Page 92 - DIE MACHER_2022_1
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„Unternehmen müssen
                                                                          selbst ausbilden. Auch
                                                                           zu uns kommen meist
                                                                           keine Bewerber:innen,
                                                                              die fix und fertig
                                                                             ausgebildet sind.“
                                                                                Manuela Dorn
                                                                               Geschäftsführerin, Vion



      DEM MANGEL EIN


      SCHNIPPCHEN SCHLAGEN





          Die Lage der heimischen Wirtschaft kann man derzeit mit einem lachenden, aber auch
          einem weinenden Auge sehen. Denn der Aufschwung über Vorkrisenniveau trifft auf
          eines der wohl präsentesten Probleme am Arbeitsmarkt: den Fachkräftemangel.


                           Hohe Arbeitslosenzahlen treffen auf eine hohe An-  Gastronomie an. Neben den durch die Pandemie
                           zahl an Stellenangeboten. Wo liegt also das Prob-  bedingten Unsicherheiten spielen dabei allgemein
                           lem? Die Rechnung ist nicht so einfach, wie sie aus-  ungünstige Rahmenbedingungen wie Arbeitszeiten,
                           sieht. So sind manche Branchen besonders davon   Saisonalität, Kinderbetreuung oder An- und Abreise
                           betroffen, geeignete Arbeitskräfte zu finden, und   zum Arbeitsort auch eine wichtige Rolle“, bestätigt
                           dies wiederum aus sehr unterschiedlichen Gründen.   Johannes Kopf, Mitglied im Vorstand des Arbeits-
                           Dem IT-Sektor beispielsweise sollen in Österreich   marktservice (AMS). Dass auch der Faktor Entloh-
                           aktuell bis zu 24.000 Fachkräfte fehlen – die ältere   nung eine Rolle im Fachkräftemangel spielt, sind
                           Generation, die sogenannten Babyboomer, gehen in   die Expert:innen der österreichischen Denkfabrik
                           Pension, die Jungen zieht es aber offenbar nicht aus-  Momentum Institut überzeugt. Der Arbeitskräfte-
                           reichend in diese Berufssparte: 800 Lehrlinge befin-  mangel sei vielfach hausgemacht und außerdem auf
                           den sich momentan in Ausbildung, informiert die   niedrige Löhne zurückzuführen. Beispielsweise ist
                           Gewerkschaft GPA. Dazu kommt, dass die Studien-  der Bedarf an Köch:innen sehr hoch – deren durch-
                           abbruchsrate bei IT-relevanten Studienrichtungen   schnittliches Monatsbruttogehalt beläuft sich auf
                           bei über 50 Prozent liegt, rechnet die GPA vor.   1.700 Euro bei einer Sechs-Tage-Woche, das ent-
                                                                      spricht der Mindesthöhe des geltenden Kollektiv-
                           Auch die Tourismusbranche ist in Sachen Fachkräf-  vertrags.
                           temangel seit Langem Spitzenreiter in der Statistik.
                           Die Coronamaßnahmen haben die Lage weiter ver-  VON ANDEREN UNTERNEHMEN LERNEN
                           schärft. Viele Mitarbeiter:innen kehrten der Bran-
                           che in den letzten beiden Jahren den Rücken, indem   In Oberösterreich und Salzburg stehen die Zei-
                           sie in anderen Berufen neu Fuß fassten.    chen des WKÖ-Fachkräfteradars ebenfalls auf Rot,
                                                                      doch nicht alle Betriebe scheinen davon betroffen
                           „Österreichs Wirtschaft war zum einen viele Jahre   zu sein. So zeigt sich Daniela Malata, Mitglied der
        Text  Gabriela Rabl
                           durch die Verfügbarkeit vieler zusätzlicher, gut aus-  Geschäftsleitung von W&H Dentalwerk Bürmoos,
        Foto   Dorn: Vion Max
           Guggi; Kopf: AMS   gebildeter Arbeitskräfte aus der EU verwöhnt. Die   relativ gelassen, wenn es um die Rekrutierung von
           Pungovschi; Malata:   kommen zwar noch immer, aber nicht mehr so   Fachkräften  für ihr  Unternehmen  geht:  „Soweit
           W&H / Heimo
           Spindler; Keil:   stark.  Zum  anderen  steigen  Fachkräfte  aufgrund   haben wir keine Probleme, es kommt aber auf die
          TH Rosenheim;
           Pastl, Froschauer:   günstiger Bedingungen in andere Branchen um.   Disziplinen an. Wenn man einen Absolventen oder
           Reiter; Ramminger,   Durch die Erfahrungen mit der Pandemie neh-  eine Absolventin für Software oder Künstliche Intel-
           Felbauer: Florian
           Wieser          men weniger Menschen Jobs in  Tourismus und   ligenz sucht, ist der Markt natürlich bereits enger.
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