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Nicht nur juristische Expertise
und ein gewisses Verhandlungsgeschick Mandanten wollen
sind wichtig, sondern auch eine nicht hören, was nicht geht.
empathische Herangehensweise. Sie wollen hören, was geht.
Christian Pichler Dieter Wächter
Partner, SPWR Rechtsanwälte Partner, SPWR Rechtsanwälte
wären. „Wir geben nichts vor, wir zwingen nie- passt das nicht bei allen Klienten, aber in der An-
manden, länger zu bleiben. Wir haben das Glück, fangsphase haben wir schon gemerkt, dass auch
ein Team gefunden zu haben, das sehr intrinsisch bei etablierten Unternehmen ein gewisser jugend-
motiviert ist“, sagt Stehrer. Bei der Weiterbildung licher, frischer Zugang für Interesse sorgen kann.“
würden die Mitarbeitende unterstützt, auch ein Bei Startups und IT-Unternehmen sei ein lege-
Kinderwunsch sei kein Karrierehindernis. Ganz rer Kleidungsstil ohnehin schon völlig selbstver-
im Gegenteil: Drei Juristinnen sind Teilzeit-An- ständlich. Wächter hingegen, der aufgrund seiner
gestellte, eine Konzipientin ist gerade in Karenz. Ausbildung und Interessen auf Prozesstaktik und
„Wir haben ihr klar zu verstehen gegeben, dass -führung spezialisiert ist, ist eher selten ohne An-
wir sie danach zurückhaben wollen.“ zug anzutreffen – und fühlt sich auch wohl damit.
Darum gehe es auch. „Im Rahmen dessen, was
„Kapuzenpullover-Fraktion“ vs. Anzugträger sich für unseren Beruf gehört, kann hier jede:r
tun und lassen, was er oder sie will. Eine Zwang-
Neben verkrusteten Strukturen räumt man in der haftigkeit, wie in manchen Großkanzleien, gibt es
Kanzlei auch mit anderen Anwaltsklischees auf – bei uns nicht.“
etwa bei der Bekleidung. Summereder selbst fühlt
sich der „Kapuzenpullover-Fraktion“ im Büro Auch wenn sich die Kleidungspräferenzen von
zugehörig und verzichtet (wie Pichler) oft selbst Summereder und Wächter unterscheiden, in
bei Kundenterminen auf einen Anzug. „Natürlich einem anderen Punkt sind sie nach eigener Aus-
sage ident: „Wir sind beide sehr kompetitiv.“
Das zeigte sich schon vor ihrer Juristenlaufbahn.
Summereder bereist während seines Studiums die
Welt als professioneller Spieler des Strategiespiels
„Magic: The Gathering“ und war unter den Top
Five der Weltrangliste zu finden, Wächter mach-
te die Online-Pokertische unsicher. Bei beiden
Kartenspielen wird wie auch im Juristendasein
nicht immer nur das eigene Blatt, sondern auch
das gegnerische gespielt. Die Antwort auf die
Frage, was den beiden in ihrem Beruf am meis-
ten Freude bereitet, überrascht in dieser Hin-
sicht nicht. „Am schönsten ist es, zu gewinnen.“
Nachsatz von Summereder: „Besonders, wenn
die Ausgangslage herausfordernd war.“ Wächter
wird nach eigener Aussage jeden Tag davon an-
getrieben, etwas für seine Klienten zu erreichen.
„Wir sind Interessensvertreter. Ich bin meinem
Mandanten verpflichtet, deswegen überlege ich
mir den ganzen Tag, wie ich seine Interessen am
besten durchsetzen kann.“_
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