Bekommt Temelin zwei weitere Reaktoren?
Ursprünglich rechnete man in Tschechien bis 2040 mit einem Stromverbrauchszuwachs von 30 Prozent. In den letzten Jahren ist der Verbrauch jedoch nur um 0,7 Prozent gestiegen. Das ist aber nicht der einzige Kritikpunkt am Ausbau. „Er würde die Konsumenten mit etwa 700 Millionen Euro jährlich belasten“, sagt Landesrat Rudi Anschober.
Trotz des hohen Anteils an Atomstrom zahlt die energieintensive Industrie Tschechiens einen der höchsten Strompreise der EU – mit etwa 10 Cent pro kWh. 17 TWh Strom wurden exportiert, das ist mehr als die gesamte Stromproduktion Temelins (13 TWh).
EU-Förderungen für Atomenergie?
Diese Faktoren sprechen gegen einen Ausbau. „Durch die EU-Kommission könnte aber doch noch die Tür für das Projekt geöffnet werden“, sagt Anschober. Derzeit widerspricht eine direkte Förderung der Atomenergie dem Wettbewerbsrecht. Eine Allianz aus 12 Mitgliedsstaaten will die bisherigen Regeln für AKW aber außer Kraft setzen und Subventionen für den Neubau von Atomkraftwerken ermöglichen. „Diese Entscheidung beeinflusst massiv, ob es in Europa zukünftig einen weiteren Rückgang von Atomenergie, oder eine Renaissance gibt“, sagt Anschober. Um eine Änderung der Wettbewerbsregeln zu verhindern, will er einen „europaweiten Widerstand“ gegen Subventionen für die Atomenergie aufbauen. Man brauche eine europaweite Allianz aller Atomgegner. Österreich solle gemeinsam mit Deutschland und Dänemark eine Allianz gegen Atomenergie formen. Innerhalb der EU seien die atomkritischen Mitgliedsstaaten in der Mehrheit.
Ob Temelin tatsächlich ausgebaut wird, dürfte sich erst im Frühling 2014 entscheiden. Dann gibt es Neuwahlen. Die derzeitige tschechische Übergangsregierung hat bereits angekündigt, keinen Baubeschluss zu treffen.