Page 24 - 2023_02_DIEMACHER_web_interaktiv
P. 24
What the
fact?!
Unser Arbeitsmarkt:
Text Melanie Kashofer
Foto WU-TV, Gettyimages heute und in Zukunft
Illu Gettyimages
„Mein Wunsch ist, dass es zu einer besseren sozialen Absicherung der
unteren Einkommensbereiche kommt“, so Thomas Grandner, Dozent an
der Wirtschaftsuniversität Wien am Department für Volkswirtschaft. Wohin
sich der Arbeitsmarkt gerade entwickelt und worauf wir uns in Zukunft
einstellen müssen? Wir machen den Faktencheck!
#2 Krise? Nein, Strukturwandel!
Die Fakten sind bekannt: Es kam durch die
#1 Keine gleiche Entlohnung
Coronakrise zu globalen Lieferkettenengpässen,
die noch länger spürbar sein werden und die auch
Der Gender-Pay-Gap zeigt es deutlich,
den Arbeitsmarkt verändert haben. Der Anteil
ebenso der Gender-Wage-Gap,
an ausländischen Fachkräften hat sich durch die
der den Unterschied zwischen den
Lockdowns verringert und die Baby-Boomer-
Medianeinkommen von Frauen und
Generation geht in Pension. Grund zur Sorge?
Männern misst: In Österreich gibt es
Eher nicht. „Es hat sich durch die Krisen einfach
in keinem Bereich gleiche Entlohnung
ein Strukturwandel am Arbeitsmarkt ergeben.
für gleiche Arbeit. „Berücksichtigt
In einigen Branchen ist die Beschäftigung etwas
man Ausbildung, Arbeitszeiten und
zurückgegangen, in anderen aber stark gestiegen.“
Arbeitserfahrung, sind Frauen immer
Die durchschnittliche Beschäftigung ist zwischen
schlechter dran als Männer.“ Österreich und
2018 und 2022 trotz aller Herausforderungen um
Deutschland sind Länder, die an der Spitze
knapp 4,5 Prozent gestiegen. In Bereichen wie der
der Diskriminierung stehen. Hier gibt es
IT sogar um 40 Prozent. Die stärksten Verlierer
großen Handlungsbedarf!
waren die produzierenden Betriebe.
#3 Notwendige Migration #4 Bildung, Bildung, Bildung
Im Gesundheitssektor nahm die Welche Veränderungen durch die Krisen
durchschnittliche Beschäftigung stark werden bleiben? „Der Arbeitsmarkt
zu, da der Pflegebedarf größer wird befindet sich in ständigem Wandel und
und sich die Bevölkerungspyramide dieser passiert in Schüben. Dass neue
rasch verändert. Die Nachfrage nach Technologien die Arbeitslosigkeit erhöhen,
Gesundheitsdiensten und Pflege gab es bereits im 18. Jahrhundert. Im Schnitt
ist überproportional gestiegen und ist die Beschäftigung aber gewachsen und
die Deckung des Fachkräftebedarfs das wird so bleiben.“ Aber: Es braucht
kann in dieser Branche, aber auch in adäquate Ausbildungen und lebenslanges
anderen, nur durch gezielte Migration Lernen. Bei Personen, die nur einen
gelöst werden. Denn auch in Zukunft Pflichtschulabschluss besitzen, liegt die
wird der Bedarf hoch bleiben. Arbeitslosigkeit bei 20 Prozent, wohingegen
bei jenen mit Lehrabschluss nur vier bis
sechs Prozent arbeitslos sind.
24