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WENN DAS BÜRO



      ZUM WOHNZIMMER WIRD




          Der „Workspace Wels“ gehört zu den größten Coworkingspaces Österreichs. Für viele
          Eingemietete hat sich der Arbeitsplatz zu einem zweiten Wohnzimmer entwickelt, in dem
          gemeinsam mit Freund:innen gearbeitet, genetzwerkt und Freizeit verbracht wird. Die
          Coronakrise hat diese Entwicklung verstärkt – der Aufholbedarf an zwischenmenschlichem
          Kontakt ist groß.


                           Wenn ein Unternehmen aus Platzgründen aus dem   Platz wollte aber trotzdem niemand aufgeben“, sagt
                           Workspace  Wels  herauswächst, löst das in  Work-  Krennmair. Kaffeepausen wurden virtuell abgehal-
                           space-Managerin Sonja Krennmair gemischte Ge-  ten, jeden  Tag wurde über  Videoplattformen ge-
                           fühle aus. „Wir freuen uns natürlich über ihren   chattet. „Der Zusammenhalt ist sicher noch größer
                           Erfolg, andererseits sind wir auch traurig, wenn   geworden“, sagt die Managerin.
                           Freund:innen wegziehen“, sagt sie. Wobei das kein
                           Abschied für immer sei. „Ehemalige Mieter:innen   SCHON VOR CORONA
                           sind immer herzlich willkommen und können je-  CORONAKONFORM GEPLANT
                           derzeit  auf  einen  Kaffee  vorbeischauen.  Meistens
                           reißt der Kontakt auch nicht ab“, erzählt sie. In den   Der große Vorteil des Workspace Wels: Man bietet
                           gemeinsamen Monaten und Jahren würde man eben   nicht nur Großraumbüros, sondern vorwiegend
                           eng zusammenwachsen.  Viele Unternehmen, die   viele kleine Einzelbüros an, zwischen den Fixdesks
                           sich eine neue Bleibe suchen, würden ohnehin nicht   befindet sich viel Abstand. „Wir haben schon bei
                           weit wegziehen: Bauträger und Vermieter des Work-  der Gründung alles – ohne es damals zu wissen –
                           space Wels ist der Westpark, der oft Immobilien in   coronakonform geplant“, sagt Clemens Pierer, der
                           der unmittelbaren Nähe vermittelt. „Da bleibt man   neuer Geschäftsführer des Coworkingspace ist. Das
                           quasi in der Nachbarschaft“, sagt Krennmair.   Angebot würde gewissermaßen das Beste aus beiden
                                                                      Welten vereinigen: auf Wunsch viel Kontakt mit an-
                           Nun steht wieder so ein Abschied bevor: Insgesamt   deren Menschen – gleichzeitig aber Rückzugsräume
                           fünf Büros und zwölf Fixdesks auf 300 Quadratme-  und gute Schutzmaßnahmen.
                           tern werden frei. Einer Onlineagentur, die seit 2017
                           von zwei auf 18 Angestellte gewachsen ist, wird der   STÄNDIGE OPTIMIERUNG FÜR
                           Workspace zu klein. Damit ist dort erstmals seit   DIE MIETER:INNEN
                           13  Monaten wieder  Arbeitsfläche verfügbar. „Wir
                           waren jetzt sehr lange komplett ausgebucht, das ha-  Derzeit haben 40 bis 50 verschiedene Unterneh-
                           ben wir mitunter auch Corona zu verdanken“, sagt   men mit insgesamt mehr als 100 Mitarbeiter:innen
                           Krennmair. Ihre Vermutung: „Die Menschen hal-  Arbeitsfläche gemietet. Bei der Selektion von neuen
                           ten es im Homeoffice nicht mehr aus und sehnen   Mieter:innen wird auf die richtige Mischung Wert
                           sich nach mehr zwischenmenschlichem Kontakt.“   gelegt. „Wichtig ist uns ein guter Branchenmix,
                           Im ersten Lockdown waren mit maximal 20 Pro-  durch den Kooperationen und Freundschaften ent-
        Text  Valentin Lischka
                           zent Auslastung zwar nur die wenigsten Mieter:in-  stehen“, erklärt Pierer. Genau wie Krennmair war
        Foto   Clemens Pierer,
           Mario Riener    nen in ihrem Büro oder an ihrem Fixdesk. „Seinen   auch Pierer zuerst als Mieter im Workspace, beide

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