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Seine Leidenschaft für den Film entwickelt Sinisa
Vidovic schon früh. Als Kind liebt er es, die zahl-
reichen Kinos in der Altstadt der Hafenstadt Rije-
ka zu besuchen. „Ich habe von Mainstream bis hin Das Team von
Forafilm in Action.
zu Karatefilmen alles quer durch geschaut, diese
Kinomagie, das Eintauchen in andere Welten hat
mich begeistert“, erinnert er sich. Zu dieser Zeit
entsteht sein Traum: Filmemacher zu werden.
In Österreich beschließt er nach einigen Jahren in
der Gastronomie, diesen Traum zu verwirklichen,
und beginnt ein Studium an der Linzer Kunstuni-
versität. 2008 macht er sich als Filmemacher selbst-
ständig und gründet Forafilm, arbeitet nebenbei
als Kameramann für Medien. „Die Anfangszeit fehlt die Ehrlichkeit im Marketing. „Sehr viel ist
war extrem herausfordernd, ich habe fast nur Ver- Fake, darum mögen die Menschen Werbung auch
gleichsangebote geschrieben“, erinnert er sich. Das nicht. Weil sie austauschbar ist.“
ändert sich jedoch bald, sein Unternehmen ent-
wickelt sich zum Full-Service-Anbieter und wird Heimische Kreativbranche wird unterschätzt
immer gefragter. Das Erfolgsrezept? „Wir geben
wirklich alles für jeden einzelnen Film.“ Vidovic ist Vidovic ist es wichtig, seine Filme-Leidenschaft
gleichzeitig Regisseur und Produzent. „Normaler- nicht nur im Marketing auszuleben. „Ich brauche
weise fetzen sich die beiden Positionen, der Regis- auch nichtkommerzielle Projekte, bei denen ich
seur will möglichst viel umsetzen, der Produzent mich austoben kann“, erzählt er. So entstand „Ko-
schaut auf die Kosten“, erklärt er und lacht. Bei rida“ – der Kinodokumentarfilm befasst sich mit
ihm setze sich immer der Regisseur durch. traditionellen bosnischen Stierkämpfen und ihrer
Rolle des interkulturellen Dialogs in der Nach-
„Viele Kreative machen einen Bremser“ kriegsgesellschaft am Balkan. Künftig will Vidovic
mit Forafilm jedes Jahr mindestens ein nicht kom-
Der große Durchbruch kommt mit der Produktion merzielles Projekt produzieren – auch ein weite-
des provokanten „Linz ist Linz“-Werbespots, der vi- rer Kinofilm ist in Planung. Zu viel will er noch
ral geht und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet nicht verraten, nur, dass er wie bei „Korida“ Feuer
wird. Von einem Tag auf den anderen kennt Fora- spürt.
film jeder. Vidovic: „Ich höre oft von Kolleg:innen,
dass sie auch gerne so mutige Kund:innen hätten, Vidovic ist davon überzeugt, dass die heimische
um solche Projekte umzusetzen.“ Tatsächlich sei es Kreativlandschaft ein gewaltiges kreatives Poten-
aber harte Arbeit, sich das Vertrauen der Partner tial birgt, das von heimischen Unternehmen erst
durch fachmännische Argumente zu verdienen. teilweise wahrgenommen wird. Oberösterreich sei
„Viele Kreative machen einen Bremser und werfen nicht nur Industriestandort – auch kreativ wer-
ihr Konzept für die Kund:innen über den Hau- de mittlerweile auf höchstem Niveau gearbeitet.
fen, am Ende verlieren dann beide Seiten“, sagt „Manche Konzerne glauben, dass sie für große
er. Seine Visitenkarte ist beidseitig bedruckt mit Kampagnen nach Wien oder Deutschland gehen
„normal“ und „brutal“ – den Kund:innen bleibt müssen, um was Cooles zu bekommen. Das ist
überlassen, was sie sich trauen. Dem Filmemacher Bullshit.“_
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