Die Medizin-Pioniere Oberösterreichs
Eines ist sicher: Auch wenn an diesem Tag österreichweit tausende junge Menschen um insgesamt 1560 Humanmedizin-Studienplätze kämpften, die größte Aufmerksamkeit war den 250 Bewerbern an der JKU sicher. Zahlreiche Medienvertreter hatten sich versammelt, um jene zu interviewen oder fotografieren, die als möglicherweise als Pioniere der Humanmedizin in die Geschichte der Johannes Kepler Universität eingehen werden. „ Ich finde es großartig, dass es jetzt die Chance gibt, im eigenen Bundesland Medizin zu studieren“, erzählt der 19-jährige Lucas Bandzauner. „Momentan bin ich noch relativ gechillt – den Druck macht man sich ohnehin nur selbst, das bringt nichts“. Nicht ganz so entspannt ist Valentina Bozkurt: „Ich bin schon ziemlich nervös, obwohl ich heuer nur teilnehme, um einen Eindruck zu bekommen, viel Vorbereitungszeit hatte ich nicht, da wir ziemlich spät Matura hatten“. Spätestens nächstes Jahr soll es dann aber auf jeden Fall klappen. Auch Moritz S. nutzt die Chance, um mehr über den Ablauf der Aufnahmeprüfung und ihre Fragen zu erfahren. „Dass Humanmedizin ab jetzt auch in Linz angeboten wird, finde ich sehr praktisch – dann muss man nicht so weit fahren“.
„Heute, genau heute ist die Medizinfakultät Wirklichkeit“
60 Studienplätze stehen in Linz zur Verfügung, 75 Prozent der Plätze erhalten Kandidaten mit österreichischem Maturazeugnis. Ab Oktober bietet die JKU als erste österreichische Universität ein Humanmedizin-Studium mit Bachelor-Master-System an, die ersten Semester wird aber vorerst noch an der Medizinischen Universität in Graz studiert. Ab dem Wintersemester 2016/2017 beginnt dann der Betrieb an der JKU. Die Erwartungen an die neue Medizin-Fakultät sind groß. Die Erhöhung regionaler Wertschöpfung und Schaffung neuer Arbeitsplätze, Stärkung des Innovationssystems, Ansiedelung neuer Betriebe und eine Sicherung und Weiterentwicklung der qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung sind nur einige mögliche Nutzeneffekte, die sich durch das neue Studium in Linz ergeben werden, fand eine Potenzialanalyse des Gesundheits-Clusters heraus.
9 Uhr. Mittlerweile sind die Bewerber auf mehrere Hörsäle aufgeteilt, JKU-Rektor Richard Hagelauer begrüßt die angehenden Studenten persönlich. „Für uns sind Sie heute viel mehr als nur einer von insgesamt 12.000, jeder von Ihnen ist heute ein Zeichen, dass sich unsere Anstrengungen für eine medizinische Ausbildungsstelle in Linz gelohnt haben“. Seit vielen Jahren wurde über eine Medizinfakultät in Oberösterreich diskutiert, und „heute, genau heute“, sei sie Wirklichkeit geworden. Hagelauer: „Sie werden in sechs Jahren die ersten sein, die den Titel Dr.med. univ an der JKU verliehen bekommen und als Pioniere in die Geschichte der Universität eingehen“. Nachdem die Prüfungsdetails geklärt sind (Stifte und eine Plastikflasche sind erlaubt, eigenes Papier, Essen oder elektronische Geräte nicht) und die Prüfungsbögen verteilt werden, müssen die Medienvertreter den Hörsaal verlassen. Der Aufnahmetest ist in zwei Testteile gegliedert und dauert bis 15:30 Uhr, dazwischen gibt es eine Mittagspause, die von einigen Bewerbern beim Uniteich in der Sonne sitzend genutzt wird, um neue Energien zu tanken.
Teilnehmer zu 71 Prozent aus Österreich
342 Menschen hatten sich für das Aufnahmeverfahren angemeldet, darunter 215 aus Oberösterreich. Insgesamt 244 nahmen dann tatsächlich am Test teil, darunter 71 Prozent Maturanten aus Österreich. „Es ist besonders erfreulich, dass sich so viele junge Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher für das Medizinstudium im eigenen Bundesland interessieren, wir wünschen uns natürlich, dass viele die Aufnahmetests bestehen und als junge Ärzte im Land bleiben“, sagt Landeshauptmann Josef Pühringer. Die neue Medizinische Fakultät werde das Problem des Ärztemangels in Oberösterreich alleine zwar nicht lösen, sagt Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer – denn im Ausland sind die Rahmenbedingungen wie Arbeitszeit, Gehaltsstruktur und Vereinbarkeit des Berufs mit Familie oft deutlich besser als hierzulande. „Die Medizinuniversität ist aber ein sehr wichtiger Punkt, um vermehrt Ärzte nach Oberösterreich zu bekommen“.
Gegen 16 Uhr ist der erste Aufnahmetest für Humanmedizin in der Geschichte der JKU dann vorbei und die Teilnehmer spazieren aus den Hörsälen. „Der Test war schwer aber machbar“, erzählt Mario Perak aus Aachen, „der Ablauf war gut organisiert und mir gefällt das moderne Bachelor-Master-System an der JKU“. Auch Carmilla Karva aus Wien ist zufrieden: „Der Test war zwar etwas schwieriger als erwartet, mir ist es aber sehr gut gegangen, es war alles sehr professionell organisiert und angenehmer und weniger stressig als in Wien“. Für den Linzer Florian Pröll war es der erste Aufnahmetest. „Mein Gesamteindruck ist wie erwartet ausgefallen– in manchen Bereichen war der Test aber etwas einfacher, in anderen dafür etwas schwieriger als gedacht.“ Das Angebot der neuen Medizinischen Fakultät ist für ihn „wohntechnisch praktischer“, die Möglichkeit, künftig auch in seiner Heimatstadt Medizin studieren zu können, findet er gut. Am 22. August erfahren die Teilnehmer die Reihung der Testergebnisse – dann stellt sich heraus, wer zu den Pionieren der Linzer Humanmedizin an der JKU gehört.