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Unklarheit sorgt
vor allem bei KMU für
Verunsicherung – diese
wollen wir ihnen nehmen.
Thomas Baumgartner
Rechtsanwalt,
Haslinger/Nagele
Neues EU-
Lieferkettengesetz –
und jetzt?!
„Was bedeutet das für mein Unternehmen und was muss ich nun tun?“ Viele, die künftig von der Regulatorik
des EU-Lieferkettengesetzes betroffen sind, beziehungsweise betroffen sein könnten, stellen sich diese Frage.
Und wir stellen sie an Rechtsanwalt Thomas Baumgartner. Der Complianceexperte von Haslinger/Nagele
teilt mit uns seine persönliche To-do-Liste für Unternehmen.
#1 Mittelbare Betroffenheit nale Gesetzgeber umgesetzt.“ Zeit zu zögern sei
dennoch nicht. „Die gelebte Praxis wird sohin den
am Schirm haben Gesetzgebungsprozess überholen.“
#4 Partnerschaften
„Durch die hoch angesetzten Schwellenwerte sind
nur die wenigsten Unternehmen in Österreich un- kooperativ pflegen
mittelbar betroffen – mittelbar wird es aber fast
jedes Unternehmen des Landes etwas angehen.“
Was der Experte damit meint? „Die meisten Be- „Für gewöhnlich wird man bei Geschäftspartnern
triebe sind selbst Teil der Wertschöpfungskette für auf offene Ohren stoßen, wenn es darum geht,
Großkonzerne. Wir sehen das bei österreichischen moralisch vertretbar und nachhaltig zu handeln.“
Automobilzulieferern schon heute, die sich bei Gründe, diese mit strengen Auflagen vor den Kopf
Lieferungen nach Deutschland an die dort bereits zu stoßen, gebe es in den wenigsten Fällen. „Unter-
existierenden Verpflichtungen halten müssen.“ nehmen sollten stattdessen ihrer Bemühungspflicht
nachkommen und gemeinsam an einem Strang zie-
#2 Individuelle hen.“
Risikofaktoren kennen #5 Zukunftspotential
nicht unterschätzen
„Es macht wenig Sinn, für alle Lieferanten dieselben
Fragebögen und Maßnahmen anzuwenden – Risi-
kofaktoren sind länder- und branchenspezifisch.“ „Die jeweilige Umsetzung der Richtlinie auf natio-
Diese zu kennen und zu verstehen sei daher zentral. naler Ebene ist nur der erste Schritt“. In weiterer
Denn es gehe nicht darum, zahlreiche Audits und Folge könne daraus eine bessere innereuropäische
Anforderungen durchzuführen oder einfach zu ak- Zusammenarbeit entstehen, hierfür sei ein „Safe-
zeptieren. „Sondern ich kann mit Compliancesys- Harbor“ wünschenswert. „Sodass Unternehmen,
temen und eigenem Code of Conduct stichhaltig deren Verpflichtungen innerhalb Europas liegen,
mein minimiertes Risiko nachweisen.“ gewisse Erleichterungen durch einheitliche Stan-
dards erfahren. Das erspart den Unternehmen dop-
#3 Proaktive Herangehensweise pelte Arbeit und damit Kosten – ähnlich zur Zoll-
union hat die EU hier großes Potential.“_
„Ja, das Gesetz wurde erst kürzlich auf EU-Ebe-
Text David Bauer
Foto Haslinger/Nagele ne beschlossen und wird erst noch durch natio-
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