„Startups sind das Salz in der Suppe“
Folgendes Szenario: Die Idee für eine Gründung ist da, die Standortauswahl jedoch noch nicht getroffen. Warum sollte die Entscheidung auf Oberösterreich fallen? „Weil wir seit Jahrzehnten die Wirtschafts- und Industrielokomotive dieser Republik sind. Allein 2023 gab es bei uns über 6.100 Unternehmensgründungen; seit Jahren belegen wir Platz eins bei der Zahl der neu angemeldeten Patente – sprich, wir schützen unsere Ideen von heute und so den Erfolg künftiger Produkte“, bringt Markus Achleitner die Vorzüge auf den Punkt. Darüber hinaus sei es vor allem das heimische Ökosystem, das Gründerinnen und Gründern dabei hilft, den Turbo zu zünden. Dieses umfasst finanzielle sowie rechtliche Unterstützung, hilft bei der Vernetzung untereinander und stellt so die Weichen, dass aus kreativen Ideen erfolgreiche Umsetzungen werden. „In dieses Ökosystem betten wir daher alle innovativen Köpfe ein und unterstützen sie über verschiedene Programme, etwa mit unserem Startup-Inkubator tech2b oder Netzwerken wie PIER4 – von der Idee bis zur Gründung“, so der Landesrat.
Nicht vom Kurs abkommen
Wie sehr der Standort von diesen Investitionen profitiert, zeigt sich am Aufschwung. „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Im Ranking der Industrieregionen Europas waren wir vor sieben Jahren noch auf Platz 54, vor drei Jahren auf Platz 36 und zuletzt erstmals unter den Top 20. Und das alles trotz vieler Krisen – diese hat die oberösterreichische Wirtschaft genutzt, um Forschung und Entwicklung noch stärker voranzutreiben“, sagt Achleitner und warnt zugleich vor einem schleichenden Prozess, der zur Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit wird: „Man muss im selben Atemzug jedoch ganz klar sagen, dass wir bei den zahlreichen Neuerungen, Beschränkungen und dem hohen Maß an Bürokratie – vor allem auf europäischer Ebene – höllisch aufpassen müssen. Schon heute tätigen Unternehmen Investitionen außerhalb Europas, das muss wieder umgekehrt der Fall sein.“
Was es dafür brauche: mehr Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie. „Beide sind letztlich ein Geschwisterpaar, das es zu vereinen gilt. Die ganzen Transformationen bieten riesige wirtschaftliche Chancen für die heimische sowie die europäische Industrie. In zielgerichteter Forschung, die uns vom Rest der Welt abhebt, steckt jede Menge Potential“, so Achleitner. Dafür brauche es neue Ideen und Menschen, die out of the box denken. Unsere Innovationskraft werde immer das sein, wodurch wir uns Vorteile erarbeiten können. „Man kann sich Startups und die kreativen Ideen aus der Gründungslandschaft wie Schnellboote vorstellen, als kleine und wendige Innovationsbeschleuniger, die Tempo machen und flexibel sind. Etablierte Leitbetriebe sind im Vergleich große und leistungsfähige Tanker, die ihr Innovationsmanagement zunehmend über Kooperationen lösen. Zu sehen ist das etwa in der digitalen Transformation, Kreislaufwirtschaft und Energiewende. Hierfür ist die Vernetzung absolut notwendig und die kooperative Exzellenz ist eine neue Grundlage für künftigen Erfolg, wenn sich der internationale Wettbewerb verschärft“, so Achleitner.
Volle Kraft voraus
Ein Umstand, auf den selbst eine Spitzenregion wie Oberösterreich reagieren muss. „Wir müssen auch in Zukunft um dasselbe Maß besser und innovativer sein, um das wir teurer sind. Das hat uns bis dato ausgezeichnet und diesen Grundsatz müssen wir wahren“, ist Achleitner überzeugt. In Anbetracht dessen, was die Transformation uns abverlangt und wie sie gestaltet werden muss, brauche es dafür aber auch eine Neuausrichtung. „Wir dürfen nicht nur über unsere Leistungsbereitschaft in allen Bereichen der Gesellschaft reden, wir müssen sie auch leben“, gibt der Landesrat zu bedenken. „Dann bin ich sicher, dass Oberösterreich, wie auch in den letzten Jahren, der ‚Place to be‘ bleiben wird, wenn es um Wirtschaft geht.“
#Best Practice
Wie das Zusammenspiel etablierter Unternehmen und Startups in der Praxis aussehen kann, stellen Pierer Innovation und Friendly Fire mit ihrer Kooperation eindrucksvoll unter Beweis. „Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass es ohne diese kooperative Exzellenz gar nicht mehr wirklich geht“, räumt Andreas Kreiner ein. Als Tech Scout und Strategist bei Pierer Innovation hatte er vor rund sechs Jahren die Aufgabe, sich mit Game Engines – also der technischen Grundlage aus der Videospielindustrie – auseinanderzusetzen. Bei einem Hackathon zeigten ihm dann verschiedene Startups, welches technische Potential für die gesamte Customer Journey bei KTM, Husqvarna, GasGas und weiteren Marken dahintersteckt. Darunter war auch das Unternehmen Friendly Fire aus Wien, dessen CEO Klaus Fekesa die Arbeit mit Kreiner vertieft.
Schon früh glauben er und sein Team an die Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit von Game Engines. Mit ihrem Know-how und im engen Austausch mit Pierer Innovation loten sie die Technologie aus und erschaffen schließlich einen Use-Case-Konfigurator, der statt auf 2D-Visualisierung nun auf 3D setzt und so den Weg zu einem völlig neuen Kundenerlebnis eröffnet. „Mit diesem sehen Kunden kein statisches Bild, sondern sie erleben beispielsweise KTM-Motorräder aus allen Blickwinkeln, können flexibel zoomen und alles stärker visualisieren – zum Beispiel auf einem Mountain Pass, durch die Wüste oder entlang einer Küstenstraße fahrend. Es geht um das Erlebnis. Und das können wir vermitteln, weil wir nicht nur Motorräder anbieten, sondern auch das ganze Environment dazu. All das ist in unserer visuellen Qualität derzeit einzigartig“, erläutert das Duo.
Dieses Beispiel zeige nicht nur, wie gut diese Form der Zusammenarbeit schon funktioniert, so Achleitner. „Sondern auch, dass sie für einen echten Wettbewerbsvorteil sorgt. Diese Erfolge inspirieren und sollen zum Nachahmen animieren“, ergänzt er. Für ihr Engagement belohnt wurde die Kooperation mit dem Gewinn des von tech2b ausgeschriebenen Edison Awards in der Preiskategorie „EDISON ALVA“. Dieser würdigt die herausragende Zusammenarbeit zwischen Startups und führenden Leitbetrieben aus dem PIER4-Netzwerk in Oberösterreich._
3 Gründe …
… warum Oberösterreich ein Innovations-Hotspot ist.
LR Achleitner:
#1 „Weil wir kreative Köpfe und eine leistungsbereite Bevölkerung haben, die weiß, dass unser Wohlstand durch ihre Leistung und ihr Streben nach Erfolg erwirtschaftet wurde.“
#2 „Von den KMU zu Großbetrieben und internationalen Playern verfügen wir über eine ausgezeichnete wirtschaftliche Struktur – sowohl in der Breite als auch in der Tiefe.“
#3 „Die Verzahnung von Forschung, Entwicklung und Wirtschaft führt zu mehr Innovation, die wir durch Förderprogramme und die Vernetzung der Universitäten und Hochschulen mit den Unternehmen weiter fördern.“
Redaktion
- David Bauer
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