Stürmische Zeiten für die Industrie
Welche Folgen hätte ein russischer Gasstop? Laut aktuellen Schätzungen würde das österreichische Bruttoinlandsprodukt um rund 3,4 bis 6,6 Prozent zurückgehen, bis zu 130.000 Jobs wären bundesweit gefährdet – allein 56.000 davon im Industriebundesland Oberösterreich. Ein berechtigter Grund zur Sorge, findet Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Die explosionsartig gestiegenen Energiepreise hätten viele Betriebe an den Rand des Abgrunds gebracht. „Man sollte nicht glauben, wie lange Behörden in Zeiten wie diesen für Genehmigungen brauchen“, kritisiert Frommwald.
Trotz bürokratischer Stolpersteine gebe es aber auch Lichtblicke, etwa der auf Bundesebene beschlossene Energiekostenzuschuss. Viele Betriebe nehmen diesen zwar als bisher nicht ausreichend, aber zumindest als einen Anfang wahr. Den Strom- vom Gaspreis auf EU-Ebene zu entkoppeln, könnte ein weiterer Schritt in die richtige Richtung sein – nur müsse er rasch gegangen werden.
Doppelbelastung für Unternehmen
Das Tempo erhöhen, um schneller wieder Perspektiven zu schaffen, scheint ein probates Mittel sein, um für mehr Ruhe und Sicherheit in den Betrieben zu sorgen. Immerhin zwei Drittel von ihnen leiden unter spürbarem Arbeitskräftemangel, der gepaart mit der Energiekrise zur Doppelbelastung wird. Speziell beim Fachkräftebedarf in Industriebetrieben ist der Mangel besonders präsent, rund 86 Prozent nehmen diesen als stark oder sehr stark wahr. „Es braucht eine verlässliche Energieversorgung und ausreichend qualifizierte Mitarbeiter:innen, sonst ist unser Wohlstand in Gefahr“, warnt Frommwald. Die Politik sei daher nun gefordert, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Die oberösterreichische Industrie nimmt sich selbst dabei nicht außen vor, sondern sieht sich als Innovationstreiber und Teil der Lösungen und bekennt sich nach wie vor zum Kampf gegen den Klimawandel.
Es braucht eine verlässliche Energieversorgung und ausreichend qualifizierte Mitarbeiter:innen, sonst ist unser Wohlstand in Gefahr.
Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich