Stefan Pogatscher erhielt für seine Forschungen zu nachhaltigen Leichtmetalllegierungen den ERC Consolidator Grant
Erfolg mit Recycling von Metallen und Legierungen
Pogatscher beschäftigt sich in seiner Forschung mit dem Recycling von Metallen und Legierungen. Seine Auszeichnung erhielt er für das Projekt HETEROCIRCAL (Intermetallic Phase Heterostructured Circular Aluminium Alloys).
In der Metallurgie gilt der Grundsatz: Je reiner Metalle und Legierungen sind, desto besser sind ihre Eigenschaften. Mit der zunehmenden Bedeutung des Recyclings in der Werkstoffproduktion, steigt jedoch der Gehalt an Verunreinigungen. Bei Aluminium sind die Folgen besonders gravierend, da die meisten Elemente zur Bildung von spröden intermetallischen Phasen führen. Außerdem ist es nahezu unmöglich, einmal in das Aluminium gelangte Verunreinigungen wieder zu entfernen. „Das Projekt HETEROCIRCAL zielt darauf ab, das Paradigma der „schädlichen“ Verunreinigungen zu durchbrechen und deren Wirkung ins Positive zu verkehren“, erklärt der erfolgreiche Forscher.
Die größte Herausforderung besteht in der Entwicklung praktikabler Mittel zur Herstellung vorteilhafter Strukturen aus intermetallischen Phasen, die in großem Maßstab anwendbar sind. Diese Aufgabe wird gelöst, indem die intermetallischen Phasen während der Erstarrung und der Festkörperverarbeitung manipuliert werden.
„Wir gehen davon aus, dass das Projekt HETEROCIRCAL Recyclingprobleme lösen könnte“, ist Pogatscher zuversichtlich. Beispielsweise wurden im Jahr 2017 weltweit fast 100 Millionen Autos produziert. Bis zu 40 verschiedene Aluminiumlegierungen sowie Kupfer und Stähle wurden bisher in Autos verwendet. Für das Recycling von Altfahrzeugen bedeutet diese komplexe Materialmischung, dass hochreine Legierungen nur zu niedrigreinen gegossenen Motorblöcken downgecycelt werden konnten. „Es stellt sich die Frage, was passiert, wenn die Zahl an Motorblöcken aufgrund der Zunahme von Elektrofahrzeugen zurückgeht? Genau dafür soll HETEROCIRCAL Lösungen bieten, sodass zum Beispiel aus Motorblöcken wieder Autotüren entstehen“, skizziert Pogatscher die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten.
Zur Person
Stefan Pogatscher ist Universitätsprofessor für „Metallurgie nachhaltiger Leichtmetalllegierungen“ und leitet seit 2022 das Department für Metallurgie an der Montanuniversität Leoben. Er promovierte 2012 an derselben Universität und war von 2012 bis 2015 Post-Doc am Laboratory of Metal Physics and Technology der ETH Zürich. Seit 2015 lehrt und forscht Pogatscher in Leoben, zunächst als Assistenzprofessor, dann als assoziierter Professor und von 2015 bis 2022 als Stiftungsprofessor für Werkstofftechnik von Aluminium. 2018 übernahm er zudem die Leitung des „Christian Doppler Laboratory for Advanced Aluminium Alloys“. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Metallurgie nachhaltiger Leichtmetalle und die hochauflösende Materialcharakterisierung. Er erhielt bereits zahlreiche bedeutende Preise und ist der einzige Österreicher, der zweimal den Houskapreis gewonnen hat. Dem ERC Starting Grant 2017 folgt nun ein ERC Consolidator Grant im Jahr 2023, womit er der erste Wissenschaftler der Montanuniversität ist, dem dies gelingt.
ERC Consolidator Grant
Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) fördert themenoffene Pionierforschung, bei der die Grenzen zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung sowie den einzelnen Wissenschaftsdisziplinen aufgehoben sind. Alleiniges ERC Förderkriterium ist die wissenschaftliche Exzellenz sowohl des Projekts als auch der Forscherin/des Forschers. ERC Consolidator Grants fördern exzellente junge Forscherinnen und Forscher in jenem Stadium ihrer Karriere, in dem sie häufig noch ihre eigenständige Forschungsrichtung und/oder ihre eigene Forschungsgruppe aufbauen. Consolidator Grants können bis zu einem Höchstbetrag von 2.000.000 Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren gewährt werden.