Standgas? Vollgas!
Alles leuchtet in Gelb-Blau. Wir sind am Standort von Dachser in Hörsching angekommen. Eine Brücke führt zum Büro, darunter ein kleiner Teich. Und gleich im Eingangsbereich ein riesengroßes Plakat mit den Unternehmenswerten. „Mut zur Innovation“ ist nur einer von vielen Werten, aber wahrscheinlich genau jener, der den Standort und die Leitung durch Michael Rauhofer ausmacht. Seit elf Jahren hat er diese Position bereits inne und für ihn zählt das Unternehmen wahrlich zu den besten der Branche – „und das sage ich nicht nur, weil ich hier arbeite“, sagt er und schmunzelt. Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es Dachser Austria, seit 2008 den Standort Hörsching. Zeit, Bilanz zu ziehen.
Was zeichnet die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens in Österreich – und damit an einem wichtigen Drehkreuz in Europa – aus?
Michael Rauhofer: Unser Produkt in der Transportlogistik ist so gut und so effizient, dass man es wunderbar verkaufen kann, und unser Netzwerk mit über 300 Standorten in Europa ist eine unserer großen Stärken. Außerdem haben wir eine eigene, innovative IT-Abteilung im Allgäu, durch die wir flexibel sind und rasch auf Veränderungen reagieren können. Darüber hinaus ist die Fluktuation bei uns am Standort sehr gering. Es ist zwar nach wie vor schwierig, Mitarbeitende zu finden, aber wenn sie einmal bei uns sind, bleiben sie gerne.
Wie zentral der Standort Hörsching für die regionale Wirtschaftsentwicklung ist, zeigt der erneute Ausbau des Umschlaglagers. Was wird mit der Fertigstellung Mitte 2025 dadurch möglich?
Michael Rauhofer: Wir erweitern das Umschlaglager um 3.000 Quadratmeter und investieren sechs Millionen Euro. Sendungen aus ganz Europa werden dort bei uns umgeschlagen und dann zugestellt. In unserer neuen Halle spezialisieren wir uns in einem weiteren Schritt auf Seefrachtcontainer aus der ganzen Welt. Dadurch bereiten wir uns schon jetzt auf ein potentielles Wirtschaftswachstum in der Zukunft vor. Wir wollen gerüstet sein für die Mengen, die dann auf uns zukommen.
Die letzte Standortvergrößerung ist erst
wenige Jahre her, befindet sich die Logistikbranche derart im Aufschwung?
Michael Rauhofer: In der Logistik kann man am ehesten beobachten, wann die Wirtschaft schwächelt, denn hier ist es möglich, sehr vieles zu antizipieren. Wenn keine Sendungen kommen, dann hat man entweder einen Kunden verloren oder der Kunde macht weniger Geschäft. Wir bei Dachser wachsen allerdings jedes Jahr kontinuierlich und sind im Stückgutbereich mittlerweile systemrelevant. Und ich denke auch, dass die gesamte Wirtschaft in naher Zukunft wieder Aufschwung nehmen wird.
Inwiefern ist die Vergrößerung eine Reaktion darauf, dass sich die globalen Lieferketten verändern und die Produktion schrittweise nach Europa zurückwandert?
Michael Rauhofer: Wir sehen in Teilbereichen, dass die Produktion zurück nach Europa kommt, für uns ist dies aber kein ausschlaggebender Grund für die Erweiterung gewesen. Wir haben einfach intern ein so starkes Wachstum, dass wir vergrößern müssen.
Für Mitarbeitende soll der moderne Sozialraum noch erweitert werden. Welches Angebot wird damit verbunden sein?
Michael Rauhofer: Der Sozialraum soll mehr bieten als einen kleinen Tisch, an dem man sein Essen zu sich nehmen kann. Wir planen lärmschutzdämmende Maßnahmen, eine große Küche und auch für die gewerblichen Mitarbeitenden die Möglichkeit, Essen aus der Kantine aufzuwärmen. Durch den Dreischichtbetrieb war ihnen das bis jetzt nicht möglich. Wir werden für jeden Mitarbeiter ein Kühlfach einbauen, wo das Essen gelagert werden kann. Der Spaßfaktor soll ebenfalls nicht zu kurz kommen: Wir sind gerade noch dabei, gewisse Freizeitaktivitäten im Sozialraum zu planen.
Wie wichtig ist es in Ihrer Branche, optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen, und welche Rolle spielt dabei das erfolgreiche Zusammenspiel mit der Automatisierung?
Michael Rauhofer: Die Gesundheit unserer Mitarbeitenden ist uns enorm wichtig. Bei uns gibt es ein gesundes Frühstück, und zwar gratis, das sich die LKW-Fahrer auf ihre Touren mitnehmen können. In der Halle setzen wir Exoskelette ein, denn wenn man sein ganzes Arbeitsleben lang schwer hebt, wirkt sich das ansonsten irgendwann auf die Gesundheit aus. In naher Zukunft werden wir zusätzlich mit digitalen Zwillingen in der Produktion arbeiten, die die Be- und Entladung erleichtern werden.
Auf dem Dach des neuen Anbaus wird eine Photovoltaikanlage installiert – nur eine von mehreren Nachhaltigkeitsmaßnahmen?
Michael Rauhofer: Richtig! Neben der PV-Anlage setzen wir auf E-Firmenautos und werden bald schon ein bis zwei E-LKW anschaffen. Und wir möchten in Zukunft unsere Hauptläufe dort, wo möglich und sinnvoll, auf Intermodal umstellen._
Redaktion
- Melanie Kashofer
Fotos
Mario Riener, Dachser