
Wirtschaftsfaktor Bewegung: Wie Radtourismus Oberösterreich antreibt
Oberösterreich startet kraftvoll in die Sommersaison 2025 – und setzt dabei auf zwei Räder. Mit einem neuen Höchststand bei Nächtigungen und gezielten Investitionen in den Radtourismus positioniert sich das Bundesland als ganzjähriges Reiseziel mit wirtschaftlicher Strahlkraft. Innovative Angebote, starke Partnerschaften und engagierte Gastgeber sorgen dafür, dass Bewegung nicht nur Naturerlebnis, sondern auch Wachstumsfaktor wird.
Mit 3,2 Millionen Ankünften und 8,85 Millionen Nächtigungen verzeichnete Oberösterreich im Tourismusjahr 2024 das beste Ergebnis seit Beginn der statistischen Erfassung. Trotz wirtschaftlich angespannter Rahmenbedingungen konnte die Tourismus- und Freizeitwirtschaft Zuwächse von 3,36 Prozent bei den Ankünften und 2,4 Prozent bei den Nächtigungen verbuchen. Für Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat Markus Achleitner ist das ein klares Signal: „Die Tourismuswirtschaft weist in einem herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Umfeld eine stabile Entwicklung auf.“ Er sieht die positive Entwicklung auch als Bestätigung für die Landes-Tourismusstrategie 2030, die auf ganzjährigen, nachhaltigen Qualitätstourismus setzt. Dieser Zugang stärke nicht nur die Resilienz der Branche, sondern auch die Wertschöpfung in den Regionen. Mit rund zehn Prozent Anteil am Bruttoregionalprodukt und etwa 40.300 Beschäftigten ist der Tourismus ein zentrales wirtschaftliches Standbein in Oberösterreich.
Natur, Bewegung und Kurzurlaub im Trend
Der Ausblick auf die Sommersaison 2025 ist vielversprechend, insbesondere für die erste Hälfte der Ferien zeichnen sich erfreuliche Buchungslagen ab. Im Vordergrund steht dabei der Trend zum aktiven Naturerlebnis. Laut der Gästebefragung Tourismus Monitor Austria nannten 46 Prozent der Sommerurlauber und – urlauberinnen die Nähe zu Seen und Flüssen, 43 Prozent Berge und 39 Prozent Natur und Landschaft ganz allgemein als zentrales Motiv für ihre Reiseentscheidung. Für Achleitner steht fest: „Aktivitäten wie Wandern und Bergsteigen oder Radfahren und Mountainbiken stehen bei unseren Gästen hoch im Kurs.“ Zugleich gewinnt der Kurzurlaub weiter an Bedeutung – viele Gäste wollen intensive Erlebnisse in kurzer Zeit und entscheiden sich spontan für eine Auszeit in der Region.
Radtourismus bringt längere Aufenthalte und höhere Ausgaben
Besonders stark zeigt sich die Nachfrage im Bereich Rad- und Bike-Urlaub. 18 Prozent der Gäste gaben an, ihren Aufenthalt explizit als Rad- oder Mountainbike-Urlaub zu verbringen. Bei 23 Prozent zählt Radfahren zu den Hauptaktivitäten des Urlaubs. Diese Zielgruppe bleibt nicht nur länger – 40 Prozent vier bis sieben Nächte, 19 Prozent sogar acht bis 14 Nächte –, sondern ist auch wirtschaftlich äußerst attraktiv: Mit durchschnittlich 210 Euro Tagesausgaben pro Kopf liegen Radgäste deutlich über dem allgemeinen Gästeschnitt von 183 Euro. Landesrat Achleitner betont die strategische Bedeutung: „Die Neu- und Weiterentwicklung des radtouristischen Angebots ist ein wichtiger Schwerpunkt beim Handlungsfeld ‚Bewegende Natur‘ der Landes-Tourismusstrategie 2030.“ Projekte wie der Wurbauerkogel mit neuer Seilbahn und Bikepark oder die Roadlberg Trails zeigen, wie nachhaltige Infrastruktur und aktuelle Trends – etwa Gravelbiken – zielgerichtet aufgegriffen werden.
