
Netzwerken ohne Maske
Smalltalk, Visitenkarten, Statusgehabe. So stellt man sich ein Netzwerkevent vor. Und dann kommt alles ganz anders. Bei der Businesskonferenz „Future Means Chances“ im Sacher Alpin Resort in Seefeld in Tirol zeigt Stefanie Winkler-Schloffer, wie berührend Business-Networking sein kann, wenn Menschen sich echt und unverstellt begegnen.
Was muss man tun, damit ein Netzwerkevent bitte nicht anstrengend wird? „Es kommt auf drei Dinge an: die richtigen Leute, die richtige Stimmung und den richtigen Ort. Wenn das passt, fühlt sich Netzwerken nicht nach Pflichtprogramm an, sondern nach echtem Austausch“, erklärt Veranstalterin Stefanie Winkler-Schloffer (sie übernimmt ab Juli 2025 die Position Director Marketing Communikation bei A1). Deshalb sei die Hauptaufgabe eines guten Veranstalters, einen Rahmen zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen, Gespräche ganz natürlich entstehen und niemand das Gefühl hat, sich verstellen oder netzwerken zu müssen. „Dieses Jahr wurde oft gesagt, dass die Konferenz eine egofreie Zone ist“, erzählt sie. Und das sei für sie das schönste Kompliment. „Denn so kann etwas Magisches entstehen.“
„Future Means Chances“ ist der Titel der Veranstaltung. Welche Chancen fallen dir gleich mal ein, wenn du an die Zukunft denkst?
Stefanie Winkler-Schloffer: Ich denke, dass gerade in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen, in denen wir uns ja gerade befinden, oft der nötige Druck und Schmerz entsteht, um echte Veränderungen anzustoßen und zu ermöglichen. Ansonsten ist es ja oft einfacher und bequemer, beim Bekannten zu bleiben. Und dann gibt es keine Notwendigkeit, sich zu verändern. Diese Veränderungen ermöglichen wiederum Innovation und neue Perspektiven. Wer diese Chancen erkennt und aktiv nutzt, kann die Zukunft nicht nur mitgestalten, sondern auch völlig neue Möglichkeiten erschließen – für Unternehmen, die Gesellschaft und die Wirtschaft insgesamt.
Was ist dein Warum für das Event „Future Means Chances“?
Stefanie Winkler-Schloffer: Ich war immer wieder auf Konferenzen, bei denen man Frauen sprichwörtlich mit der Lupe suchen musste. Irgendwann hat mich das einfach nur noch frustriert – vor allem, weil ich sogar angeboten hatte, mein Netzwerk einzubringen, aber es einfach keine Veränderung gab. Also dachte ich mir: Dann mache ich es eben selbst! Mit „Future Means Chances“ wollte ich einen Raum schaffen, in dem Frauen sich auf Augenhöhe begegnen – offen, ehrlich und ohne Ego. Statt Konkurrenz gibt’s hier Vertrauen, echten Support und das Gefühl, gemeinsam wirklich etwas bewegen zu können.
Was hast du dir von den vielen Vorträgen mitgenommen?
Stefanie Winkler-Schloffer: Es gab so viele spannende und inspirierende Vorträge, dass es echt schwerfällt, nur ein paar Highlights herauszupicken. Ein Satz, der mich besonders erreicht hat, war: „Play the game. Never let the game play you.“ Wir Frauen wollen uns viel zu oft an vermeintliche Spielregeln halten – das hat bei mir definitiv einen Aha-Moment ausgelöst. Und dann dieses allgegenwärtige Buzzword: Resilienz. Was ich bei Future Means Chances gelernt habe? Es geht eigentlich um etwas viel Mächtigeres: Antifragilität – also nicht nur widerstandsfähig sein, sondern aus Herausforderungen noch stärker hervorgehen. Das ist das eigentlich erstrebenswerte Ziel.
Auf der Bühne waren fast ausschließlich Frauen. Erstens: Frauen, die gerne auf der Bühne stehen, seien doch kaum zu finden, heißt es. Wie hast du sie gefunden? Und zweitens: Warum hast du dich dazu entschieden, ausschließlich Frauen auf die Bühne zu holen?
Stefanie Winkler-Schloffer: Dieses Jahr haben wir das Programm um optionale Workshops erweitert – diese durften auch von Männern gehalten werden. Die Mainstage aber gehört den Frauen – und zwar so lange, wie ich noch All-Male-Panels sehe (schmunzelt). Genau das war auch der Grund für meine Entscheidung: Es gibt immer noch viel zu viele Bühnen, auf denen ausschließlich Männer sprechen. Mit „Future Means Chances“ will ich zeigen, dass es sie gibt – die beeindruckenden, spannenden Frauen mit starken Stimmen und wichtigen Botschaften. Man muss nur die Augen offen halten. Diese alten Ausreden à la „Wir haben niemanden gefunden“ oder „Die Frauen wollten nicht“ gehören endgültig in die Mottenkiste. Wer wirklich Speakerinnen auf die Bühne holen will, findet sie auch.

Wie gelingt es dir, einen Mix an Teilnehmerinnen zustande zu bringen, der inspirierend für alle Beteiligten ist?
Stefanie Winkler-Schloffer: Das ist – ganz offen gesagt – Bauchgefühl. Ich begegne das ganze Jahr über spannenden Persönlichkeiten und denke mir oft: Die wäre perfekt für Seefeld. Und die lad ich dann einfach ein. Dazu kommt, dass Frauen immer wieder andere großartige Frauen nominieren und so das Netzwerk auch von Jahr zu Jahr wächst.
Welche Fehler sollte man beim Planen von Events dieser Art unbedingt vermeiden?
Stefanie Winkler-Schloffer: Ein entscheidender Erfolgsfaktor sind die richtigen Partner an der Seite. Mit dem Alpin Resort Sacher und Elisabeth Gürtler samt ihrem großartigen Team haben wir den perfekten Rahmen gefunden, um solch eine besondere Konferenz zu erschaffen. Wenn man eine einzigartige Stimmung und Energie erzeugen möchte, braucht es nicht nur inspirierende Menschen, sondern auch den richtigen Ort.
Was sollen sich die Teilnehmerinnen von diesen vier Tagen mitnehmen?
Stefanie Winkler-Schloffer: Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann, dass die Teilnehmerinnen diese besondere Energie mitnehmen – als kraftvollen Start ins Jahr. Viele erzählen mir, dass sie noch Tage, Wochen, manchmal sogar Monate von der Stimmung in Seefeld zehren und sie im Alltag immer wieder abrufen können. Und genau das ist für mich das Schönste: Wenn die Konferenz nicht nur vier Tage dauert, sondern lange nachwirkt._
Ich oute mich. Ich bin eine katastrophale Netzwerkerin. Weil sich Netzwerken irgendwie so nach „gezwungen Kontakt aufnehmen“ anfühlt. Aber: Ich interessiere mich brennend für Menschen, für ihre Geschichten, ihre Visionen, ihr Warum. Und genau darum ging’s bei diesem Event: Deeptalk statt Smalltalk.
persönliche Notiz von
Susanna
Redaktion
- Susanna Winkelhofer
Fotos
Tina Weiler