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Die Industrie im Wandel
Explodierende Energiekosten, Lieferengpässe und der Fachkräftemangel sind
mittlerweile Alltag in Krisenzeiten. Mittendrin: die Industrie. Joachim Haindl-Grutsch,
Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich, spricht mit uns über die
Zukunft seiner Branche und die Digitalisierung als großen Hoffnungsträger.
Von der täglichen Herausforderung spricht Joa- ernden Lieferengpässe. Gilt das Prinzip: „Wer zu-
chim Haindl-Grutsch wenn es darum geht, in erst kommt, mahlt zuerst“, sind produktionsstarke
Krisenzeiten die Produktion in den Betrieben Nationen sich selbst die Nächsten. Haindl-Grutsch
nicht abstellen zu müssen. „Wir begegnen den empfiehlt heimischen Betrieben daher, selbst aktiv
aktuellen Herausforderungen in einem täglichen zu werden, um für die Zukunft resilienter zu sein.
Kampf um die Produktion und Lieferketten.“ Es „Es geht darum, sich breit aufzustellen. Nicht nur
ist kein Geheimnis: Die Pandemie und der Krieg von einem Lieferanten oder einer Region abhängig
in der Ukraine stellen die Industrie seit geraumer zu sein wird in einer so volatilen Welt immer wich-
Zeit vor schwierige Hürden. „Das System des tiger.“
Welthandels ist aus dem Gleichgewicht gekom-
men“, erklärt Haindl-Grutsch die Situation. So- So gelinge es, sich langfristig auch den anderen gro-
lange die Balance zwischen Angebot und Nach- ßen Aufgaben der Zukunft widmen zu können –
frage aus dem Lot sei, würden diese Probleme Stichwort: Fachkräftemangel. Eine Herausforde-
anhalten. Entscheidende Fragen lauten aber aus rung, bei der insbesondere die Digitalisierung eine
Sicht der Industrie auch: Mit welchen Strategien positive Rolle spielen wird, ist sich Haindl-Grutsch
können die Unternehmen diesen Problemen bei- sicher. „Jahrelang befürchtete man, dass Roboter uns
kommen? Menschen die Arbeit wegnehmen werden. Jetzt und
in den kommenden Jahren erleben wir genau das
„NUR REAKTIV ZU SEIN, Gegenteil.“ Sowohl in den Betrieben als auch in der
WIRD NICHT REICHEN“ öffentlichen Verwaltung gilt es, die Digitalisierung
und Automatisierung weiter voranzutreiben. Es
Denn welche Risiken die Abhängigkeit von einzel- gehe um Potenziale, die es wahrzunehmen gilt. „In
Text David Bauer
nen Regionen wie China oder Russland mit sich Zukunft werden wir in allen Bereichen Möglich-
Foto Gettyimages,
Eric Krügl bringt, zeigen die seit Beginn der Pandemie andau- keiten nutzen müssen, um durch digitale Lösungen
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