Neuer OÖ Fachkräftemonitor: Ein besserer Ausblick auf die Arbeitskräftesituation
Ein aktueller Bericht des Fachkräftemonitors Oberösterreich prognostiziert einen erheblichen Mangel an Fachkräften bis 2030. Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner betont die Notwendigkeit strategischer Maßnahmen, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Der kürzlich aktualisierte Fachkräftemonitor bietet nun noch detailliertere Einblicke und Prognosen, die entscheidend für die Arbeitsmarktpolitik und die Personalplanung der Unternehmen sind. „In Oberösterreich werden 2030 voraussichtlich klar 83.460 Fachkräfte fehlen.“ lautet das Fazit, das Achleitner aus der aktuellen Prognose zieht.
Die jüngsten Auswertungen zur Arbeitsmarktentwicklung zeichnen ein klares Bild für die kommenden Jahre: Der demografische Wandel wird das Angebot an Fachkräften in Oberösterreich bis 2030 merklich reduzieren, während die Nachfrage nahezu unverändert bleibt. Diese Prognose basiert auf dem neuen OÖ. Fachkräftemonitor, der aufgrund eines aktualisierten Prognosemodells, einer breiteren Datenbasis und den Maßnahmen der aktuellen Arbeitsmarktentwicklung einen geringeren Fachkräftebedarf als zuvor prognostiziert ermittelt.
Neuerungen im OÖ Fachkräftemonitor
Der seit 2013 existierende Fachkräftemonitor Oberösterreich, eine interaktive Webanwendung, ermöglicht die detaillierte Analyse und Prognose von Arbeitskräfteangebot und -nachfrage. Dies macht das Tool zu einem wichtigen Prognosetool für die Arbeitsmarktpolitik und Betriebe. Der Monitor ist europaweit einzigartig und verwendet Machine-Learning-Methoden, um die Arbeitsnachfrage anhand von Online-Stellenangeboten präziser zu schätzen. Der Fachkräftemonitor, der ein Projekt der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria in Zusammenarbeit mit dem WifOR Institute in Darmstadt ist, wurde kürzlich umfassend überarbeitet. Mit dem neuen Update sind nun neben regionalen und branchenspezifischen Analysen auch detaillierte Auswertungen einzelner Berufe möglich. Die Grundlage für die Daten bildet eine Kombination aus Eurostat-Daten und spezifischen Arbeitsmarktdaten von Statistik Austria. Der Prognosehorizont, der bisher bis 2030 reichte, wurde bis zum Jahr 2040 erweitert. Dank jährlicher Aktualisierungen kann der Monitor schnell auf neue Entwicklungen reagieren. „Damit unterstützen wir die Unternehmen am Standort und ihre Personalabteilungen, sich auf künftige Entwicklungen vorzubereiten.“, lädt Achleitner alle Betroffene und Interessierten ein, das erweiterte Service, das vom Wirtschaftsressort des Landes Oberösterreich gefördert wird, zu nutzen.
(Weitere Informationen und Zugang zum Monitor finden sich unter www.fkm-ooe.at)
Trotz der eingetrübten Konjunktur bleibt die Gesamtbeschäftigung in Oberösterreich mit aktuell 700.000 Beschäftigten stabil. Dies ist auf gestiegene Beschäftigungsquoten bei Frauen, älteren Menschen und Jugendlichen sowie auf Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen. Die Arbeitslosenquote lag im Juni bei 4,2 Prozent, deutlich unter dem österreichweiten Durchschnitt von 6,2 Prozent. Gegenwärtig stehen 30.616 Arbeitssuchende 22.635 offenen Stellen gegenüber.
Mismatch am Arbeitsmarkt
Eine der größten Herausforderungen ist der zunehmende Mismatch am Arbeitsmarkt: Die offenen Stellen passen oft nicht zu den Qualifikationen der Arbeitssuchenden. „Das macht deutlich, wie wichtig eine schnelle und bedarfsgerechte Qualifizierung ist, um Arbeitssuchende in Beschäftigung zu bringen und den Fachkräftebedarf der Unternehmen zu decken“, betont Achleitner. Oberösterreich setzt daher weiterhin auf aktive Arbeitsmarktpolitik mit Fokus auf Qualifizierung. Mit dem neuen Standortprogramm upperWORK werden in Zusammenarbeit mit dem AMS OÖ und dem Sozialministeriumservice in diesem Jahr 367,15 Millionen Euro in Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen investiert.
Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt
Der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsquote schwächt sich derzeit ab. Trotz sinkendem BIP bleibt die Beschäftigung konstant, da Unternehmen bestrebt sind, ihr Personal zu halten. Neueinstellungen werden komplizierter und teurer, was die Mitarbeiterbindung in den Vordergrund rückt. „Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Transformation stellen unsere Betriebe gezielt Personal ein, um sich für die Zukunft zu stärken“, lobt Achleitner.
Steuerschrauben des Arbeitsmarktes
Die Ergebnisse der aktuellen Auswertungen zeigen deutlich, dass eine strategische und zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolitik notwendig ist, um den Herausforderungen der kommenden Jahre zu begegnen. Oberösterreich setzt hierbei auf Qualifizierung, Integration und Mitarbeiterbindung, um die Zukunft des Arbeitsmarktes aktiv zu gestalten. An drei „Steuerschrauben“ soll insbesondere gedreht werden: die Verlängerung der Erwerbsphase, der Fokus auf Arbeitskräfte, die nach Oberösterreich zuwandern, sowie die verstärkte Konzentration auf die Erwerbstätigkeit von Frauen.
Zum ersten Punkt gibt es bereits konkrete Forderungen des Landes gegenüber der Bundesregierung. Einerseits sollen Anreize geschaffen werden, um ältere Beschäftige länger im Erwerbsleben zu halten, andererseits wird die abgabenfreie Zuverdienstmöglichkeit in der Regelpension gefordert, für jene, die auch noch im Pensionsalter ihren Beruf ausüben wollen. Des Weiteren betont Achleitner die Wichtigkeit der Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte nach Oberösterreich: „Um unseren Fachkräftebedarf zu decken, sind wir auch auf Menschen aus Drittstaaten angewiesen.“ Bereits seit Jahren kümmert sich die oö Standortagentur Business Upper Austria um das Gewinnen und Integrieren internationaler Fachkräfte. Als dritten Punkt führt der Landesrat den Fokus auf eine wichtige Potenzialgruppe für den Arbeitsmarkt – die Frauen – an. Es wurden bereits vier Digitalisierungsprojekte speziell für Frauen entwickelt, mit dem Ziel, „berufliche Perspektiven in digitalen Arbeitsfeldern zu zeigen und erlebbar zu machen sowie grundlegendes IT-Wissen zu erwerben und auszubauen.“ Die vier Projekte sind:
- EmpowerIT Women – Frauen im Salzkammergut gestalten die IT-Welt
- ALOM Ressourcen-Studio (Mühlviertel)
- Karriere/digital – IT-Kompetenzen & Karriere-Coaching für Frauen
- Women.Digi.Work (Steyr)
Agieren ist das Motto
„Jammern ist kein Rezept. Agieren ist das Motto in Oberösterreich.“ So steht Achleitner den Prognosen entgegen. Er betont die Wichtigkeit, Bewusstsein zu schaffen für die Herausforderungen, und zu agieren. Die Handlungsebenen sieht er nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch bei Unternehmen und Arbeitskräften. Während Unternehmen den Fokus ihrer strategischen Ausrichtung von den Kunden auf die Arbeitskräfte verlagern sollten, ist für Mitarbeiterinnen die Qualifizierung das A&O.