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Text Melanie Kashofer
Foto Antje Wolm
Mit der nationalen und internationalen Logistik ist es nämlich ähnlich wie mit dem
menschlichen Blutkreislauf. Solange man sie nicht „spürt“, funktioniert sie reibungslos.
Um sie durch Datenanalysen noch widerstandsfähiger zu machen, wurde das neue
Lieferketteninstitut ASCII in Wien gegründet. Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner
erklärt, warum das Land Oberösterreich das Projekt mitfinanziert und seine Ergebnisse
für den heimischen Wirtschaftsstandort so relevant sein werden.
Das Land Oberösterreich fördert das neue spielen. Vor allem auch kleine Betriebe sollen die
Lieferketteninstitut ASCII mit 2,5 Millionen Euro. Möglichkeit bekommen, die Daten als eine Art
Was bewegt Sie an diesem Projekt persönlich? Tool zu verwenden. So wollen wir im gesamten
Markus Achleitner: Es ist eines der Learnings aus Wirtschaftssystem auch ein Bewusstsein dafür
den vergangenen Krisenjahren, dass wir bei Lie- schaffen, wie man sich auf Notfälle vorbereiten
ferketten sehr abhängig sind, und zwar weltweit. kann. Ich wünsche mir, dass wir dadurch insge-
Oberösterreichs Industrie und Wirtschaft verdie- samt noch resilienter werden und wie beim letz-
nen zwei von drei Euro im Export, genau deshalb ten Mal besser durch die Krisen kommen als an-
ist dies für uns ein besonders sensibler Bereich. dere Mitbewerber aus Europa und der Welt.
Die weltweite Logistik funktioniert wie ein Uhr-
werk, wenn sich auch nur ein Schiff im Suezkanal Drei Dinge, die das Land Oberösterreich als
querstellt, können ganze LKW-Modelle nicht aus- Exportkaiser besonders auszeichnen?
geliefert werden. Aus diesem Grund entstand ge- Markus Achleitner: Erstens, die Innovationskraft,
meinsam mit Wirtschaftsminister Martin Kocher die in der DNA Oberösterreichs liegt. Wir in-
die Idee zum Supply Chain Intelligence Institute vestieren gleichermaßen stark in Forschung und
Austria (ASCII). In der medialen Debatte gibt es Entwicklung im Unternehmensbereich wie in
oft eine gewisse Kritik an Logistiknetzwerken, universitäre und außeruniversitäre Forschungs-
aber das ist eine einäugige Betrachtungsweise. Die einrichtungen. Zweitens, die Vielfalt unserer
Logistik ist der Blutkreislauf der Wirtschaft. Wir Wirtschaftsstruktur, die robust und vernetzt ist.
transformieren sie, damit sie ressourcensparend Und drittens, die Fachkräfte, die wir in unserem
und erneuerbar wird, aber sie ist eminent wichtig Bundesland haben und die sich durch hohe Ex-
für den Industrie- und Wirtschaftsstandort Ober- zellenz und Ausbildung auszeichnen.
österreich.
Wie stellen Sie sicher, dass dies
Welche Erwartungen stellen Sie an das neue auch in Zukunft so bleibt?
Supply Chain Intelligence Institute Austria? Markus Achleitner: Wir investieren dort, wo Zu-
Markus Achleitner: Wir möchten für Oberöster- kunft entsteht. Derzeit sind die Transformations-
reich und Österreich genau bestimmen können, erfordernisse so groß wie noch nie zuvor, denkt
wie unsere Lieferketten miteinander vernetzt man zum Beispiel an die Umstellung des Energie-
sind, von den Vorprodukten und Produkten hin und Mobilitätssystems in Europa und die digitale
zu den relevanten Märkten und den Transport- Transformation. Es ist für uns vordringlich, dass
wegen. Das Ziel soll sein, diese Daten aufzube- diese Transformation sozial und wirtschaftlich
reiten und daraus konkrete Maßnahmen für die verträglich, also unter Erhalt der Wettbewerbs-
Wirtschaft und Industrie abzuleiten. So können fähigkeit, erfolgt._
wir uns insgesamt breiter aufstellen, werden wi-
derstandsfähiger und unabhängiger und können
Risiko streuen. Dies wird besonders wichtig für
die Prophylaxe von künftigen Krisen sein, die be-
stimmt kommen werden. What ?
Wie können die Erkenntnisse aus den ASCII-
Modellen helfen, für Einzelbetriebe und Das Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) wurde
unter Beteiligung von WIFO, Complexity Science Hub und
die gesamte Wirtschaft Oberösterreichs Logistikum der FH Oberösterreich im Oktober 2022 gegründet
Handlungsempfehlungen abzuleiten? und wird vom Bund und vom Land Oberösterreich finanziert. Es ist
Markus Achleitner: Der klare Auftrag an das For- als gemeinnütziger Verein organisiert und soll Datensysteme zur
schungsinstitut ist, dass man mit den Erkennt- Analyse von Lieferketten und Produktionsnetzwerken entwickeln.
nissen Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, die dann Der Komplexitätsforscher Peter Klimek übernimmt die Leitung
frei zugänglich sind. Das heißt, wir werden diese als Direktor, Präsident des Vorstands ist WIFO-Direktor Gabriel
dann über die Industrie, die Wirtschaft und die Felbermayr.
Interessenvertretungen an die Betriebe hinaus-
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