
Alles begann mit einer Meditation
Und mit den Beatles. Wenn ein Bild das Leben eines Menschen verändern kann, dann war es für Wolfgang Schachinger jenes der Beatles zu Besuch beim Begründer der Transzendentalen Meditation in Indien: Maharishi Mahesh Yogi. Damals, 1968, war es eine vage Faszination für ihn. Heute ist der Arzt einer der Wegbereiter des Ayurveda in Europa, verbindet jahrtausendealte Heilkunst mit moderner Schulmedizin und hat mit seinem Gesundheitszentrum somamed einen Ort in Österreich geschaffen, der genau diesen Ansatz lebt.
Die Nachrichten im Radio, dazwischen Telefonate und die Ansagen der monotonen Navi-Stimme, die schließlich verkündet: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Geboltskirchen nennt sich das Ziel. Autotür auf, Autotür zu. Und dann plötzlich – Stille. Die Morgensonne scheint ins Gesicht, die Augen erkennen blinzelnd ein großes Haus mit blassgelber Fassade auf einer Anhöhe. Gegenüber ein Kräutergarten, naturbelassenes Holz steht Spalier und weist den Weg zum Eingang. Und dann geht die Tür auf. Da ist sie schon wieder – die Morgensonne, die durch die Dachfenster in den großen Vorraum strahlt. Um die Wette strahlt mit dem warmen Lächeln von Gerda Schachinger, die gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang und Tochter Jana das „Home of Ayurveda sonamed – Zentrum für Maharishi Ayurveda und ganzheitliche Medizin“ führt.
Da ist noch etwas. Etwas, das irgendwie anders ist. Die Ruhe? So ein Gefühl von Erdung? So geht es den meisten Menschen, die hier ankommen, werden wir gleich noch erfahren. Warum das so ist, auch das werden wir erfahren. Von Wolfgang Schachinger – jenem Menschen, der sich mit dem somamed seinen Lebenstraum erfüllt hat.
Ihn treffen wir in einem kleinen Meditationsraum im obersten Stockwerk. Das runde Fenster gewährt den Blick in die weite Landschaft und lässt die Sonne herein. Dass das Fenster Richtung Osten zeigt, ist kein Zufall. Die Architektur des Hauses wurde nach vedischen Prinzipien entworfen – mit dem Ziel, Gesundheit und Wohlbefinden auf allen Ebenen zu fördern. Auch die Anbindung an das Thermalwasser habe eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für das Grundstück gespielt. „So lässt sich hier die europäische Naturheilkunde mit dem Thermalwasser, der Ayurveda-Medizin und der modernen Medizin verbinden.“ Das alles könnte auch die Erklärung für dieses „geerdete Gefühl“ sein, das man schon beim Eintreten spürt. „Hier ist ein Ort, der Körper, Geist und Seele in Einklang bringt“, erklärt Wolfgang Schachinger. Und genau das war schon lange seine Vision. Bereits als Jugendlicher faszinierten ihn die Beatles und ihre Indienreise – als er während seines Medizinstudiums selbst auf die Transzendentale Meditation stieß, wusste er: Das ist es.
Die 3 ENTSCHEIDUNGEN, die Wolfgang Schachinger zum persönlichen Erfolg geführt haben
Die Medizin als Berufung erkennen
„Ich habe damals sofort gemerkt, wie sehr Meditation mein Leben verändert: Meine Infektanfälligkeit und meine Akne verschwanden, mein Selbstbewusstsein wuchs. Ich war so beeindruckt, dass ich unbedingt mehr wissen wollte“, erzählt Wolfgang Schachinger, während der Blick seiner hellblauen Augen immer wieder auf der Landschaft ruht. Doch anstatt direkt in die alternative Medizin einzusteigen, entschied er sich für ein klassisches Medizinstudium in Innsbruck. „Ich wusste, dass ich eine fundierte schulmedizinische Ausbildung brauche, um wirklich ernst genommen zu werden und beide Welten – die moderne Medizin und Ayurveda – verbinden zu können.“
Mit dieser Basis reiste er nach Indien, lernte von den besten Ayurveda-Ärzten, lernte Maharishi Mahesh Yogi persönlich kennen und begann, sein Wissen zu vertiefen. Ein mutiger Schritt in einer Zeit, in der Alternativmedizin noch wenig Anerkennung fand. Doch er war überzeugt: „Wir haben unzählige Krankenhäuser, aber kaum Orte, die Gesundheit wirklich fördern. Ich wollte genau so einen Ort schaffen.“ Als Mitte der 80er Jahre Maharishi begann, Ayurveda international zu verbreiten, erkannte Schachinger: „Hier liegt der Schlüssel für eine Medizin, die Menschen ganzheitlich betrachtet.“
Der ENTSCHEIDENDE Tipp von Wolfgang
Finde den Grund, warum du auf dieser Welt bist! Das Wort Dharma beschreibt diese innere Verpflichtung. Jeder Mensch ist mit einem einzigartigen Zweck geboren. In der Schöpfung gibt es nichts Zufälliges; jedes Lebewesen, jede Pflanze hat irgendeinen Sinn. Und genauso ist es bei jedem Menschen. Wir sind aber so abgelenkt und erkennen den inneren Zweck, mit dem wir geboren sind, nur dann, wenn wir gereinigt sind und wenn wir in die Stille kommen. Dann können wir uns dazu entscheiden, das Leben zu leben, wofür wir eigentlich geboren sind. Die meisten Krankheiten entstehen, weil Menschen nicht das tun, was ihnen gut tut. Das lässt sich leicht erkennen: Der liebe Gott hat uns so geschaffen, dass wir unsere Verpflichtung nicht dort finden, wo wir uns quälen müssen, sondern dort, wo es sich richtig anfühlt.
