm wird schnell klar: Hier schlummert eine echte Marktlücke. Und er „küsst“ sie wach.
Der ENTSCHEIDENDE Tipp von Josef
Wer nur auf Sicherheit setzt, bleibt stehen. Unternehmertum bedeutet, Chancen in Herausforderungen zu sehen und nicht zu warten, bis die perfekten Bedingungen herrschen. Die besten Ideen entstehen oft in unerwarteten Momenten – aber sie werden nur dann wertvoll, wenn man den Mut hat, sie umzusetzen.
Erfolg hat 3 Buchstaben: T U N
Mit dem Unternehmen GaragenCity setzt Ploier einen neuen Standard für eine Branche, die bis dahin kaum jemand auf dem Schirm hatte. Er ist überzeugt: „Wer zu lange überlegt, verliert wertvolle Zeit.“ Während andere sich in endlosen Analysen verlieren, trifft er Entscheidungen intuitiv – und liegt damit nach seiner bescheidenen Einschätzung immer richtig. „Ob ich je eine Entscheidung bereut habe? Da fällt mir jetzt gar keine ein. Ich habe nie lange überlegt, ob etwas funktionieren könnte. Ich habe es einfach gemacht“, erzählt er mit einer Selbstverständlichkeit, die verblüfft. Gelernt hat er das mitunter von seinem älteren Bruder, zu dem er schon in jungen Jahren aufblickt. „Leider ist er 1998 verstorben. Aber das war ein richtiger Unternehmer, der mich von der Jugend an angesteckt hat.“
Auch als er mit dem Wachstum seines neuen Unternehmens die erste große Garagenanlage mit 260 Einheiten plant, könnte er zögern. Stattdessen entscheidet er sich, zu bauen, und bereut bis heute nur eine Sache: „Ich hätte auf Anhieb doppelt so viele Einheiten verkaufen können. Zu klein zu denken, war der einzige Fehler“, betont er mit einem Lachen. Denn Garagen entpuppen sich als weitaus mehr als „nur“ Stellplätze, sondern auch als gefragte Hobbyräume, sinnvolle Platzerweiterungen in Zeiten, in denen wenige Quadratmeter beim Preis von Wohnraum stärker ins Gewicht fallen, und nicht zuletzt als Kapitalanlagen. „Egal ob Mieten, Kaufen oder Investieren – viele wissen gar nicht, wie einfach und sicher eine Investition in Garagen sein kann“, erklärt er. Das Prinzip ist denkbar simpel: „Man kann eine oder mehrere Garagen mit Mietzinsgarantie kaufen und wir kümmern uns um die Vermietung und Verwaltung. Das ist viel einfacher als bei klassischen Immobilien, weil es durch die hohe Nachfrage kaum Leerstände gibt.“ Sein Konzept funktioniert auf Anhieb so gut, dass er heute Marktführer in Österreich ist.
Mit seinem Team bringt er sogar eine eigene Software auf den Weg. „Einfach, weil es keine gab. Wir haben in ganz Mitteleuropa kein Verwaltungsprogramm für Garagen gefunden, also haben wir es selbst in die Hand genommen.“ Dreizehn Standorte gibt es bereits, drei weitere sind in Planung – sein nächster Expansionsschritt führt ihn nach Wien. „Dort werden 1.200 Garagen im Wiener Umland entstehen, das ist eine gewaltige Dimension, die wir so noch nie hatten. Und dennoch habe ich keinerlei Bedenken, ob wir das schaffen.“
Trotzdem denkt er schon an die Zukunft. Seine Kinder haben andere Karrierewege eingeschlagen, und er weiß, dass er langfristig eine neue Lösung für sein Lebenswerk braucht. „Jedes Unternehmen braucht eine Perspektive – auch über den Gründer hinaus“, sagt er. Immer öfter setzt er sich daher mit dem Gedanken auseinander, einen passenden Nachfolger zu finden. „Es wäre schön, wenn sich jemand findet, der das Unternehmen mit der gleichen Leidenschaft weiterführt. Dann kann ich mir einen Verkauf gut vorstellen – und bis dahin gibt es noch einiges zu tun.“_
#Entscheidungsfragen
an Josef Ploier
Mieten oder kaufen_Kaufen
Sneakers oder Anzugschuhe_Anzugschuhe
Bauchgefühl oder Kopfsache_Bauchgefühl
Früher Vogel oder Nachteule_Beides zugleich, die Nächte waren kurz, die Tage lang
Großstadt oder Landleben_Landleben
In neue Standorte investieren oder bestehende
optimieren_In neue Standorte investieren
Auto oder Öffis_Auto
Innovation oder alte Schule_Innovation
Digitale oder analoge Notizen_Analog
Mundpropaganda oder Online-Vermarktung_Mundpropaganda
Redaktion
- David Bauer
Fotos
Antje Wolm