Photovoltaik-Boom: 2022 wird ein grünes Jahr
Sei es auf Dächern, Fassaden oder Freiflächen: Der Photovoltaik-Boom erhält in Österreich (wieder) Einzug. Ging die Nachfrage nach erneuerbaren Energieprojekten vor allem zu Beginn der Pandemie spürbar zurück, genießt das Thema Nachhaltigkeit hierzulande wieder einen größeren Stellenwert. Das belegt der jährliche Stimmungsbarometer der österreichischen Bevölkerung zu erneuerbaren Energien, eine Studie von Deloitte.
Für dieses erneute Umdenken gibt es, angesichts der momentanen Lage, wohl kaum einen geeigneteren Zeitpunkt. „Die aktuelle Diskussion zu steigenden Preisen bei fossilen Brennstoffen macht deutlich: Es ist mehr Bewegung beim Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung notwendig – gerade im Wärmesektor“, betont Nina Hampl, Studienautorin der Universität Klagenfurt und WU Wien.
Eine Frage der Technologie
Die vielen Sonnenstunden für den eigenen Vorteil zu nutzen, steht langfristig ganz oben auf der Agenda bei immerhin drei von vier Österreicher:innen. Denn die Ergebnisse zeigen die hohe Zustimmung für den Ausbau der Photovoltaik in Österreich, so Hampl. „Ein Fünftel der Befragten gibt sogar an, dass auf dem eigenen Haus oder Wohngebäude die Installation einer oder einer weiteren Photovoltaikanlage geplant ist.“ Das Vorhaben sei bei vielen akut, die Zahl der geplanten Umsetzungen noch innerhalb der beiden kommenden Jahre spürbar gestiegen. „Der langjährige Vergleich verdeutlicht, dass die Umsetzung dieser Vorhaben immer konkreter wird und sich der Zeithorizont kontinuierlich verkürzt“, so Hampl.
Bei der Wärmeversorgung fällt dieser Aufschwung deutlich ernüchternder aus, wie eines der Studienergebnisse belegt. Im Vergleich zu 2017 sei unter den befragten Haushalten der Anteil an Fernwärme zur primären Wärmeversorgung lediglich um vier Prozentpunkte gestiegen, bei Wärmepumpen stagnieren die Werte. Für die Wärmewende bedeutet das eine große Herausforderung, da man auch beim Thema Öl- und Erdgasheizungen nach wie vor auf der Stelle tritt.
Hoch im Kurs stehen hingegen Energiegemeinschaften. Also flexible Zusammenschlüsse in der Bevölkerung, um Energie gemeinsam zu erzeugen und effizient zu nutzen. „Wir sind davon überzeugt: Energiegemeinschaften sind ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Mit solchen Projekten erfahren die Menschen, dass sie selbst Teil der Lösung sein können“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. Bereits vor fünf Jahren habe man mit einem Pilotprojekt in Wien die Weichen für dieses neue gemeinschaftliche Modell gestellt. „Mit dem daraus gewonnenen Wissen können wir nun ähnliche Energiegemeinschaften am Markt rasch umsetzen. Die Nachfrage ist groß – das belegt nicht nur die aktuelle Studie.“
Wermutstropfen Elektromobilität
Die Nachfrage nach so manch anderer Technologie stagniert jedoch oder ist sogar rückläufig. Hierzu zählt etwa die eigentlich in der öffentlichen Wahrnehmung stark präsente Elektromobilität. Speziell bei ihr gebe es Handlungsbedarf, ist Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich, überzeugt. „Die Zustimmung zum Elektroauto muss viel stärker und rascher wachsen.“ Es brauche daher mehr Anreize wie den flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die Lust auf die Elektromobilität zu heben. „Nur so kann die Mobilitätswende gelingen und Österreich die Klimaziele bis 2040 erreichen“, so Marterbauer.
Einer der Lichtblicke, die dennoch für Hoffnung sorgen, ist grüner Wasserstoff. „Mehr als zwei Drittel der Befragten wollen, dass sich die Automobilbranche auf diese Technologie konzentriert. Gerade im Schwerverkehr hat Wasserstoff viel Potenzial“, erklärt der Experte. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist für ein erfolgreiches Gelingen daher unumgänglich. Allerdings wünschen sich knapp acht von zehn Österreicher:innen diesbezüglich mehr Engagement der Politik. So viel steht also fest: Die Bereitschaft in der Bevölkerung ist da, damit aus 2022 ein besonders grünes Jahr werden kann.