Mutig neue Wege gehen
Er begann schließlich, in seine Arztpraxis immer mehr Ayurveda zu integrieren. „Das Wunderbare ist ja, dass Ayurveda kompatibel mit allen anderen Medizinsystemen ist. Natürlich gibt es auf beiden Seiten die Puristen, die alles andere verweigern. Aber mir ist klar, dass die klassische Schulmedizin ganz tolle Dinge entwickelt.“ Er macht eine kurze Pause. „Sie ist nur in den Händen der Pharmaindustrie.“
Was der modernen Medizin fehle, sei der Ansatz vor Ausbruch von Krankheiten. „Mit Ayurveda kannst du schon viel früher ein Ungleichgewicht feststellen und etwas unternehmen, bevor Krankheiten überhaupt ausbrechen.“ Die Pulsdiagnose spiele dabei eine große Rolle. Außerdem könne man die Gesundheit bei Menschen mit chronischen Beschwerden stärken. „Es geht nicht darum, gegen die Krankheit anzukämpfen, sondern vor allem darum, auch immer etwas für das Gleichgewicht zu tun.“ Diese Balance sei die Basis von Gesundheit.
Schachinger lebt, was er predigt. Sein Tagesablauf beginnt mit ayurvedischer Mundhygiene (Ölziehen und Zunge schaben), gefolgt von einer kleinen Ölmassage, einer halben Stunde Bewegung (Yoga oder Ausdauertraining) und mindestens 30 Minuten Meditation. Erst dann genießt er sein Frühstück – und isst konsequent keine Zwischenmahlzeiten. „Wie man sich auf den Tag vorbereitet, spielt im Ayurveda eine entscheidende Rolle.“ Meditieren sorge dafür, innerlich ruhiger zu werden und frühzeitig zu spüren, was einem gut tut und was nicht. „Wir arbeiten hier mit der Transzendentalen Meditation.“ Der zweite wichtige Punkt für eine bessere Selbstwahrnehmung sei das Entschlacken oder Detoxen. „Studien zeigen, dass dadurch Depressionen, Ängste, Müdigkeit, Entzündungen weniger werden – und auch Cholesterin- und Leberwerte lassen sich damit verbessern.“
Alles auf eine Karte zu setzen
Irgendwann fragte sich Wolfgang Schachinger: „Will ich Ayurveda nur in Teilen nutzen oder wirklich all in gehen?“ Er hat sich für Letzteres entschieden. 1993 wagte er den Schritt und gründete sein eigenes Ayurveda-Gesundheitszentrum mit Panchakarma-Kuren. „Damals war das eine absolute Pionierarbeit“, sagt er. „Es gab keine Vorbilder, keine Strukturen – nur die Überzeugung, dass der Bedarf da ist.“ Fast 30 Jahre später (2022) erfüllte er sich seinen Lebenstraum, das somamed. Heute ist sein Zentrum ein Vorzeigeprojekt – es verbindet Ayurveda mit moderner Diagnostik, setzt auf Prävention statt auf reine Symptombekämpfung und ermöglicht es den Menschen, ihre eigene Gesundheit wieder in die Hand zu nehmen. Entweder vor Ort – bei einem kürzeren oder längeren Aufenthalt – oder auch mit Onlinekursen und Produkten, die man zu Hause einnehmen und anwenden kann. Seine Familie spielt dabei eine zentrale Rolle. Seine Frau, seine drei Töchter und ein eingespieltes Team sorgen dafür, dass Ayurveda nicht nur eine Theorie bleibt, sondern im Alltag spürbar wird. Denn sein Ziel ist auch, dass Ayurveda nicht nur für diejenigen verfügbar ist, die sich eine stationäre Kur leisten können. „Also entwickelten wir auch Webinare und digitale Detoxkuren, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Gesundheit muss für alle möglich sein.“
In seiner Arbeit geht es nicht darum, schnelle Lösungen oder Wunderheilungen zu versprechen.Vielmehr sieht er sich als Begleiter am Weg zur Gesundheit – und als Überzeuger für einen gesunden Lebensstil. Dass sein Ansatz funktioniert, zeigt sich jede Woche aufs Neue. Freitage sind seine Lieblingstage. „Da führe ich die Abschlussgespräche mit unseren Patientinnen und Patienten. Und die Veränderung, die ich sehe, ist unbezahlbar: Sie strahlen, sind klarer, fühlen sich jung und voller Energie.“ Seine Vision reicht noch weiter: „Wir haben hier vier Hektar Grund und die Möglichkeit, weiter zu wachsen.“ Das Ziel ist klar: Noch mehr Menschen dabei zu helfen, gesund und glücklich zu leben._
#Entscheidungsfragen
an Wolfgang Schachinger
Ein Jahr lang kein Fleisch oder keine Milchprodukte? _Kein Fleisch – ich esse seit 50 Jahren kein Fleisch.
Pulsdiagnose oder Blutbild? _Pulsdiagnose, aber das Blutbild kommt gleich danach.
Meditation oder Bewegung? _Beides, die Balance ist entscheidend.
Tee oder Kaffee? _Tee
Berg oder Meer? _Berg
Stille oder gute Gespräche? _Beides – aber täglich Zeit für Stille ist essenziell.
Spazieren oder Laufen?_Spazieren
Indien oder Österreich? _Österreich: Indien ist faszinierend, aber anstrengend. Hier ist die Lebensqualität einfach höher.
Redaktion
- Susanna Winkelhofer
Fotos
Heldentheater; Walter Luttenberger