Wer braucht schon klassische Rollenbilder?
Fragt man Ursula Hauer, Geschäftsführerin von Hauer & Partner Steuerberatung, welche Dinge sie in ihrer Familie und im Beruf anders lebt als es klassische Rollenbilder noch immer vorgeben, antwortet sie lachend: „Alles!“ Uns erzählt sie, wie sie bereits mit 29 Jahren mit ihrem Mann Thomas gemeinsam die Kanzlei am Mondsee übernommen hat, vor welchen Herausforderungen sie in der Beratung täglich stehen und wieso sie mit dem Unternehmen weiterwachsen möchten.
Wir schreiben das Jahr 2012. Ursula Hauer ist gerade 27, absolviert die Ausbildung zur Steuerberaterin und studiert gleichzeitig Wirtschaftswissenschaften an der JKU. Wer ihre Abschlussprüfung abnimmt? Ihr neuer Partner Thomas. Er ist an der JKU am Institut für Unternehmensgründung und Steuerrecht tätig und die beiden haben sich dort kennen und lieben gelernt. Nur zwei Jahre später wird er seine Zelte in Linz abbrechen und Ursula an den Mondsee folgen. Dort ist sie bereits seit einigen Jahren in einer Steuerberatungskanzlei tätig. Dass sie diese eines Tages übernehmen wird, steht sowohl für sie als auch für die damaligen Eigentümer außer Frage. „Ich hatte schon am Anfang meiner Berufslaufbahn eine klare Vorstellung von meiner Karriere und habe bis heute keinen Tag daran gezweifelt, das sehe ich als großes Privileg.“
Am 1. Juli 2014 ist es dann so weit. Ursula und Thomas Hauer übernehmen gemeinsam die Kanzlei und machen sie zu „Hauer & Partner Steuerberatung“. Seit damals hat sich einiges getan: Nicht nur der Kundenstamm und das Portfolio sind größer geworden, auch das Team hat sich beinahe verdoppelt. Von den ursprünglichen Mitarbeitenden sind fast alle noch in der Kanzlei tätig. Das erfüllt Ursula Hauer zu Recht mit etwas Stolz.
Wie war es für sie als junge Frau, in einer eher männerlastigen Domäne das Ruder zu übernehmen? „Es war mit Sicherheit eine Herausforderung. Ich denke schon, dass man sich als Frau noch stärker positionieren muss, um Vertrauen zu erlangen. Aber es war gemeinsam mit meinem Mann eine wohlüberlegte Entscheidung und es ist bis heute ein unglaublich spannendes Tätigkeitsfeld.“ Mittlerweile bietet die Kanzlei viel mehr als nur die klassische Steuerberatung an. Ursulas und Thomas’ Kompetenzen ergänzen sich dabei optimal. Während sie im klassischen Abgabe- und Steuerrecht ihren Fokus hat, bringt er das Duo unter anderem mit seinem Wissen im internationalen Steuerrecht, der Unternehmensbewertung, dem Arbeits- und Sozialversicherungsrecht oder der Vereinsbesteuerung voran.
Gegenseitige Unterstützung
Ihr Erfolgsrezept: Sie nutzen ihre positiven Synergien nicht nur beruflich, sondern auch privat. Mittlerweile haben die beiden zwei Kinder im Alter von acht und fünfeinhalb Jahren und Ursula konnte kurz nach der Geburt bereits wieder in der Kanzlei tätig sein, eben weil sie und ihr Mann nicht in den klassischen Rollenbildern verhaftet bleiben. „Wir sehen bei uns privat, aber auch beruflich, dass Struktur und Organisation das halbe Leben sind. Wir leben eine sehr gleichberechtigte Beziehung und halten uns gegenseitig den Rücken frei. Unsere Kinder fordern auch ganz bewusst Zeit mit beiden Elternteilen ein und das ist schön zu sehen.“
Diesen Sommer feiert die Kanzlei zehnjähriges Jubiläum seit der Übernahme und gleichzeitig freuen sich die beiden Geschäftsführer, dass ab Juli eine dritte Steuerberaterin in ihrem Team angelobt wird. Renate Handl ist selbst junge Mutter, arbeitet seit drei Jahren bei Hauer & Partner und hat nebenberuflich die Ausbildung zur Steuerberaterin absolviert. „Mit unserem Dreierteam in der Steuerberatung sind wir optimal für die vielseitigen Anfragen unserer Kunden aufgestellt“, freut sich Ursula Hauer. Und auch Renate Handl bereut keine Sekunde ihres Weges: „Steuerberaterin ist mein Traumjob, weil man Menschen helfen kann. Viele denken, der Beruf sei trocken – ich finde, er ist genau das Gegenteil, nämlich abwechslungsreich und vielfältig. Der Job ist perfekt für Menschen, die gern mit Zahlen und genauso gern mit Menschen arbeiten.“
Die Klienten der Kanzlei schätzen vor allem die kurzen Kommunikationswege und die rasche Reaktionszeit sowie die Lösungsorientierung. „Unternehmen werden heutzutage mit so vielen Anforderungen und Verwaltungsaufwand konfrontiert, dass sie froh sind, wenn sie gewisse Bereiche abgeben können. Wir verstehen uns als vollumfänglicher Ansprechpartner, mit dem sie gemeinsam Lösungen erarbeiten können.“ Neben der klassischen Steuerberatung wird die Kanzlei mittlerweile bei manchen Kunden in Personalentscheidungen involviert, unterstützt bei Umstrukturierungen im Unternehmen oder bei der Produktkalkulation.
Offen für neue Mitarbeitende
Das fünfzehnköpfige Team profitiert von dieser Vielfalt ebenso. „So können wir unseren Mitarbeitenden nämlich die Möglichkeit geben, in ganz unterschiedliche Themen reinzuschnuppern und sich weiterzubilden.“ Ursula und Thomas ist ganz wichtig, ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeitenden zu haben und eine wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe zu leben. Sie sind übrigens immer auf der Suche nach Menschen, die ihr Team ergänzen. Ob Quereinsteigerin, Mitarbeiter mit Berufserfahrung, Steuerberaterin oder Partner – ein weiteres Wachstum der Kanzlei ist gern gesehen. „Es ist ein extrem verantwortungsvoller Bereich, in dem wir tätig sind. Es braucht Genauigkeit, Gewissenhaftigkeit, viel Vertrauen und Bereitschaft zur Weiterbildung. Wer das mitbringt, dem haben wir ein sehr abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld zu bieten.“
Stellt sich nur noch die Frage, ob die beiden darauf hoffen, dass ihre Kinder die Kanzlei eines Tages übernehmen. „Ich wünsche mir am meisten, dass wir ihnen ein gesundes Werteverständnis mitgeben und ein Bewusstsein, dass man mit Einsatz, Ehrgeiz, Fleiß und Motivation vieles erreichen kann, wenn man möchte. Wenn sie darüber hinaus noch die Leidenschaft zur Steuerberatung in sich tragen, freut es uns. Denn wir sind der Ansicht: Nur was man gerne macht, macht man gut.“ Eben genau wie die Eltern selbst.
Redaktion
Fotos
Alexandra Gröbner