Vom Umgang mit dem „neuen Gold“
„Ein wirtschaftlich starker und international exponierter Wirtschaftsstandort wie Oberösterreich steht mit seinen Produkten und Betrieben im weltweiten Rampenlicht. Dieses Rampenlicht lockt aber auch kriminelle Kräfte an“, betont Landeshauptmann Stelzer.
Allein in den vergangenen fünf Jahren stieg die Internet-Kriminalität in Österreich von rund 17.000 auf rund 46.000 angezeigte Straftaten. In Anbetracht der fortschreitenden Digitalisierung ist dies eine ernstzunehmende Bedrohung sowohl für Unternehmen als auch für Privathaushalte.
Denn laut Statistik Austria verfügen 90 Prozent der heimischen Haushalte über einen Internet-Zugang und knapp 60 Prozent der Bevölkerung tätigt zum Beispiel auch Einkäufe über Online-Plattformen. In der aktuellen Studie der EU-Kommission zum Digitalisierungsgrad der Mitgliedsländer landet Österreich immerhin auf Platz 10.
„Dazu kommen Oberösterreichs Ambitionen, in Sachen Digitalisierung international eine führende Rolle einzunehmen. All dies erfordert große Anstrengungen im Bereich der Datensicherheit“, stellt Stelzer fest.
Oberösterreich hat Ambitionen, in Sachen Digitalisierung international eine führende Rolle einzunehmen.
Thomas Stelzer (Landeshauptmann)
Zentrum für IT-Sicherheit
Dass in Oberösterreich bereits viel in diesem Bereich getan wird, zeigt der Softwarepark Hagenberg, der sukzessive zu einem internationalen Zentrum für IT-Sicherheit ausgebaut wird. Hier kooperieren mehr als 75 Unternehmen sowie Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen zum Thema IT. Und rund zwölf Unternehmen am Standort beschäftigen sich mit der IT-Security. Das hat zur Folge, dass sich Firmen unter anderem aufgrund dieser Expertisen-Dichte im Softwarepark ansiedeln.
„Daten sind das ‚neue Gold.‘ Und die Voraussetzungen dafür, dass Oberösterreich zu einem Leuchtturm für IT-Sicherheit wird, sind ausgezeichnet. Neben zahlreichen Unternehmen weisen vor allem auch die FH Hagenberg und die Johannes Kepler Universität Linz höchste Kompetenz in Sachen IT-Security auf. Auch das neue Institute of Digital Sciences Austria wird wichtige zusätzliche Impulse bringen“, zeigt sich Wirtschaftslandesrat Achleitner erfreut.
Expertenstimmen
Robert Kolmhofer, Departmentleiter für Sichere Informationssysteme an der FH Hagenberg, betont allerdings die dringende Notwendigkeit von Fachkräften in diesem Bereich. „Wir können im Moment die Leute nicht liefern. Auf 150 offene Stellen, die wir von Unternehmen angeboten bekommen, entfallen rund 45 Absolvent:innen pro Jahr“, so Kolmhofer. Die FH Hagenberg hat, um auch AHS-Absolvent:innen für MINT-Fächer zu begeistern, beispielweise eine Kooperation mit AHS-Oberstufen initiiert. Die Schüler:innen können dabei schon zu Schulzeiten Kurse an der FH besuchen, die Ihnen auch angerechnet werden. Und auch in der Forschung spezialisiert man sich schon auf Zukunftsthemen, wie den Quantencomputer.
„Sicherheit ist immer auch Teil der Nachhaltigkeit“, ist sich René Mayrhofer, Vorstand des Instituts für Netzwerke und Sicherheit der JKU Linz, sicher. Der technische Status in Oberösterreich sei derzeit sehr gut, aber der Security-Bereich entwickle sich rasant weiter und es brauche vor allem auch eine Weiterentwicklung in der Forschung. Die JKU Linz beschäftigt sich deshalb im Moment stark mit neuen weltweiten Trends wie digitalen Identitäten.
Die Voraussetzungen dafür, dass Oberösterreich zu einem Leuchtturm für IT-Sicherheit wird, sind ausgezeichnet.
Markus Achleitner (Wirtschaftslandesrat)
Für die Landesregierung ist klar: Oberösterreich strebt als führender Industrie- und Wirtschaftsstandort eine noch stärkere Vorreiterrolle bei der digitalen Transformation von Gesellschaft, Wirtschaft, Bildung, Gesundheitssystem und öffentlicher Verwaltung auf Gemeinde- und Landesebene an. Deswegen ist auch in den kommenden Jahren ein Fokus auf digitale Sicherheit in Zusammenarbeit mit allen Experten und Partnern von größter Bedeutung.
Schlussfolgerungen aus dem Expertenforum „Cybersicherheit in Oberösterreich“:
- Es braucht eine laufende und vernetzte Bewertung von Bedrohungen und eine vernetzte Standortstrategie.
- Modernste Aufklärungstechnologien sind notwendig.
- Es braucht modernste Alarm- und Präventionspläne.
- Neue Antworten auf neue technologische Anwendungsbereiche sind nötig.
- Der Forschungsbereich Cybersicherheit soll gestärkt werden und die Ausbildung von Cyber-Expert:innen forciert werden.
- Cybersicherheit erfordert auch die Rückverlagerung systemrelevanter sicherheitssensibler Technologien, Produkte und Produktionsstufen nach Europa.