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Employer Branding beginnt 3. Positive Candidate Journey: Die
Kandidat:innen sind unsere Kund:innen. Es
immer im Inneren einer ist wichtig, Hürden niedrig zu halten und den
Kund:innen eine gute und smarte Experience
Organisation. zu bescheren.
Wie schafft man als Unternehmen
eine starke Arbeitgebermarke?
Julia Oberhumer: Da gibt es viele Faktoren. Zualler-
erst aber durch eine starke Mitarbeiterbindung und
-identifikation. Employer Branding beginnt immer
im Inneren einer Organisation. Wer es schafft, sei-
ne Mitarbeiter:innen zu Markenbotschafter:innen
zu machen, hat schon halb gewonnen. Was jede:r
Julia Oberhumer Einzelne im Freundes- und Bekanntenkreis über
den eigenen Arbeitgeber erzählt, prägt das Image
Geschäftsführerin, JOB HR in der Region. Zusätzlich braucht es natürlich auch
weitere außenwirksame Marketingaktivitäten, die
im Idealfall gut geplant und koordiniert sind. Aber
im Inneren zu beginnen ist die absolute Basis.
Welche drei Dinge sind für erfolgreiches
Recruiting am wichtigsten? Wie hängen Leadership und eine
Julia Oberhumer: starke Arbeitgebermarke zusammen?
1. Schnelligkeit: Wir sehen, dass Unternehmen Julia Oberhumer: Die direkte Führungskraft hat
immer wieder Kandidat:innen verlieren, weil großen Einfluss auf das Miteinander in der Ab-
sie zu lange warten oder weil der Prozess zu teilung. Wir beobachten häufig das Phänomen,
lange dauert. dass Mitarbeiter:innen wegen des Jobs kommen
2. Professionalität: Alle am Recruitingprozess und wegen der Führungskraft gehen. Auch diese
beteiligten Personen sind die Visitenkarte „führungsbedingte“ Fluktuation spricht sich her-
nach außen. Professionelle Gesprächsführung um. Leadership Excellence ist daher ein Baustein
und ein State-of-the-Art-Bewerbungsprozess für ein gutes Klima und Arbeitgeberimage – nach
sollten selbstverständlich sein. innen und nach außen.
Wie kann der hohe Fachkräftebedarf im Tourismus
heute und in Zukunft gedeckt werden?
Vivien Schulter: Indem die Betriebe den nötigen Der Tourismus ist schon großartig in der
Kulturwandel vollziehen. Es braucht ein neu-
es Führungsverhalten und Offenheit. Vor allem Gastfreundschaft – jetzt brauchen wir
wenn man bedenkt, dass diverse Zielgruppen bis-
her wenig oder gar nicht beachtet wurden. Bei Mitarbeiterfreundschaft.
Eltern braucht es diverse Arbeitszeitmodelle. Bei
Menschen mit Behinderungen braucht es kreative
Arbeitsrollen. Quereinsteiger:innen brauchen Wei-
terbildungen. Und was ist mit talentierten Gastge-
ber:innen aus dem Ausland? Gerade der Tourismus
hat durch seine Vielfältigkeit ein enormes Poten-
tial, die beste Arbeitgeberbranche zu sein.
Wie verändert sich die Recruitinglandschaft im
Tourismus in Zeiten des Arbeitnehmermarktes?
Vivien Schulter: Hier fehlt es meiner Erfahrung Vivien Schulter
nach am Einsatz von innovativen Digitools. Es selbstständige Unternehmensberaterin,
gäbe großartige Tools, mit denen jedes Unter- Kultur:wandlerin
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