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MACHER
              am Herd


























       Urlaub am Teller





         „Das Beste an frisch gekochten Miesmuscheln ist, dass man am Schluss den schmackhaften
          Sud noch mit einem schönen Stück Brot genießen kann“, schwärmt Gerald Hackl. Für den
          Vorstandsvorsitzenden der Vivatis Holding bedeutet dieses Gericht pures Urlaubsgefühl. Denn
          immer dann, wenn er in Italien einfach mal die Seele baumeln lässt, freut er sich besonders auf
          Miesmuscheln im Weißweinsud. Ein guter Grund, dieses Gericht gemeinsam zu kochen.


                           „Um die Weinbegleitung möchte ich mich gerne   geschnittene Zwiebelwürfel und dünne Scheiben
                           kümmern“, bittet Hackl gleich zu Beginn unse-  Knoblauch. Anschließend gibt er diese in einen
                           res  Treffens. Gesagt, getan. Denn eigentlich ist   großen Topf, um sie in etwas Olivenöl auf mitt-
                           ihm das meist lieber, als selbst den Kochlöffel zu   lerer Hitze anzuschwitzen. Eine  Prise Salz dazu,
                           schwingen. Bitte was? Ja, richtig gehört. „Ich gril-  und schon ist Schritt eins geschafft! Begleitet von
                           le hin und wieder mal ein saftiges Steak meines   kräftigem, mineralischem Grünen Veltliner wirkt
                           Onkels, der leidenschaftlich Biohochlandrinder   der sanfte Duft der angedünsteten, leicht karamel-
                           züchtet. Ansonsten bin ich ein großer Freund da-  lisierten Zwiebeln geradezu betörend.
                           von, wenn die Küche sauber bleibt.“ Die absolute
                           Ausnahme ist jedoch sein Muschelrezept. „Privat   Eine Prise Österreich
                           kommen unsere Gäste extra deshalb zu uns und
                           dann koche ich natürlich auch gerne für sie.“ Was   Im Übrigen erweist sich Regionalität als echte Ge-
                           dazu auf gar keinen Fall fehlen darf? Ein knuspri-  heimzutat. „Die Themen Bio und Regionalität ha-
                           ges Knoblauchbrot aus dem Ofen. Klar. Schließ-  ben eine bemerkenswerte Entwicklung erlebt und
                           lich steht es so im Originalrezept, das er vor 30   mich freut es, dass Lebensmittel an Wertschätzung
                           Jahren von seinem Freund, einem Gym-Professor,   bei den Konsument:innen spürbar dazugewin-
                           erhalten hat. Bis heute bewahrt Hackl sich dieses   nen.“ Um das zu fördern, müsse man Kindern und
                           auf einem ebenso kleinen wie sorgsam gefalteten   jungen  Menschen  wieder  vermehrt  die  Ursprün-
                           Zettel auf, auf dem in gut leserlicher Handschrift   ge vermitteln, ihnen etwa zeigen, woher Milch,
                           alle Zutaten und Arbeitsschritte genau aufgeschrie-  Fleisch und Gemüse wirklich stammen, so Hackl.
                           ben sind.                                  „Wir als Gesellschaft haben diese Verpflichtung.“
       In Kooperation mit                                             Seine Denkweise spiegelt sich in der Einkaufsliste
                           Höchste Zeit, sich an die Arbeit zu machen – Zwie-  wider – obwohl das Gericht aus der mediterranen
                           beln schneiden  sich schließlich  nicht von selbst,   Küche stammt, fiel die Wahl auf ebenso heimische
                           oder? Sind wir mal ehrlich, selbst der beste Koch   wie qualitativ hochwertige Produkte. Zugegeben:
        Text  David Bauer  ist nichts ohne sein Mise en Place. Daher die Är-  Einzig die Miesmuscheln haben in Österreich
        Foto  Mario Riener  mel hochgekrempelt und schon geht es los. Zuerst   nicht direkt ihren natürlichen Lebensraum.
                           kümmert sich der Küchenchef des Tages um fein
         Illu  Gettyimages

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