Neue Angebote stärken Infrastruktur und Nachfrage
Parallel zum Ausbau der Infrastruktur wächst das Angebot an hochwertigen Unterkünften für Aktivurlauberinnen und -urlauber. Neu eröffnete Betriebe wie das Hotel Grand Elisabeth in Bad Ischl mit 132 Zimmern, das ganzjährig geöffnete Campingresort Hinterstoder oder die Boutique-Suiten „Sein“ in Gosau bieten moderne Übernachtungsmöglichkeiten für unterschiedliche Zielgruppen. Auch kreative Konzepte wie „A liabs Platzl“ in St. Oswald, das Hütten aus regionalen Materialien inmitten der Natur errichtet, zeigen, wie das Zusammenspiel aus Natur, Erholung und Qualitätstourismus neue Impulse geben kann. Ergänzt werden diese Entwicklungen durch innovative Tourenangebote wie die „Entdecker-Radtour“ im Innviertel oder das „Bike & Hike“-Konzept in der Region Pyhrn-Priel, bei dem Rad- und Wandertouren intelligent kombiniert werden.
Internationale Kampagnen und starke Partnerschaften
Der Sommer 2025 steht ganz im Zeichen einer breit angelegten Kommunikationsoffensive für den Radtourismus. Schon im April präsentierte sich Oberösterreich mit den Destinationen Mühlviertel, Wels und Entdeckerviertel auf dem ARGUS Bike Festival in Wien – inklusive Buchungscorner direkt am Event. Mitte Mai erschien ein crossmediales Bike-Special im Magazin Bergwelten mit einer Gesamtauflage von 275.000 Exemplaren in Österreich, Deutschland, Tschechien und den Niederlanden. Christoph Glasner, Marketingleiter von Oberösterreich Tourismus, erklärt die Strategie so: „Im Radtourismus kann Oberösterreich in den Herkunftsmärkten von Österreich über Deutschland bis zu Tschechien und den Niederlanden seine Stärken ausspielen.“ Ein besonders starkes Zeichen setzt die Kooperation mit dem Shimano Experience Center in Valkenburg (NL), wo Oberösterreichs Themen ganzjährig sichtbar sind – unterstützt durch eine Eventserie, bei der Gäste vor Ort auch direkt buchen können.
Events als Schaufenster für den Radsportstandort
Auch große Sportveranstaltungen sind wichtige Impulsgeber für Tourismus und Standortmarketing. Am 8. Juli 2025 startet die „Tour of Austria“ in Steyr – begleitet von einer spektakulären Auftaktetappe durch die Regionen Pyhrn-Priel, Bad Hall und die Nationalparkregion. Bereits am 12. Juli folgt mit der Salzkammergut Trophy ein weiteres internationales Highlight: Über 2.000 Teilnehmer/innen aus mehr als 40 Nationen haben sich angemeldet, sieben Distanzen von 22 bis 209 Kilometern stehen zur Auswahl. Geschäftsführer Michael Spechtenhauser beschreibt das Salzkammergut als „Bike-Paradies“ mit über 600 Kilometern freigegebenen Forststraßen, spektakulären Seen und Panoramastrecken. Wolfgang Fasching, Extremsportler und Wahl-Oberösterreicher, unterstreicht das emotionale Potenzial: „In Oberösterreich gehört Bewegung ganz selbstverständlich zum Lebensgefühl. Für mich liegt das Besondere darin, dass hier nicht nur die körperliche Herausforderung zählt, sondern auch das bewusste Erleben der Natur.“
Strategische Entwicklung im Mühlviertel
Mit dem Projekt „Velorama“ will die Destination Mühlviertel zur Top-Adresse für Rennrad- und Gravelbike-Urlaube werden. Gemeinsam mit Betrieben wie dem Hotel Guglwald entsteht ein ganzjähriges Angebot für sportlich-aktive Gäste – von „Bike & Beer“-Touren bis zu „Bike & Wine“-Events ab 2026. Hotelier Alexander Pilsl betont das Potenzial der Region: „Mit starken Leitbetrieben, die oberösterreichweit ausstrahlen, kann das Mühlviertel diese Themen mit attraktiven Angeboten besetzen und die Weiterentwicklung in den Bereichen Rennrad und Gravelbike kraftvoll vorantreiben.“ Die Region profitiert von ihrer topografischen Vielfalt, wenig befahrenen Nebenstraßen und der Kombination aus Bewegung, Kulinarik und naturnaher Entspannung.
Redaktion
- MMH
Fotos
Land OÖ / Charlotte Guggenberger