Im Kreis zum Weltrekord
Wenn die Paraathletin Svetlana Moshkovich am 22. Februar 2025 in Grenchen, Schweiz, in die Pedale ihres Handbikes greift, dreht sich alles nur um eins: Geschichte zu schreiben. Ihr Ziel? Der erste Stunden-Weltrekord einer Frau auf der Bahn – 40 Kilometer in 60 Minuten. Doch dieser Rekordversuch ist mehr als nur ein sportliches Highlight: Es ist ein Statement für den Parasport, den Frauensport und für alle, die das Unmögliche wagen.
Vor einigen Jahren hätte wohl niemand – am allerwenigsten sie selbst – gedacht, dass Svetlana Moshkovich heute eine Weltrekordhalterin sein könnte. Die damals als Flugbegleiterin tätige Russin liebte das Reisen und die Begegnung mit fremden Kulturen. Doch ein Autounfall veränderte alles: Svetlana verlor die Fähigkeit zu gehen.
Dieser Einschnitt führte sie jedoch zu einer neuen Leidenschaft: dem Handbike-Sport. Was mit einer Reha und dem ersten Ausflug mit dem Ottobock Handbike Team begann, entwickelte sich zu einer beeindruckenden Karriere. Paralympics, Weltmeisterschaften, Medaillen: Svetlana kämpfte sich an die Spitze, zuletzt mit dem Titel der Weltmeisterin 2024.
Die schnellste Bahn der Welt
Das TISSOT Velodrome in Grenchen ist kein gewöhnlicher Ort – es ist die schnellste Rennbahn der Welt. Hier sollen 40 Kilometer in einer Stunde möglich gemacht werden. Doch die 46° steilen Kurven der 250-Meter-Holzbahn stellen die Paraathletin vor eine besondere Herausforderung. „In dem Velodrome in Grenchen wurden bereits viele andere Rekorde aufgestellt, wie etwa der 24h-Rekord im Bahnfahren von Christoph Strasser. Da es sich um ein geschlossenes Velodrome handelt, müssen äußerliche Einflussfaktoren wie etwa Wind nicht berücksichtigt werden, was Rekorde erst vergleichbar macht“, erklärt Svetlana.
Ein Statement für den Frauensport
Bis heute wurde der Stundenrekord mit dem Handbike nur von Männern aufgestellt. „Der Rekord besteht bei den Männern bereits seit Jahren. Warum also nicht auch einen Rekord für Frauen in dieser Kategorie aufstellen?“, fragt sich Svetlana. Ihr Ziel ist es, nicht nur eine neue Bestmarke zu setzen, sondern auch ein Zeichen für den Frauensport zu schaffen. „Ich möchte damit ein Zeichen für den Frauensport setzen und so viele Menschen wie möglich erreichen, inspirieren und ermutigen, ebenfalls ihre Komfortzone zu verlassen und ihre Grenzen auszutesten. Sportlich an meine Grenzen zu gehen, weckt bei mir ein Glücksgefühl, das ich sonst durch nichts erfahre“, erklärt die Athletin.
Die Hürden hinter den Kulissen
Hinter dem Weltrekordversuch steckt eine monatelange Vorbereitung. „Ich habe mir das alles zunächst viel einfacher vorgestellt“, gibt Svetlana offen zu. Neben der körperlichen und mentalen Belastung kommen auch finanzielle Hürden dazu. „Allein Material und Bahnmiete kosten knapp €10.000,- für den Rekordversuch. Was man dabei nicht vergessen darf, ist, dass ich mich mit Trainingslagern und Testfahrten auf der Bahn entsprechend auf den Rekord vorbereite. Da kommt schon einiges zusammen.“ Um die Kosten zu decken, hat Svetlana eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen (gofundme: Paraathlete on her road to record – Svetlana Moshkovich). Jede Unterstützung zählt – sei es eine kleine Spende oder das Teilen des Projekts.
„Es wird sicher eine große Quälerei“
Der Rekordversuch ist für die Athletin nicht nur ein sportliches Ziel, sondern ein Experiment mit den eigenen Grenzen. „Ich bin einfach neugierig, was man in einer Stunde schaffen kann. Es wird sicher eine große Quälerei, aber die Möglichkeit, die eigenen Grenzen zu verschieben, das treibt mich an.“ Am 22. Februar wird Svetlana zeigen, was mit Disziplin, Mut und Leidenschaft möglich ist – und womöglich den Frauensport auf der Bahn für immer verändern.
Redaktion
- DIE MACHER
Fotos
GEPA pictures/ Kevin Hackner